Kernkraftwerk Philippsburg 2 Mitarbeiter täuscht Kontrollen in AKW nur vor
Im Atomkraftwerk Philippsburg 2 sind Sicherheitskontrollen nur vorgetäuscht worden. Der zuständige Mitarbeiter habe nur so getan, als hätte er die Prüfungen vorgenommen.
Das Atomkraftwerk ist derzeit wegen einer turnusmäßigen Revision ohnehin nicht am Netz. Wie das Ministerium mitteilte, hatte der Betreiber EnBW bei Untersuchungen festgestellt, dass ein Mitarbeiter eine wiederkehrende Prüfung an einem Störfallmonitor zwar in einem Prüfprotokoll dokumentiert, tatsächlich aber gar nicht durchgeführt hatte.
Nachforschungen ergaben demnach zudem, dass die Kontrolle in sieben weiteren Fällen nur vorgetäuscht wurde. Der Energiekonzern betonte, die Funktionstüchtigkeit der Einrichtungen sei gewährleistet. Das habe durch frühere und spätere Prüfungen nachgewiesen werden können. Der Mann war demnach über einen externen Dienstleiter im Block 2 des Kernkraftwerks Philippsburg beschäftigt.
Betrieb bis auf Weiteres untersagt
Das Umweltministerium als zuständige Aufsichtsbehörde reagierte mit einer aufsichtlichen Anordnung. Damit solle EnBW nach einer noch ausstehenden Anhörung vorläufig untersagt werden, das Kraftwerk wieder anzufahren.
"Meines Wissens nach ist es das erste Mal, dass eine vorgeschriebene Prüfung in einem deutschen Kernkraftwerk offenbar bewusst vorgetäuscht wurde", erklärte Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). "Das ist hochgradig beunruhigend und nicht akzeptabel."
Nach derzeitigem Kenntnisstand hätten die vorgetäuschten Prüfungen zwar keine sicherheitsrelevanten Auswirkungen und auch die Emissionsüberwachung sei gewährleistet gewesen.
"Aber bevor die EnBW nicht nachgewiesen hat, dass die Anlage vorschriftsmäßig und sicher betrieben wird, darf sie nicht mehr angefahren werden. Außerdem erwarte ich von der EnBW Vorkehrungen, um solche Täuschungen künftig auszuschließen", erklärte Untersteller.
Ähnlicher Fall in Biblis
Das hessische Umweltministerium berichtet von einem vergleichbaren Fall in den Jahren 2014 und 2015 bei Prüfungen am AKW Biblis, das zu diesem Zeitpunkt allerdings schon abgeschaltet war. Die Täuschung sei im Mai 2015 aufgefallen und dem Mitarbeiter sei gekündigt worden. Daraufhin sei eine Rotation der Prüfer und ihre stärkere Kontrolle beschlossen worden.