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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hohes Risiko Das sind die Vor- und Nachteile von Optionsscheinen
Mit Optionsscheinen erwerben Sie das Recht, etwa eine Aktie künftig zu kaufen oder verkaufen zu können. Es winken hohe Gewinne – doch auch höhere Risiken. Für wen sich Optionsscheine lohnen.
Optionen haben Sie ganz oft im Leben. Sie wählen etwa beim Kinobesuch aus – zum Beispiel zwischen der seichten Schweighöfer-Komödie oder einem Action-Streifen mit Liam Neeson.
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Optionen gibt es aber auch bei der Geldanlage, und das wortwörtlich: Mit Optionsscheinen erwerben Sie die Möglichkeit auf den Kauf eines Wertpapiers – etwa eine Aktie –, die Sie künftig ziehen können. t-online erklärt, wie Optionsscheine funktionieren und warum sie gerade für Börsenanfänger so riskant sind.
Wie funktionieren Optionsscheine?
Optionsscheine gehören zur Finanzproduktgruppe der Derivate. Das heißt, ihr Wert leitet sich vom Preis eines Wertpapiers ab, das dem Optionsschein zugrunde liegt. Das kann zum Beispiel eine Aktie sein, aber auch ein ganzer Index oder ein Rohstoff wie etwa Gold oder Öl.
Kaufen Sie einen Optionsschein, auch Warrant genannt, schließen Sie mit dem Anbieter des Scheins, dem Emittenten, eine Art Wette ab.
Sie erwerben dadurch die Option, ein bestimmtes Wertpapier innerhalb oder nach Ablauf einer bestimmten Laufzeit zu einem fixen Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Optionsscheine sind also sehr spekulativ.
Wo Sie Optionsscheine kaufen können
Sie können Optionsscheine entweder bei einem Onlinebroker oder einer Direktbank im Internet kaufen. Der Handel läuft also über Ihr Wertpapierdepot. Oder Sie erwerben die Optionsscheine direkt über die Börse.
Gut zu wissen: Oft werden Optionsscheine auch als Teil einer Optionsanleihe herausgegeben. Dann erhalten Sie noch geringe Zinszahlungen von dem Unternehmen, das die Optionsanleihe herausgibt.
Wie bei allen Derivaten hängen auch Optionsscheine stark vom Basiswert, dem sogenannten Underlying, ab. Ein Basiswert kann beispielsweise eine Aktie, eine Anleihe oder ein ganzer Index wie der Dax sein.
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Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Möglichkeiten bei Optionsscheinen: Optionsscheine, die einen Kauf vorsehen, heißen "Call". Optionsscheine, die darauf abzielen, einen Basiswert zu verkaufen, heißen "Put".
Die Laufzeit ist meist einige Monate lang. Bei einem Optionsschein spricht man deshalb auch von einem Termingeschäft. Doch den meisten, die mit Optionsscheinen handeln, geht es gar nicht darum, den Wert am Ende wirklich zu kaufen. Vielmehr schielen sie auf kurzfristige Gewinne.
Gut zu wissen: Der Wert eines Optionsscheins hängt sowohl von der Volatilität des Basiswertes, also der Schwankungsbreite, ab – als auch von der Laufzeit.
Optionsscheine besitzen einen Hebel
Wenn das Kaufen oder Verkaufen des Basiswerts nur am Ende der Laufzeit möglich ist, spricht man von einem "europäischen" Optionstyp. Bei einem "amerikanischen" Optionsschein können Sie den Basiswert hingegen über die gesamte Laufzeit hinweg kaufen oder verkaufen. Letztere sind der Standard bei Optionsscheinen.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder entwickelt sich der Basiswert so, wie Sie es prognostiziert haben. In diesem Fall haben Sie einen Gewinn gemacht.
Wenn sich der Basiswert allerdings nicht in Ihrem Sinne entwickelt hat, verlieren Sie Ihr eingesetztes Kapital. Verstärkt wird dies durch eine Hebelwirkung, die Optionsscheine haben (siehe unten). Kaufen oder verkaufen müssen Sie den Basiswert am Ende oder während der Laufzeit aber nicht.
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Warum können die Verluste mit Optionsscheinen so hoch sein?
Optionsscheine zählen zu den Hebelprodukten. Denn mit einem Optionsschein müssen Sie nur einen Bruchteil des Basiswerts einsetzen, um überproportional an einer Kursänderung teilhaben zu können. Diese Hebelwirkung macht Optionsscheine aber auch so gefährlich für Privatanleger. Denn damit können hohe Verluste verknüpft sein.
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Der Hebel errechnet sich aus dem Bezugsverhältnis, dem Kurs des Basiswerts und dem Optionsscheinpreis. Doch der Reihe nach:
- Bezugsverhältnis: Das Bezugsverhältnis gibt an, wie viele Optionsscheine man benötigt, um den Basiswert kaufen oder verkaufen zu können. Beispiel: Bei einem Bezugsverhältnis von 0,1 benötigen Sie zehn Optionsscheine, um eine Aktie kaufen oder verkaufen zu können.
- Basiswertkurs: Das ist der Kurs des Basiswerts, den ein Optionsschein abbildet. Beispiel: Eine Aktie, die bei 50 Euro steht.
- Basispreis: Der Basispreis, auch Strike genannt, verbrieft das Recht, den Basiswert zu einem Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Eine Pflicht dazu gibt es aber nicht (siehe oben).
- Optionsscheinpreis: Das ist der Preis eines Optionsscheins. Dieser ist die Summe von innerem Wert und dem Zeitwert.
- Innerer Wert: Er ist die Differenz zwischen Basiswertkurs und dem Basispreis des Optionsscheins. Der innere Wert gibt also an, wie teuer es für den Anleger wäre, den Optionsschein jetzt sofort einzulösen.
- Zeitwert: Der Zeitwert ist eine Art Aufgeld. Er sinkt, je kürzer die Restlaufzeit wird.
Beispiel zeigt das Verhältnis der Kennziffern
Um all diese Begriffe ins Verhältnis zueinander zu setzen, schauen wir uns ein vereinfachtes Beispiel ohne Zeitwert an.
- Sie kaufen einen Call-Optionsschein auf eine Aktie. Der Optionsscheinpreis beträgt 20 Euro. Der Basispreis, zu dem Sie die Aktie später kaufen könnten, beläuft sich auf 80 Euro. Der Kurs der Aktie (Basiswertkurs) beträgt zum Kaufzeitpunkt 100 Euro. Aktuell könnten Sie die Aktie also zum selben Kurs erwerben wie ein Direktanleger am Markt, nämlich für 100 Euro (Basispreis + Optionsscheinpreis).
- Fall 1: Die Aktie steigt. Zieht die Aktie auf 115 Euro an, steigt auch der Wert des Optionsscheins. Da wir auf einen Zeitwert verzichten, entspricht der Optionsscheinpreis dem inneren Wert; er berechnet sich wie folgt: 115 Euro (neuer Basiswertkurs) - 80 Euro (Basispreis) = 35 Euro (Preis des Optionsscheins).
Sie sehen: In absoluten Zahlen steigen sowohl Aktie als auch Optionsschein um 15 Euro. In Prozentzahlen aber wird der Hebel deutlich: Während die Aktie um 15 Prozent zulegt, steigt der Preis des Optionsscheins um 75 Prozent. - Fall 2: Die Aktie fällt. Wenn die Aktie umgekehrt um 15 Euro auf einen Basiswertkurs von 85 Euro sinkt, fällt auch der Optionsscheinpreis. Nach demselben Muster wie beim Anstieg liegt der Optionsscheinpreis jetzt bei 5 Euro. Wieder ist der relative Verlust beim Optionsschein höher: Während die Aktie um 15 Prozent fällt, sinkt der Optionsscheinpreis um 75 Prozent.
Wenn der Kurs der Aktie unter den Basispreis fällt – im Beispiel also auf weniger als 80 Euro –, wäre der Optionsschein wertlos. Wenn Sie den Optionsschein (am Ende der Laufzeit) verkaufen müssten, hätten Sie einen Totalverlust erlitten.
Beachten Sie: Der Hebel kann sich über die Zeit verändern. Das kann Ihr Risiko zusätzlich erhöhen.
Wann es sich lohnen kann, Optionsscheine einzulösen
Optionsscheine werden selten wirklich eingelöst. Das lohnt sich ohnehin nur, wenn der Optionsschein "im Geld" ist ("in the money"). Das ist bei einem Call-Optionsschein der Fall, wenn der Kurs des Basiswerts über dem Basispreis liegt. Bei einem Put-Optionsschein gilt der umgekehrte Fall, also der Basiswertkurs unter dem Basispreis liegt.
Ein Optionsschein ist hingegen "am Geld" ("at the money"), wenn der Kurs des Basiswerts gleich dem Basispreis ist. Das gilt sowohl für Calls als auch für Puts. In diesem Fall gibt es keinen inneren Wert (Kurs des Basiswerts - Basispreis = 0).
"Aus dem Geld" ("out of the money") ist ein Call-Optionsschein, wenn der Kurs des Basiswerts unter dem Basispreis liegt. Bei einem Put-Optionsschein gilt es wieder umgekehrt: Der Put ist "aus dem Geld", wenn der Kurs des Basiswerts über dem Basispreis liegt.
Tabelle zur besseren Übersicht:
Optionsscheine | Call | Put | Lohnt sich Einlösung? |
---|---|---|---|
"Im Geld" | Basiswert über Basispreis | Basiswert unter Basispreis | Ja |
"Am Geld" | Basiswert gleich Basispreis | Basiswert gleich Basispreis | Nein |
"Aus dem Geld" | Basiswert unter Basispreis | Basiswert über Basispreis | Nein |
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Lohnen sich Optionsscheine für mich?
Das kommt darauf an, wie gut Sie sich mit verschiedenen Finanzprodukten auskennen. Als Fortgeschrittener oder als Finanz-Profi können Optionsscheine für Sie eine gute Option sein, um auf künftige Marktentwicklungen zu spekulieren – oder um andere Risiken abzusichern (siehe unten).
Sind Sie dagegen Börsenanfänger, stellen Optionsscheine für Sie wahrscheinlich keine gute Option dar, da es sich um eine hochspekulative Anlageform handelt, die sich nicht als langfristiges Investment eignet. Eine deutlich risikoärmere Anlageklasse sind dagegen sogenannte Indexfonds oder ETFs. Das sind passive Fonds, die einen Aktienindex wie den Dax nachbilden. Sie investieren also in alle Aktien, die in dem Index gelistet sind. Im Falle des Dax sind das Firmen wie die Allianz, Siemens oder Volkswagen.
Mit einem Indexfonds streuen Sie Ihr Risiko breit. Sollte ein Unternehmen schlecht wirtschaften, wirkt sich das kaum auf den gesamten Aktienindex aus. Auf lange Sicht steigt jedoch der Kurs des Aktienindex an. Für Sie kann das bei einem langfristigen Investment eine ordentliche Rendite sein.
Optionsscheine als Depotabsicherung: In bestimmten Fällen – etwa, wenn Sie erwarten, dass der Kurs Ihrer Aktien im Depot fallen könnte – könnten Sie als Anleger einen Put-Optionsschein kaufen. So kaufen sie das Recht, die Aktien zu einem bestimmten Kurs abzustoßen, ohne dass die Kurse vorher noch stärker gefallen sind. Aber das ist ebenfalls riskant. Steigen etwa die Aktien, ist der Put sinnlos und Sie haben einen Verlust erlitten.
- Eigene Recherche
- Finanztest
- finanztreff.de
- finanzen.net
- boerse.ard.de
- gevestor.de