Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Des Pudels Kern Warum neue Energieformen der Schlüssel zu Wohlstand sind
Die Weltwirtschaft knirscht: Ein Grund dafür ist, dass Geld immer mehr seinen Wert verliert. Um unseren Lebensstandard zu sichern, gibt es deshalb nur einen Weg.
Es wird geliebt und verteufelt. Die einen sprechen nicht darüber, andere prahlen mit. Beim Thema Geld scheiden sich die Geister. Aber wir alle nutzen es jeden Tag und haben Angst, es zu verlieren.
Geld als Energiewertmarken
Seit der Krise von 2008 haben viele das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist – ohne genau zu verstehen, was genau nicht stimmt. Die Zentralbanken der Welt sind gefühlt im Dauerkrisen-Modus und weltweite Schuldenstände auf Rekordniveau. Es gibt negative Zinsen, Warnungen vor Deflation auf der einen Seite und steigenden Preisen für Lebensmittel und Mieten auf der anderen.
Ein neuer Blickwinkel kann für Klarheit sorgen: Geld ist im Grunde nichts anderes als Energiewertmarken. Viele haben den Begriff "Petrodollar" schon einmal gehört. Er beschreibt die Tatsache, dass der Dollar nicht von Gold, sondern von Öl gedeckt ist. Da alle großen Währungen frei konvertierbar sind, also Sie jederzeit Euros, Yen oder britische Pfund in US-Dollar tauschen und dafür Öl kaufen können, gilt im Grunde die Aussage: Diese Währungen sind durch Öl gedeckt.
Wir brauchen Energie für alle Bereiche des Lebens
Aber warum ist Öl so besonders? Ähnlich wie beim Geld gilt: Wir können nicht mit und nicht ohne leben. Es ist unser Energiehunger, den wir mit Hilfe der fossilen Brennstoffe stillen.
So werden wir zu klimabesorgten Klimasündern. Wir benötigen Energie für absolut alles, was wir täglich tun: Wir fahren Auto oder Bahn, heizen oder kühlen unsere Häuser, transportieren Rohstoffe um die halbe Welt, bauen Maschinen, die Maschinen bauen, die dann sogar Häuser für uns errichten können, bewässern unsere Felder, düngen und stellen hochautomatisiert Nahrung für fast acht Milliarden Menschen her.
Selbst für die Rohstoffgewinnung benötigen wir Unmengen an Energie. Da es schwieriger wird, Öl, Gas und Kohle aus dem Boden zu holen, gleichzeitig aber die Gesamtmenge an Geld im Umlauf steigt, ist die Konsequenz: Der Energiegehalt pro Wertmarke fällt. Dieser Effekt ist nicht neu und hat bereits vor längerer Zeit eingesetzt.
Die EZB hat den Energiehalt des Geldes verwässert
Durch die "Energiebrille" betrachtet, erhalten die Wörter "zu teuer" somit eine neue Bedeutung: Uns fehlt die Energie. 2008 mussten sich US-Amerikaner mit geringeren Einkommen entscheiden, ob sie lieber Autofahren wollen oder die Raten für ihre Häuser bedienen sollten. Viele entschieden sich für das Auto, womöglich aufgrund fehlender öffentlicher Transportmöglichkeiten. Der Traum, dass absolut jeder ein Haus besitzen kann platze jäh – energetisch ist dies wohl nicht mehr machbar.
Ähnlich mit der Euro-Krise in 2011. Viele Staaten hatten ihren Gläubigern zu große Versprechen gemacht. Die hohen Energiepreise drückten auf die Wirtschaft, dies führte zu geringeren Staatseinnahmen und somit zu Schieflagen. Die EZB musste eingreifen – und tut dies auch heute noch. Durch den Kauf von Staatsanleihen hat sie die Gesamtmenge an Geld erhöht, damit aber den Energiegehalt pro Euro verwässert. Die Konsequenzen des EZB-Eingreifens spüren wir alle. Die Preise für Lebensmittel steigen etwa, denn der Energiegehalt dieser ist ja in etwa gleich geblieben.
Die Zahlen sehen gut aus – das Gefühl ist anders
Dies ist der Kern des unguten Gefühls: Die offiziellen Zahlen sehen gut aus, passen aber nicht mit unseren täglichen Erfahrungen zusammen. Daraus entsteht wiederum der Eindruck, dass Politiker lügen würden und populistische Ideen mit einfachen Lösungen und falschen Schuldzuweisungen finden Gehör. Es entsteht eine diffuse Angst vor der Zukunft, die gefühlt schlechter sein wird als die Vergangenheit.
Doch was können wir tun? In Deutschland haben wir uns entschieden, auf Atomkraft zu verzichten. Wir möchten den Kohleausstieg schaffen und auch den Einsatz fossiler Brennstoffe in Zukunft vermeiden. Erneuerbare Energien helfen dabei, aber bei weitem nicht genug. Sie müssen deutlich ausgebaut und wesentlich effizienter in der Nutzung werden. Außerdem sollten möglicherweise neue Quellen erschlossen werden. Ein spannendes Projekt zur Kernfusionstechnik befindet sich hierzu mit Wendelstein 7-X in Deutschland.
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Um unseren Lebensstandard zu sichern und nicht weiter erodieren zu lassen, muss unsere Energieversorgung gesichert werden. Sie ist die Basis allen Wirtschaftens und somit eines friedvollen Zusammenlebens. Deshalb sollte sie den Kern aller politischen Diskussionen bilden. Lösen wir dieses Problem, werden sich etliche andere in Wohlgefallen auflösen und der energetische Wert unserer Währung wird konserviert.
Christian Richter ist seit 2003 Händler für Aktienderivate bei der Commerzbank. Der Wirtschaftsingenieur beschäftigt sich seit 2008 mit der Wirtschaftskrise und ihren Folgen.