Konjunktur Spaniens EU-Minister warnt Deutschland
Spaniens EU-Minister Iñigo Méndez de Vigo hat die Deutschen zu mehr Solidarität in der Euro-Krise aufgefordert und dabei an die Hilfe für Deutschland nach dem Krieg erinnert. Der "Bild"-Zeitung sagte er: "Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in einer weitaus schwierigeren Situation auch sehr geholfen, viele Länder haben auf Geld zugunsten Deutschlands verzichtet. Das sollte Deutschland nicht vergessen."
Deutsche reden Hellas in die Pleite
Der Minister warnte zugleich deutsche Politiker davor, Griechenland in die Pleite zu reden. "Ich halte es für sehr gefährlich, was gerade auch in Deutschland passiert. Man bekommt das Gefühl, dass einige Politiker eine Pleite förmlich herbeireden wollen", sagte Méndez de Vigo. Wenn in Deutschland weiter so diskutiert werde, zerbreche die Euro-Zone bald. Besser wäre es, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Forderung nach stärkerer Zusammenarbeit
Deutschland habe wie kein anderes Land von den Exporten innerhalb der EU profitiert, hob der Politiker hervor. Die EU sei eine Erfolgsgeschichte des Aufbaus, des friedlichen Miteinanders. Die richtige Antwort auf die Euro-Krise sei eine noch stärkere Zusammenarbeit, sowohl politisch als auch wirtschaftlich.
"Wir packen Probleme an"
Zur Verfassung Spaniens sagte Méndez de Vigo: "Unsere Wirtschaft ist stark, der Staat funktioniert, wir packen die Probleme an." Die Lage Spaniens sei keineswegs vergleichbar mit der in anderen Krisenstaaten, weshalb sei auch nicht denkbar sei, unter den Euro-Rettungsschirm Schutz suchen zu müssen. Damit es aber mit den "absurd hohen Zinsen" für spanische Staatsanleihen ein Ende habe, müsse sich die Europäische Zentralbank (EZB) bewegen. Es brauche ein deutliches Zeichen an die Märkte, sonst drohten in Spanien größere Probleme und dann wäre die Euro-Zone insgesamt betroffen.
Möglichst keine Eurobonds
Die Einführung von Eurobands sei für Méndez de Vigo die allerletzte Möglichkeit. Zuerst müssten seiner Meinung nach die politischen Strukturen innerhalb der EU verändert werden - und dann gäbe es auch noch andere Wege, um aus der Krise herauszukommen, so der Minister.
Medien berichten über weitere EZB-Hilfen
Zuletzt hatten mehrere Medien berichtet, die Euroländer seien bereit, weitere Hilfen aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF für Spanien mitzutragen. Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtete unter Berufung auf Quellen in Brüssel, die Europäische Zentralbank (EZB) wolle spanische Staatsanleihen von Geldinstituten und anderen Investoren kaufen, um so die Nachfrage zu erhöhen und die Zinslast zu verringern. Die Bank soll demnach im Namen des Fonds tätig werden. Voraussetzung wäre allerdings ein entsprechender Antrag Spaniens.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dementierte jedoch umgehend die Berichte und wies darauf hin, es sei bereits ein hinreichend großes Hilfspaket für Spanien geschnürt worden. Dieses 100-Milliarden-Euro-Paket zur Rekapitalisierung spanischer Banken schließe auch eine Soforthilfe von 30 Milliarden Euro ein.