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Infrastrukturfonds: So können Sie in Brücken, Straßen und Flughäfen investieren


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Infrastrukturfonds
So können Sie Ihr Geld in Brücken, Straßen und Flughäfen investieren


06.04.2022Lesedauer: 5 Min.
Eine Baustelle (Symbolbild): Ein Investment in Baufirmen kann sich lohnen.Vergrößern des Bildes
Eine Baustelle (Symbolbild): Ein Investment in Baufirmen kann sich lohnen. (Quelle: Gottfried Czepluch/imago-images-bilder)
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Bahnhöfe, Funktürme, Flughäfen: In all diese öffentlichen Einrichtung lässt sich Geld investieren. Wussten Sie nicht? Kaum verwunderlich. Dabei lässt sich damit gerade in Zeiten der Inflation gutes Geld verdienen.

Wer sein Geld an der Börse anlegt, investiert klassischerweise in Autohersteller, Versicherungen oder Chemiefirmen. Doch haben Sie schon einmal überlegt, Ihr Geld in Brücken, Straßen oder Funknetze anzulegen?

Klingt kurios, geht aber wirklich – und zwar über einen sogenannten Infrastrukturfonds. t-online erklärt, wie diese spezielle Geldanlage funktioniert und was Anleger dabei beachten sollten.

Was ist ein Infrastrukturfonds?

Wie der Name bereits vermuten lässt: Ein Infrastrukturfonds ist ein spezieller Fonds, also ein Geldkorb, der Geld in Infrastruktur investiert. Dabei lässt sich zwischen zwei grundsätzlichen Varianten unterscheiden: geschlossene oder offene Infrastrukturfonds.

Geschlossene Infrastrukturfonds legen das Geld ihren Investoren nur in ein spezielles Projekt an, etwa in den Bau oder die Sanierung einer einzelnen Brücke. Was einfach klingt, birgt für Sie als Anleger aber ein hohes Risiko, denn Sie werden damit selbst zum Unternehmer und somit direkt an Gewinnen und Verlusten beteiligt. Auch ist hier die Summe, die Sie mindestens anlegen müssen mit 10.000 Euro bis 20.000 Euro in der Regel recht hoch.

Es gibt aber noch weitere Nachteile. "Durch die hohe Fremdkapitalquote solcher Großprojekte kann es schnell zu wirtschaftlichen Problemen beim Projekt kommen", sagt Stephan Witt, Anlagestratege bei der Berliner Finum Private Finance AG, t-online.

Zudem habe man als Anleger nur bedingt ein Mitspracherecht und könne seinen Anteil vor Laufzeitende nur schwer verkaufen, so der Experte. Geschlossene Infrastrukturfonds eignen sich folglich nicht für Privatanleger.

Offene Infrastrukturfonds investieren dagegen nicht in ein konkretes Projekt, das schnell scheitern kann. Vielmehr versteht man unter offenen Infrastrukturfonds einen Fonds, der das Geld seiner Anleger in Aktien von Firmen anlegt, die ihr Geld wiederum mit dem Bau und der Instandhaltung von Infrastruktur verdienen. Deshalb spricht man auch von einem Infrastruktur-Aktienfonds.

Als Anleger investieren Sie folglich nicht direkt in eine Brücke oder einen Funkturm, sind aber trotzdem am unternehmerischen Erfolg beteiligt. Es gibt auch Infrastruktur-ETFs, die oftmals deutlich günstiger sind als aktiv gemangte Fonds (siehe entsprechender Abschnitt).

Warum sollte ich in Infrastruktur investieren?

Infrastruktur ist die Grundlage für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben: Ohne Brücken, Straßen, sauberes Trinkwasser, Bahnhöfe oder Flughäfen funktioniert nichts.

Zudem ist der Investitionsstau weltweit immens. Für den gesamten Infrastrukturbereich gehen Experten von einer Investitionslücke von mindestens 15 Billionen US-Dollar bis 2040 aus.

Das heißt: So viel müssten die Staaten in den kommenden Jahren investieren, um die Infrastruktur zu modernisieren. Das Potenzial für Anleger ist dementsprechend groß.

Experte: "Bei weitem nicht nur in Straßen anlegen"

Das weiß auch Prabal Sidana, der bei dem Schweizer Investmentunternehmen Partners Group den Geschäftsbereich Liquid Private Markets leitet und einen Infrastruktur-Aktienfonds steuert. "Eine Investition in Kern-Infrastruktur bietet für Anleger vielfältige Möglichkeiten", sagt er t-online.

"So können Investoren ihr Geld bei weitem nicht nur in Straßen oder Brücken anlegen. Darüber hinaus spielt etwa das Elektrizitätsnetz, die Wasserversorgung oder Kommunikationslösungen eine entscheidende Rolle."

Laut Sidana sollten Anleger zwischen einem Investment unterscheiden. "In entwickelten Ländern wird das Renditepotenzial vor allem von der Erneuerung und Modernisierung bestehender Infrastruktur getrieben", sagt er. "In Entwicklungsländern hingegen geht das meiste Wachstum von der Schaffung neuer Infrastruktur aus."

Andreas Heinrich, Vorstand des Vermögensverwalters Hansen & Heinrich, führt noch einen weiteren Vorteil an. "Sehr oft sind öffentliche Institutionen (auf staatlicher oder kommunaler Ebene) Vertragspartner, so dass man sich um die Bonität weniger Sorgen machen muss", sagt er t-online.

Inflationsschutz für Anleger

Daneben sieht Fondsmanager Sidana einen weiteren Pluspunkt für Privatanleger. "Infrastrukturfonds bieten einen hohen Inflationsschutz", sagt er. Denn: "Viele Firmen, in die Fonds investieren, sind reguliert und profitieren von automatischen Preisanpassungen im Falle einer Teuerung."

Andere, nicht regulierte Firmen, genießen derweil eine "starke Marktmacht und können eine Teuerung ebenfalls an den Endkunden weitergeben", sagt der Experte. "So behalten die Anlageobjekte ihren Wert."

Was sind Infrastruktur-ETFs?

Ebenso wie bei sonstigen Aktienfonds gibt es auch bei Infrastrukturfonds Fonds, die einen ganzen Aktienindex per Computersteuerung nachbilden. Sie nennt man auch ETFs ("Exchange-Traded Funds"), weil sie ausschließlich an der Börse gehandelt werden (mehr dazu lesen Sie hier).

Hier ist kein Fondsmanager nötig, die Zusammensetzung eines Infrastruktur-ETFs wird passiv gesteuert. Gibt es folglich aktuelle politische oder wirtschaftliche Entwicklungen, kann das ein ETF erst mit einer gewissen Verzögerung abbilden. Anders sieht es bei einem aktiven Fonds aus, bei dem ein Manager im Zweifelsfall direkt umschichten kann.

Auch im Preis können sich Infrastrukturfonds daher unterscheiden. Hier betrachtet man die sogenannte Gesamtkostenquote, auch TER genannt. Bei ETFs liegt sie mit etwa 0,5 bis 1 Prozent deutlich unter der von aktiven Fonds von 3 bis 5 Prozent.

Beispiel: FTSE Global Core Infrastructure Index

Ein bekannter Index ist der FTSE Global Core Infrastructure Index. Dieser listet Firmen, die mindestens 65 Prozent ihres Umsatzes im Kerninfrastrukturbereich machen, also etwa Wasser- oder Stromversorger, aber auch Bahngesellschaften wie die Canadian National Railway.

Anbei finden Sie den Kursverlauf des iShares Global Infrastructure UCITS ETF , der den FTSE Global Core Infrastructure Index nachbildet:

Welche Sektoren bieten sich besonders an?

Unabhängig davon, ob es sich um aktive Aktienfonds oder eben um ETFs handelt, gelten einige Sektoren, in denen die Unternehmen tätig sind, als besonders zukunftsträchtig. Sie als Anleger können also bei einem Investment stark profitieren.

Vermögensverwalter Heinrich nennt folgende Sektoren mit Wachstumspotenzial:

  • Wasserwirtschaft
  • Landwirtschaft/Ernährung
  • Erneuerbare Energien
  • Intelligente Stromnetze
  • Bereitstellung von Speicherkapazitäten
  • Digitale Infrastruktur, also Cloud-Computing, 5G-Netze, Investitionen in Sendeanlagen, intelligente Funkzellen, Glasfaser und Datenzentren

Sidana sieht große Wachstumspotenziale für Investoren vor allem in den Bereichen erneuerbare Energie oder Funktürme. "Neue Solar- oder Windanlagen liegen meist abgelegen und müssen an das bestehende Stromnetz angeschlossen werden, hierdurch werden beispielsweise deutlich mehr Umspannungsmasten benötigt", sagt er. "Und bei den Funktürmen ist der 5G-Ausbau ein Haupttreiber."

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Diese Sektoren sollten Sie meiden

Folgende Sektoren bieten sich laut Experte Heinrich eher weniger an:

  • Häfen
  • Öl-/Gas-Lagerung und -transport
  • Flughäfen
  • Autobahnen (Mautstellenbetreiber)

"Die aktuelle Situation zeigt, dass geopolitische Risiken in diesen Bereichen kaum zu kalkulieren sind und zum Teil sehr erhebliche Auswirkungen haben", sagt Heinrich.

"Zudem hat uns die Corona-Zeit mit teilweise strengen Lockdowns gezeigt, dass vermeintlich krisensichere Sektoren wie Mautstraßen (wenn nicht pauschale Mauts gezahlt werden, sondern je nach Nutzung) oder Flughäfen zwischenzeitlich stark beeinträchtigt sind."

Was sollten Privatanleger beachten?

Wie bei allen Investments ist es wichtig, dass Sie als Anleger Ihr Risiko breit streuen und ihr Portfolio diversifiziert aufstellen. "Am einfachsten geht das über einen Infrastrukturfonds, in dem Dutzende Firmen und Sektoren abgebildet sind", sagt Fondsmanager Sidana.

Auch müssen Sie sich entscheiden, ob Sie in einen passiven oder aktiven Fonds investieren möchten (siehe oben). Zudem gelten Infrastrukturfonds als defensive Anlagen.

"Daher werden Fonds, die in Infrastruktur investieren, in Phasen, in denen Wachstumswerte stark nachgefragt sind, tendenziell weniger Performance liefern", sagt Vermögensverwalter Heinrich. "In Phasen steigender Zinsen und steigender Inflation sollten sie stabilisierend wirken und sind somit als Depotbeimischung geeignet."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Schriftliches Statement von Prabal Sidana, Leitender Portfoliomanager für den Partners Group Listed Infrastructure Fonds und Leiter des Geschäftsbereichs Liquid Private Markets bei Partners Group
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