Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frag t-online Warum gibt es gute Zinsen oft nur für Neukunden?
Jeden Tag beantwortet ein Experte aus der t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute: Warum gibt es gute Tagesgeldzinsen oft nur für Neukunden?
Die vergangenen zwei Jahre waren erfreulich für Zinssparer: Nach jahrelangen Nullzinsen hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen deutlich angehoben – und so Guthabenzinsen auf Tagesgeld- und Festgeldkonten bewirkt. Von September 2023 bis Mai 2024 lag der für Sparer relevante Einlagenzins bei vier Prozent und im Dezember 2024 immerhin noch bei drei Prozent.
Viele Banken bieten auf Tagesgeldkonten Zinsen, die etwas unter dem Einlagenzins rangieren. Die Idee: Parkt eine Bank überschüssiges Geld kurzfristig bei der EZB, erhält sie vier Prozent Zinsen, die sie abzüglich einer Marge an die Sparer weiterreicht. Doch warum, so fragte ein t-online-Leser nun, gelten Top-Zinsen beim Tagesgeld oft nur für Neukunden?
Banken buhlen um Einlagen
Keine Bank ist verpflichtet, einen bestimmten Zins auf das Tagesgeld zu zahlen. Aber: Die Banken stehen allesamt im Wettbewerb um Spareinlagen. Denn sie brauchen das Sparergeld, um Kredite zu vergeben. Überschüssiges Geld können sie bei der EZB zwischenparken und so ebenfalls Zinsen kassieren. So hängt der Angebotszins auf Tagesgeld der Banken maßgeblich davon ab, wie viel Geld Geschäftsbanken gerade für ihre Geschäfte benötigen.
Braucht eine Bank dringend Liquidität, etwa weil die Nachfrage nach Krediten steigt, wird sie ihren Kunden vergleichsweise gute Zinsen bieten – Zinsen, die sehr nahe am Einlagenzins der EZB liegen. Braucht eine Bank kurzfristig mehr Geld, kann sie den Angebotszins für Tagesgeld auch über den Einlagenzins hinaus erhöhen. Das ist oft günstiger, als sich von anderen Banken oder der EZB Geld zu leihen.
Vorsicht vor Lockangeboten
Einige Banken bieten nun speziell Neukunden hohe Tagesgeldzinsen an. Das kann zweierlei Gründe haben. Einmal kann es sein, dass die Bank kurzfristig mehr Einlagen braucht, um das Geld anderweitig einzusetzen. Eine Strategie kann es sein, dieses Geld bei neuen Kunden einzusammeln, diese Kunden also mit einem besseren Angebot von anderen Banken wegzulocken.
Verbraucherschützer berichten jedoch auch oft von Lockangeboten, wo es im Grunde "nur" um Kundenakquise geht. Über besonders gute, jedoch oft zeitlich befristete Zinsangebote hofft man auf Neukunden, die dann Bankkunden bleiben und andere Leistungen in Anspruch nehmen, mit denen die Bank Geld verdient, etwa eine Kreditkarte beantragen oder ein Depot eröffnen und dort Aktien und andere Wertpapiere handeln.
Dauerhaft gute Angebote
Wem es zu aufwendig erscheint, alle paar Monate das Tagesgeldkonto zu wechseln, kann etwa beim Geldratgeber "Finanztip" nach dauerhaft guten Tagesgeldangeboten suchen. "Finanztip" filtert dafür die Banken heraus, die den besten durchschnittlichen Zins über die vergangenen zwölf Monate geboten haben. Die absoluten Top-Zinsen finden Sie hier zwar selten, dafür vermeiden Sie aber, dass der Zins nach wenigen Monaten drastisch gekürzt wird.
Laut "Finanztip" bieten Ende Dezember 2024 dauerhaft gute Zinsen die Nordax-Bank (2,87 Prozent pro Jahr), die Ayvens-Bank (2,85 Prozent) oder die Resurs-Bank (2,8 Prozent). Einige dieser Banken haben ihren Sitz im europäischen Ausland, ein Konto eröffnen können Sie aber über die Vergleichsplattform Weltsparen. Lesen Sie hier, wie Sie die Sicherheit eines Tagesgeldkontos beurteilen können.
- Eigene Recherche
- Finanztip.de: "Tagesgeld-Vergleich: Geld parken und Zinsen kassieren"