Tiefster Stand seit sieben Jahren Chinas Exporte brechen um ein Viertel ein
Chinas Außenhandel hat im Februar den stärksten Einbruch seit der Finanzkrise 2009 erlitten. Die Ausfuhren sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat in Dollar gerechnet um um 25,4 Prozent, teilte die Zollverwaltung in Peking mit.
Experten hatten zwar mit einem erneuten Minus gerechnet, aber nicht mit einem so hohen Wert. Im Januar waren die Exporte um gut 11 Prozent zurückgegangen.
Der Dax reagierte auf die schwachen Daten aus China und sank in der ersten Handelsstunde um 1,20 Prozent auf 9661,55 Punkte. Zuletzt hatte sich der deutsche Leitindex in drei starken Wochen in der Spitze um über 10 Prozent erholt.
Experten: Neujahrsfest hat Daten verzerrt
Allerdings könnten die Ergebnisse durch das chinesische Neujahrsfest verzerrt sein, warnen Ökonomen vor allzu großem Pessimismus.
"Die Exporte waren im Februar vergangenen Jahres sehr stark, weil das Neujahrsfest so spät gefeiert wurde und die dadurch verursachten Urlaubsunterbrechungen in den März hinein fielen", sagte Analyst Julian Evans-Prichard von Capital Economics. "In diesem Monat könnte es deshalb eine deutliche Gegenbewegung mit sehr starken Zahlen geben."
Die Zahlen sind schon seit längerem rückläufig
Der Einbruch bei den Ausfuhren zeigt aber trotzdem, wie schwer es Chinas Regierung hat, die eigenen Wachstumsziele zu erreichen. Sie ist dabei mehr und mehr auf die Nachfrage im Inland angewiesen.
Die Importe von Waren gingen im Februar um knapp 14 Prozent zurück. In der Handelsbilanz fiel ein Überschuss von 32,6 Milliarden Dollar an. Das sind rund 46 Prozent weniger als vor einem Jahr. Importe und Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft sind bereits seit gut einem Jahr stark rückläufig.
Günstigere Wettbewerber aus Südostasien
Der Einbruch von Chinas Außenhandel setzt sich damit ungebremst fort. Bereits seit gut einem Jahr ist Chinas Handel mit dem Rest der Welt kräftig ins Stocken geraten. Zu schaffen macht den Exporteuren des Landes vor allem die schwächelnde Weltwirtschaft, die die Nachfrage nach Produkten aus China sinken lässt.
Ein weiteres Problem für chinesische Unternehmen sind neue, günstigere Wettbewerber vor allem in Südostasien. Weil in China die Lohnkosten steigen, können Länder dort günstiger produzieren. Deshalb gehen der zweitgrößten Volkswirtschaft Aufträge verloren.
Land arbeitet an neuem Wirtschaftsmodell
Die derzeit in Peking laufende Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses zeigt, dass China mit Hochdruck an einer Lösung für seine wirtschaftlichen Probleme arbeitet. Regierungschef Li Keqiang legte am Wochenende den neuen Fünf-Jahres-Plan des Landes vor, der die Wirtschaft auf ein neues Fundament stellen soll.
Statt weiter die "Werkbank der Welt" zu sein, sollen die Unternehmen des Landes innovativer werden. Außerdem soll durch einen stärkeren Dienstleistungssektor der Binnenkonsum angekurbelt werden.
Nachdem Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent so langsam wuchs wie seit 25 Jahren nicht mehr, soll das durchschnittliche Wachstum laut Li Keqiang in den nächsten fünf Jahren mindestens 6,5 Prozent betragen.
Experten halten es allerdings für unwahrscheinlich, dass Peking dieses Ziel erreichen kann, sollte sich die Abkühlung des Außenhandels im gleichen Tempo fortsetzen.