Einbruch der Landeswährung Rauswurf von Notenbankchef belastet türkische Finanzmärkte

Die Entlassung des Chefs der türkischen Notenbank durch Präsident Erdogan belastet die türkischen Finanzmärkte. Die Landeswährung ist vorübergehend um mehr als zwei Prozent eingebrochen.
Nach der Entlassung des Chefs der türkischen Notenbank durch Präsident Recep Tayyip Erdogan ist die Landeswährung Lira am Montag vorübergehend um mehr als zwei Prozent eingebrochen. Analysten hatten die Reaktion vorhergesehen und gesagt, die Entscheidung vom Samstag habe Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank verstärkt.
Die Entlassung des türkischen Notenbankchefs versetzt Anleger in Unruhe. Der Leitindex der Istanbuler Börse verlor am Montagvormittag um bis zu 1,8 Prozent. Der Ausverkauf bei Anleihen trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf 16,36 von 15,72 Prozent. Die Währung des Landes ging ebenfalls auf Talfahrt. Im Gegenzug verteuerten sich Dollar und Euro um bis zu 3,5 Prozent auf 5,7930 beziehungsweise 6,5364 Lira.
Erdogan hat Zentralbankchef Cetinkaya abberufen
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende Zentralbankchef Murat Cetinkaya abberufen. Sein Nachfolger werde der bisherige Vize Murat Uysal. Dieser gilt als Befürworter einer lockeren Geldpolitik. Dies schüre Spekulationen, dass die Notenbank die Zinsen auf ihrer kommenden Sitzung Ende Juli deutlich senken werde, sagte Analyst Yusuf Kavak vom Brokerhaus Isik Securities.
Wer Cetinkaya nachfolge, sei allerdings irrelevant, betonte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Schließlich müsse jeder Zentralbanker mit seiner Entlassung rechnen, wenn er sich nicht dem Willen Erdogans beuge. Dieser hatte immer wieder niedrigere Zinsen gefordert.
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Talfahrt der türkischen Währung sei noch nicht zu Ende
Den Experten der BayernLB zufolge ist die Talfahrt der türkischen Währung noch nicht zu Ende. "Das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Lira wird ob solch massiver Eingriffe in die Unabhängigkeit der Zentralbank erneut auf eine harte Probe gestellt. Aber wer in solchen Ländern aktiv ist und immer noch investiert, dürfte Kummer ja gewöhnt sein", konstatieren die Analysten.
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters