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Schuldenkrise: Coca Cola flüchtet aus Griechenland


Schuldenkrise
Erste Großbetriebe verlassen Griechenland

Von dapd, t-online
Aktualisiert am 12.10.2012Lesedauer: 3 Min.
Griechenland-Krise: Coca-Cola Hellenic verlegt seinen Sitz in die SchweizVergrößern des Bildes
Coca-Cola Hellenic verlegt seinen Sitz in die Schweiz (Quelle: afp)
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So manchem Leser schießt wohl der Spruch von den Ratten und dem sinkenden Schiff in den Kopf. Mit Coca Cola Hellenic (CCH) flüchtet Griechenlands nach Börsenkapitalisierung größtes Unternehmen ins Ausland. Der Sitz des Getränke-Abfüllers solle künftig in der Schweiz sein, der Börsenplatz in London. Auch die Milch- und Joghurtfirma FAGE gab bekannt, ihren Firmensitz ins Ausland zu verlegen. Der Exodus Griechenlands greift auf die Wirtschaft über.

Die Verlagerung zur größten europäischen Börse spiegle den internationalen Charakter der Firma besser wider, lautete die Begründung von Coca-Cola. Der weltweit zweitgrößte Cola-Abfüllbetrieb hatte sich zuletzt aber auch über höhere Steuern beklagt, die im Zuge der Sparmaßnahmen zur Bekämpfung der Schuldenkrise erlassen wurden.

Unsicherheiten über Verbleib Griechenlands in der Eurozone

Ohnehin überweisen viele Unternehmen ihre Umsätze aus Griechenland täglich ins Ausland. Die Unsicherheiten über den Verbleib des Landes in der Eurozone und eine Zuspitzung der Lage wiegen offenbar zu schwer. Die Cola-Fabrik in Griechenland solle jedoch in Betrieb bleiben.

Derzeit arbeiten landesweit noch 278.000 Handelsfirmen. Davon befinden sich 63.000 im roten Bereich. Falls sich die Lage nicht radikal verbessert, dann werden die meisten bis zum Jahresende das Handtuch werfen. Den Rückzug der Großfirmen, kommentiert Dimitris Asymakopoulos mit beißender Ironie: "Die haben keinen ökonomischen Patriotismus. Sie haben die Wahl, ins Ausland zu ziehen. Wir nicht. Wir müssen bleiben."

Kein Euro für Investitionen

Asyamakopoulos leitet eine 1915 gegründete Konditorei in der Athener Innenstadt und ist zugleich Präsident des Griechischen Verbandes der Gewerbebetriebe. Die von der Statistikbehörde des Landes bekannt gegebene Nachricht, wonach die Arbeitslosenrate in Hellas im Monat Juli auf die Rekordmarke von 25,1 Prozent geklettert ist, ist für ihn keine Überraschung. "Kein Unternehmer holt auch nur einen Euro für Investitionen aus der Tasche, wenn er nur 1000 Euro an Rücklagen hat und zugleich Löhne, Gehälter, Steuern und Abgaben zu zahlen hat", sagt er.

Griechen von kollektiver Depression erfasst

Auch der Umstand, dass die "Grexit"-Debatte um einen Euro-Ausstieg Griechenlands erst einmal vorbei scheint und Bundeskanzlerin Angela Merkel die Griechen bei ihrem Besuch in Athen mit durchaus warmen Worten bedachte, scheint nichts zu ändern. "Was hilft es mir, wenn mir einer auf die Schulter klopft, ich aber gleichzeitig höhere Steuern und Abgaben begleichen muss", sagt Asymakopoulos. Die Rechnung sei ganz einfach: "Wer mehr bezahlt als er einnimmt, hat keine Zukunft. Die Griechen sind von einer kollektiven Depression erfasst."

Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau

Fest steht: 1.261.604 Menschen waren im Juli in Griechenland erwerbslos. Inmitten der Touristensaison ist die Arbeitslosigkeit in Hellas im Vergleich zum Vormonat damit noch gestiegen. Besonders betroffen sind Frauen (29 Prozent), die 15- bis 24-Jährigen (54,2 Prozent), die nordwestgriechische Region Epirus (27,1 Prozent) sowie der Großraum Athen (25,2 Prozent). Binnen vier Jahren ist die Arbeitslosenrate um dramatische 17,7 Prozent gestiegen. Und die Aussichten sind düster. "Wir gehen davon aus, dass die statistische Arbeitslosigkeit im bevorstehenden Winter auf 29 Prozent steigen wird", sagt Savvas Robolis vom Institut für Arbeitsfragen der Dachgewerkschaft GSEE. Die reale Arbeitslosigkeit werde sich den Prognosen zufolge auf 34 Prozent erhöhen.

Auch Vassilis Korkidis, Präsident der Griechischen Groß- und Einzelhändlervereinigung (ESEE), legt den Finger in die Wunde: "Es gibt im Privatsektor keine Liquidität, keine Kredite, keinen Konsum." Laut der jüngsten ESEE-Studie sind in Griechenland seit Anfang 2011 insgesamt 68.000 Groß- und Einzelhandelsfirmen geschlossen worden. Dabei verloren 135.000 Menschen ihre Arbeit.

Griechen werden raus aus dem Euro wollen

Konditorei-Besitzer Asymakopoulos hat zwar ein eigenes Geschäft, aber kein Einkommen mehr. Denn seit vier Monaten verzichtet er auf sein eigenes Gehalt. "Um nicht noch weitere Beschäftigte zu entlassen", sagt er. Eigentlich ist Asymakopulos ein glühender Euro-Befürworter. Doch er warnt: "Wir sind in der Eurozone, haben aber keine Euro in der Tasche." Ginge das so weiter, würden die Griechen in einem Jahr nicht mehr gegen den Sparkurs protestieren. Dann werde es heißen: "Wir wollen raus aus dem Euro und Europa!"

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