Alarmierende Zahlen Deutsche Bank verliert fast eine Milliarde
Zahlen-Schock bei der Deutschen Bank: Der Branchenprimus hat im Schlussquartal 2013 überraschend ein Minus vor Steuern von mehr als einer Milliarde Euro verbucht. Das teilte das Institut auf Basis vorläufiger Daten in Frankfurt mit. Unterm Strich steht für das zurückliegende Vierteljahr demnach ein Fehlbetrag von fast einer Milliarde Euro. Rechtsstreitigkeiten und ein Einbruch beim Investmentbanking haben das Geldhaus tief in die roten Zahlen gedrückt.
Ergebnis enttäuscht
Damit schrumpfte der Überschuss im Gesamtjahr 2013 auf 1,1 Milliarden Euro. Das war zwar im Vergleich zum extrem schwachen Vorjahresergebnis von 315 Millionen Euro ein kräftiger Zuwachs, allerdings verfehlte die Bank damit die Erwartungen von Analysten deutlich.
Die Gründe dafür waren vor allem das schwache Geschäft mit Anleihen, Kosten für Rechtsstreitigkeiten und Belastungen aus dem Abbau von Risiken. Vor der Mitteilung der Zahlen hatte es in Medienberichten zum Teil Spekulationen über eine mögliche Gewinnwarnung gegeben.
Ziele 2015 im Fokus
Zwar äußerten sich die Co-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fitschen und Anshu Jain zuversichtlich, alle für 2015 gesetzten Ziele zu erreichen. Gleichwohl betonten sie: "Wir erwarten, dass 2014 ein Jahr mit weiteren Herausforderungen und ihrer disziplinierten Bewältigung sein wird."
2013 sei das zweite Jahr in Folge gewesen, in dem die Bank in das künftige Wachstum sowie in die weitere Stärkung der Kontrollen investiert und Altlasten abgearbeitet habe: "Diese Faktoren beeinflussten unsere Finanzergebnisse." Als Fitschen und Jain im Jahr 2012 Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank ablösten, hatten sie ihre Planungen auf das Jahr 2015 ausgerichtet.
"Gleichwohl erzielten wir im operativen Kerngeschäft eines der besten Ergebnisse der vergangenen zehn Jahre und haben die Deutsche Bank fitter, sicherer und ausgewogener gemacht", betonten Jain und Fitschen.
Rechtsstreitigkeiten kosten Milliarden
Allein die zahlreichen juristischen Konflikte etwa wegen windiger Hypothekengeschäfte in den USA vor der Finanzkrise sowie der Beteiligung an den Manipulationen bei wichtigen Zinssätzen kosteten die Bank 2,5 Milliarden Euro. Für weitere Prozesse sind zusätzlich 2,3 Milliarden Euro zurückgelegt.
Im Rechtsstreit mit den Erben des mittlerweile verstorbenen Medien-Moguls Leo Kirch droht der Bank weiterhin eine Schadensersatzzahlung in Milliardenhöhe. Auch bei den Ermittlungen wegen des Verdachts auf Wechselkursmanipulationen gehört die Deutsche Bank zu den untersuchten Instituten.
Sonderprüfung der BaFin droht
Laut "Spiegel" will die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ihre Ermittlungen verschärfen und den Devisenhandel der Bank einer Sonderprüfung unterziehen. Die Aufseher gehen demnach der Frage nach, ob der größte
Währungshändler der Welt diesen Bereich ordnungsgemäß organisiert hat und ausreichend kontrolliert.
Eine Sonderprüfung ist das schärfste Mittel, dass der Aufsichtsbehörde bei Ermittlungen zur Verfügung steht. Ein BaFin-Sprecher wollte den Bericht mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. Die Finanzaufseher ermitteln seit Herbst bei der Deutschen Bank. In der vergangenen Woche hatten Medien über Beurlaubungen mehrerer Devisenhändler in New York und anderen US-Niederlassungen der Deutschen Bank berichtet, eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.
Am stärksten nach unten zog die Deutsche Bank aber der Abbau der Risiken in der internen "Bad Bank", deren Bilanzsumme 2013 schon fast um die Hälfte auf 53 Milliarden Euro geschrumpft ist. Bei ihr standen allein im Quartal 1,1 Milliarden Euro Verlust zu Buche, im Gesamtjahr waren es 3,2 Milliarden Euro. Auf die kurz vor dem Verkauf stehende Tochter BHF-Bank schrieb das Geldhaus noch einmal 200 Millionen Euro ab.
Sparprogramm und Investitionen belasten
Zudem drückten die Kosten für das eingeleitete Sparprogramm und für Investitionen etwa in die Stärkung des Mittelstandsgeschäfts in Deutschland auf die Bilanz. Belastend wirkten sich diesmal auch Bilanzierungseffekte bei den eigenen Schulden aus.
Schwach lief in der zweiten Jahreshälfte wie bei den US-Konkurrenten das für die Deutsche Bank sehr wichtige Geschäft mit Anleihen. Viele Anleger hielten sich angesichts des erwarteten Ausstiegs der US-Notenbank aus der ultralockeren Geldpolitik zurück.
Lichtblick in der Vermögensverwaltung
Außerdem litten die Investmentbanken unter den Folgen des lähmenden US-Haushaltsstreits. Im Transaktionsgeschäft bekam die Deutsche Bank die niedrigen Zinsen zu spüren, während der Umbau in der Vermögensverwaltung erste Früchte trug. Ein stabiles Ergebnis erzielte das Privatkundengeschäft.