US-Zölle Insider packt aus: Wie Trumps Politik eine deutsche Firma in den USA trifft

Donald Trump spielt mit den Zöllen. Und viele Unternehmen sind verwirrt. Ein Manager eines deutschen Zulieferers schildert die bizarren Auswirkungen.
US-Präsident Donald Trump kennt keine Gnade. Anfang April traten US-Zölle auf Autoimporte in Höhe von 25 Prozent in Kraft. Am 3. Mai sollten sie auf importierte Autoteile ausgeweitet werden. Die Autobauer in den USA trifft das hart: Die Lieferketten für die Autofertigung verlaufen grenzüberschreitend. Albert Gray, Nordamerika-Chef des deutschen Autozulieferers Fehrer aus Franken, sagte dem Magazin "Der Spiegel": "In den Nachrichten ist von 145 Prozent, von 10 Prozent oder von 25 Prozent die Rede, aber niemand weiß wirklich, wie das im Einzelnen aussieht."
Am Dienstag justierte Trump nach. Er will die Auswirkungen auf die Autobauer mindern: So sollen Unternehmen, die Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte zahlen, keine weiteren Abgaben zahlen müssen wie etwa auf Stahl und Aluminium. Auf Stahl- und Aluminiumprodukte greifen seit Mitte März Importaufschläge von ebenfalls 25 Prozent.
Doch die Verwirrung längst da. Beispiel Fehrer. Das Unternehmen aus Franken betreibt seit 1999 ein Werk im US-Bundesstaat South Carolina, 2010 folgte eine weitere Fabrik in Alabama. Es beliefert von dort die Großen der Branche mit Komponenten für den Auto-Innenraum: deutsche Hersteller wie BMW, VW und Mercedes, aber auch Unternehmen wie Tesla und Volvo. Mit Ford liefen zuletzt Gespräche. Aber Trumps Zollpolitik verunsichert den Markt.
Der Markt in Nordamerika ist eng verschränkt, viele Teile wandern zwischen Mexiko, den USA und Kanada über die Grenze. Oft mehrfach. Doch aktuell weiß niemand, was gerade gilt. "Wir haben unsere Lieferanten zwischendurch angewiesen, die Lkw in Mexiko vor der Grenze stehenzulassen, weil wir nicht wussten, was kommt", sagte Fehrer-Manager Gray dem "Spiegel."
Dass Trump es insbesondere auf China abgesehen hat, stellt ein zusätzliches Problem dar, denn auch Fehrer bezieht Komponenten von dort. "Die Masse unserer Komponenten kommt aus China, der Rest aus Europa. 145 Prozent Zoll auf Importe aus China, das ist unfassbar", sagt Gray.
Trump begründet seine Zollschritte unter anderem mit der Hoffnung auf eine Verlagerung der Produktion in die USA und das Schaffen von Industriearbeitsplätzen. Schließlich stellen die Industriearbeiter einen wichtigen Teil seiner Wählerschaft. Doch eine solche Verlagerung der Produktion in die USA ist nicht einfach. Der Bau neuer Fabriken braucht Zeit. Fehrer-Manager Gray sagt dazu: "Wenn ich mein Werk aus Mexiko in die USA holen würde, dann reden wir von mindestens eineinhalb Jahren. Aber weiß ich, ob in sechs Monaten das Thema Zoll noch eine Rolle spielt?"
Und teuer würden die Produkte zudem. "Hier in South Carolina träumen manche davon, die Blue-Jeans-Produktion zurückzuholen. Aber wer soll 300 oder 400 Dollar für eine Hose zahlen? Das wird niemals funktionieren", sagt Gray. Das liegt auch daran, dass auf dem US-Arbeitsmarkt Fachkräfte fehlen – eine Folge der restriktiven Migrationspolitik. Die Löhne steigen kräftig. Das treibt die Kosten weiter.
- Nachrichtenagentur AFP
- spiegel.de: "Wer soll 300 oder 400 Dollar für eine Hose zahlen?"