Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Erste Börsenliga Dieser Marktführer ist zurück im Dax
Im März 2023 musste Fresenius Medical Care den Dax verlassen. Jetzt kehrt das Unternehmen in die oberste Börsenliga zurück. Nicht ganz aus eigener Kraft.
Unerwartetes Stühlerücken im Deutschen Aktienindex Dax am vorletzten Handelstag des alten Jahres: Der Kunststoffhersteller Covestro verlässt den Börsenindex. Das Unternehmen wurde vom Ölkonzern XRG – ehemals Adnoc – aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gekauft. Es erfüllt jetzt nicht mehr die Bedingungen, um im Dax gelistet bleiben zu können.
Fresenius Medical Care – ein alter Bekannter im Dax – rückt nun außerplanmäßig auf. Auf Jahressicht machte die Aktie etwa 15 Prozent an Wert gut und steht heute bei mehr als 43 Euro. Ein Grund, sie zu kaufen?
Blicken wir zurück: Von 1999 bis März 2023 war Fresenius Medical Care (FMC) schon einmal Dax-Mitglied. FMC ist globaler Marktführer auf dem Dialysemarkt. In 4.000 Dialysekliniken betreut FMC heute weltweit 330.000 Patienten, hat 40 Produktionsstandorte in fast 20 Ländern. Doch die Geschäfte wurden damals zunehmend schwieriger.
In der Pandemie starben viele Dialysepatienten an Covid-19, vorwiegend in den USA, dem Hauptmarkt von Fresenius Medical Care. Der Anbieter von Produkten und Services für Nierenkranke hat seinen Sitz im hessischen Bad Homburg, macht den Großteil seiner Umsätze, fast 70 Prozent, jedoch in den USA.
Dazu kamen Personalmangel und hohe Kosten, auch Kosten, um Schutzmaßnahmen nach der Pandemie umzusetzen. Im Gesundheitswesen sind diese unerlässlich, aber eben teuer. Gewinnwarnungen waren die Folge.
Schon vor der Pandemie operativ schwierig
Doch Aktionäre von FMC hatten damit bereits leidvolle Erfahrung gemacht: Schon 2018, vor der Pandemie, hatte FMC operative Schwierigkeiten, das Marktumfeld war nicht leicht, Wechselkurseffekte drückten die Bilanz zusätzlich. Prognosen wurden schnell zur Makulatur. Eine Gewinnwarnung schickte damals im Herbst die Aktie prozentual zweistellig ins Minus – an einem einzigen Handelstag. Es war der erste größere Kursrutsch seit über 15 Jahren – und nicht der einzige, als die Pandemie einschlug.
Zur Person
Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt am Main und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.
Dax-Abstieg im Frühjahr 2023
An der Börse hinterließen auch die Folgejahre Spuren: Der Börsenwert von FMC sank – so weit, dass die Bedingungen für eine Dax-Mitgliedschaft im Frühjahr 2023 nicht mehr erfüllt waren. Damals waren weniger als die vorgeschriebenen zehn Prozent der Aktien im sogenannten Streubesitz. Streubesitz bedeutet, dass nicht nur große Investoren Aktien besitzen, sondern dass sie von jedermann erworben werden können. Denn das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine Aktie ausreichend gehandelt werden kann.
Jetzt also erfolgte die Rückkehr in den Dax. Der Effekt bleibt nicht aus: Fonds, die Indizes abbilden, passen ihre Bestände an. Analysten schätzen diese Sichtbarkeit, diesen Aufstieg in die erste Börsenreihe. Viele von ihnen heben auch die Zukunft von FMC hervor: Donald Trump will als neuer US-Präsident Steuern für Unternehmen in den USA senken. Das würde auch FMC zugutekommen.
Zu bedenken ist aber, dass gerade das US-Geschäft auch eine Achillesferse hat. Schon zum Halbjahr 2024 meldete Fresenius Medical Care, dass das US-Geschäft nicht einfach sei, weil viele Coronafälle und Grippewellen weniger Behandlungen zuließen als erwartet.
Dennoch – der Turnaround läuft: Im November meldete das Unternehmen für das dritte Quartal operativ viel mehr Gewinn als erwartet: ein Plus von 43 Prozent. Der Ausblick für das gesamte Jahr 2024 wurde angehoben.
Aktie läuft 2024 gut – doch nicht so gut wie der Dax
Im vergangenen Jahr lief die Aktie von Fresenius Medical Care mittelmäßig. Ein Plus von 13 Prozent steht in der Jahresbilanz. Deutlich besser als ihr bisheriger Index: Der MDax, in dem FMC bis Ende Dezember notiert war, verlor gut vier Prozent. Doch den Vergleich mit dem Top-Index Dax, in den die Aktie nun aufgerückt ist, muss sie scheuen: Er hat 19 Prozent zugelegt.
Der Klinik-Betreiber Fresenius SE hält knapp ein Drittel der FMC-Aktien und ist der größter Aktionär. Analysen zeigen, dass seit Ende vergangenen Jahres Kursziele und positive Analysten-Prognosen zunehmen. Begründung: Das letzte Quartal sei vielversprechend, das Unternehmen auf Kurs, der Sektor solide.
Ein Garant für irgendwas ist das nicht. Aber immerhin ein Lichtblick. Und: Fresenius Medical Care ist ein verlässlicher Dividendenzahler. Mehr als 20 Jahre lang, bis 2021, war die Gewinnbeteiligung für die Aktionäre gestiegen. Damit ließen sich in der Vergangenheit vielleicht nicht alle Kursverluste kompensieren, aber ausgefallen ist die Dividende nie.
- Eigene Meinung