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Pro und Kontra: Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank


Pro und Kontra
Was spricht für die Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank?

Von dpa
21.09.2018Lesedauer: 4 Min.
Commerzbank-Zentrale und Deutsche Bank-Logo: Immer wieder gibt es Spekulationen um eine Fusion der beiden Finanzinstitute.Vergrößern des Bildes
Commerzbank-Zentrale und Deutsche Bank-Logo: Immer wieder gibt es Spekulationen um eine Fusion der beiden Finanzinstitute. (Quelle: Arne Dedert/dpa-bilder)

Alternativlos? Oder vielleicht doch keine so gute Idee? Über eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank wird immer wieder spekuliert. Es spricht einiges dafür, aber auch viel dagegen.

Deutschlands Traum von einer erfolgreichen Großbank hält an. Regelmäßig beflügeln Fusionsfantasien die Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank. Doch dass ein solcher Zusammenschluss ein Erfolgsmodell wäre, ist keineswegs ausgemacht – auch wenn mancher Politiker eine Hochzeit der beiden verbliebenen großen deutschen Privatbanken charmant fände.

Deutsche Bank fliegt aus EuroStoxx 50

Neue Nahrung könnte die Idee einer Bündelung der Kräfte durch die jüngsten Rückschläge für Deutsche Bank und Commerzbank an der Börse bekommen: Am 24.9. fliegt die Deutsche Bank aus dem europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und zählt damit nicht mehr zu den 50 wertvollsten Börsenunternehmen im Euroraum.

Commerzbank steigt aus Dax aus

Am selben Tag muss die Commerzbank ihren Platz im deutschen Leitindex Dax räumen. Und ausgerechnet für ein Unternehmen, das sein Geld mit einer Dienstleistung verdient, die gut auch eine Bank erledigen könnte: der Zahlungsabwickler Wirecard.

Was spricht für einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank – und was dagegen?

PRO

  • Kostensenkung: Auf Dauer könnten in einer größeren Einheit die Kosten sinken. Das Analysehaus RBC beziffert die möglichen Einsparungen auf 2,1 Milliarden Euro. Zwar haben beide Konzerne in den vergangenen Jahren kräftig Personal abgebaut, aber eine Fusion würde sicher an den Zentralen und dem Filialnetz nicht spurlos vorübergehen.
  • Digitalisierung: Bei der Modernisierung der – nach Einschätzung des im April abgesetzten Konzernchefs John Cryan – "lausigen" IT der Deutschen Bank könnten sich die beiden Banken zusammentun – und dabei gleich das Mega-Thema Digitalisierung mit vereinten Kräften vorantreiben.
  • Größere Kundenzahl: Auf dem umkämpften Heimatmarkt Deutschland hätten die Institute mit zusammen über 30 Millionen Privatkunden mehr Schlagkraft. Einfacher würde das Geldverdienen aber nicht unbedingt. Denn Deutschland gilt als "overbanked": Tief verwurzelt in den Regionen sind unter anderen 385 Sparkassen sowie 915 Volks- und Raiffeisenbanken.
  • Internationale Relevanz: Auch international könnten Deutsche Bank und Commerzbank Boden gutmachen. "Europa läuft Gefahr, dass in einigen Bereichen europäische Banken zwischen der sehr starken Ertragskraft der Häuser in den USA und den Möglichkeiten der großen chinesischen Banken eingequetscht werden und im globalen Konzert an Relevanz verlieren", warnte jüngst der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen.
  • "Global Player": Führende Politiker zeigen mehr oder weniger offen Sympathie für eine Fusion. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) stellte jüngst nüchtern fest: Es sei ein Problem für eine große Volkswirtschaft wie die deutsche, "dass die Banken ... nicht die Größe und die Globalität haben, um die Wirtschaft zu begleiten". Unions-Fraktionschef Volker Kauder bedauerte bei gleicher Gelegenheit, Deutschland fehle ein echter "Global Player" auf dem Bankenmarkt.
  • "too big to fail": Ein Wörtchen mitzureden hätte der Staat ohnehin: Der Bund ist mit gut 15 Prozent größter Einzelaktionär der Commerzbank. Der Bankenprofessor Martin Faust meint: "Ich könnte mir vorstellen, dass die Politik eine Fusion zumindest nicht torpedieren würde – auch wenn dann das Thema 'too big to fail' wieder auf die Tagesordnung käme."
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KONTRA

  • Drohende Bankenkrise: Die schiere Größe eines Konzerns aus Deutscher Bank und Commerzbank dürfte Aufsehern und Regulatoren Schweißperlen auf die Stirn treiben. De facto bestünde der deutsche Bankensektor dann im Kern aus drei riesigen Organisationen, die allesamt "too big to fail" ("zu groß zum Scheitern") wären, meint der frühere Deutsch-Banker und heutige Berater Hans Kraus: Sparkassen/Landesbanken, Genossenschaftsbanken sowie Deutsche Bank/Commerzbank.

    Während sich nach der letzten Bankenkrise zumindest noch vereinzelte brancheninterne Auffanglösungen organisieren ließen, bliebe nach der Konsolidierung der letzten beiden Großbanken – in einer etwaigen künftigen Krise – nur mehr die öffentliche Hand als Retter übrig", schrieb Kraus in einem Gastbeitrag für das Portal "finanz-szene.de".
  • Andauernde Aufarbeitung: Das wohl gewichtigste Gegenargument: Beide Institute sind zehn Jahre nach der Finanzkrise noch mit sich selbst beschäftigt. Bei der Deutschen Bank müht sich der seit April amtierende Vorstandschef Christian Sewing nach drei Verlustjahren in Folge zwar um höheres Tempo, räumte jüngst aber ein: "Es gibt noch viel zu tun."

    Und der Commerzbank-Vorstand in Person von Privatkundenchef Michael Mandel sah sich angesichts des Dax-Abstiegs genötigt zu betonen, die Bank verfolge seit Herbst 2016 "eine Strategie, die langfristig Wert für die Bank schaffen und den Kurs nach oben bringen soll. Dass das nicht innerhalb von anderthalb Jahren gelingt, war von Anfang an klar."
  • Keine Erfolgsgarantie: "Aus eins und eins wird nicht notwendigerweise zwei – schon gar nicht auf der Ertragsseite", gab angesichts der jüngsten Fusionsgerüchte Jan-Philipp Gillmann, Bereichsvorstand im Firmenkundensegment der Commerzbank, zu bedenken. Schon 2016, als ein "Sommerflirt" der Chefs von Deutscher Bank und Commerzbank kurzzeitig die Finanzpresse elektrisierte, warf Bafin-Präsident Felix Hufeld ein: Fusionen könnten zwar durchaus helfen, Kosten zu senken – "ein Allheilmittel sind sie aber nicht". Hufeld betonte: "Außerdem wird aus zwei schwachen Instituten nicht automatisch ein starkes."
  • "Kein gutes Investment": Eine Fusion in dieser Größenordnung wäre ein gewaltiger Kraftakt – ausgerechnet in einer Zeit, in der aufstrebende Finanz-Start-ups sowie Tech-Konzerne wie Apple, Google und Co. den Geldhäusern zunehmend Konkurrenz machen. Stuart Graham vom Analysehaus Autonomous Research zeichnete bei der "Handelsblatt"-Bankentagung Ende August ein düsteres Bild: "Fast alle meine Kunden halten den deutschen Bankenmarkt für kein gutes Investment." Investoren glaubten nicht, dass Deutsche Bank und Commerzbank "jemals eine angemessene Eigenkapitalrendite erzielen können".

    Graham selbst hält auch von einer Fusion der beiden Häuser wenig: Man müsse sich nur an die Dresdner-Übernahme durch die Commerzbank oder die Postbank-Übernahme durch die Deutsche Bank erinnern. "Es ist schwierig, diese Deals als Erfolg zu bezeichnen. Was macht Sie so sicher, dass eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ein Erfolg wäre?", sagt Graham.
  • Erschwerte Verhandlungen: Es gab Zeiten, da wurde die Commerzbank ohne jeden Zweifel als Übernahmeziel gewertet. Doch sie blieb eigenständig – auch wenn der Staat seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise größter Anteilseigner ist. Wegen dieser Historie ist bei den Mitarbeitern in der gelben Bank ein gewisser Stolz zu spüren. "Eine Fusion mit der Deutschen Bank würde nur auf Augenhöhe funktionieren", meint daher Bankenexperte Faust. "Die Commerzbank fühlt sich derzeit relativ stark, das könnte solche Verhandlungen erschweren."
Verwendete Quellen
  • dpa
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