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VW: Gewinneinbruch von 64 Prozent? Das bedeuten die Zahlen wirklich


Gewinneinbruch von 64 Prozent
Schockzahlen bei VW: Das steckt dahinter

Von t-online, jha

30.10.2024Lesedauer: 3 Min.
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Volkswagen in Wolfsburg: Der Gewinn im dritten Quartal ist tief gefallen. (Quelle: Schoening/imago-images-bilder)
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Volkswagen befindet sich im Tarifstreit mit der Gewerkschaft IG Metall. Jetzt hat das Unternehmen dramatische Zahlen veröffentlicht. Wie schlimm ist es wirklich?

Der größte Autobauer Europas befindet sich in einer Krise. Anfang September hat das Management von Volkswagen einen Sparkurs angekündigt und Werksschließungen in Deutschland, Stellenabbau sowie Gehaltseinbußen in den Raum gestellt. Gleichzeitig verhandelt das Unternehmen mit der Gewerkschaft IG Metall um den VW-Haustarif. Jetzt hat der Konzern einen hohen Gewinneinbruch verkündet. Doch die Zahlen sind womöglich nur auf den ersten Blick dramatisch.

Was für Zahlen hat VW veröffentlicht?

In einer Pressemitteilung hat VW einen Zwischenbericht für die Monate von Januar bis September veröffentlicht. Demnach schätzt das Unternehmen, bis zum Ende des Jahres rund neun Millionen Fahrzeuge ausgeliefert zu haben. Im Jahr 2023 waren es 9,24 Millionen Fahrzeuge. Den Konzernumsatz für 2024 schätzt VW auf rund 320 Milliarden Euro, im Jahr zuvor lag er noch bei 322,3 Milliarden Euro. Insgesamt also nur ein leichter Rückgang, doch speziell der Blick auf das dritte Quartal sieht besonders schlecht aus.

In den Monaten Juli bis September hat der Konzern einen massiven Gewinneinbruch erlitten. Das operative Ergebnis fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Nach Steuern war es sogar ein Gewinnrückgang um 63,7 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Der Umsatz im dritten Quartal fiel dagegen nur um ein halbes Prozent auf 78,5 Milliarden Euro.

Wie kommt dieser starke Rückgang zustande?

Verantwortlich für den niedrigen Gewinn sind vor allem einmalige Kosten, die in diesem Zeitraum angefallen sind, sowie "Rückstellungen für Restrukturierungen". Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Restrukturierungsaufwand bei 2,2 Milliarden Euro. In das dritte Quartal fällt die Entscheidung für das Aus eines Audi-Werks in Brüssel. Für den Umbau und Personalabbau hat das Unternehmen 1,2 Milliarden Euro zurückgestellt.

Zudem läuft das Geschäft in China schlechter. Das Land war einst Wachstumsmotor und Gewinngarant für Volkswagen, doch der Konzern konnte dort nur noch ein Ergebnis von 378 Millionen Euro im dritten Quartal erzielen, halb so viel wie ein Jahr zuvor. Der Fahrzeugabsatz fiel um zwölf Prozent. Dagegen steht jedoch ein Wachstum der Fahrzeugverkäufe in Nordamerika um vier Prozent und in Südamerika um 16 Prozent.

Was will Volkswagen jetzt tun?

Volkswagen setzt nun den Rotstift an. Laut dem Betriebsrat will der Vorstand mindestens drei deutsche VW-Werke schließen. Das kann das Management jedoch wohl nicht alleine entscheiden, schätzt Experte Jürgen Pieper. "Ein Kompromiss wird nötig sein, doch das wird sicherlich schwierig werden", sagt Pieper. VW hat zuvor beträchtliche Gewinne erzielt, da sei es nicht leicht, Werksschließungen zu rechtfertigen.

Wie das "Handelsblatt" unter Verweis auf Informationen aus Konzernkreisen berichtete, will der Vorstand den Großteil der Einsparungen über Lohnverzicht erzielen. Allein die vorgeschlagene Kürzung der Gehälter bei der Kernmarke VW um pauschal zehn Prozent würde demnach jährlich knapp 800 Millionen Euro einbringen. Über eine Streichung verschiedener Bonuszahlungen und Zuschläge sowie Nullrunden würde sich der Betrag damit auf insgesamt etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr summieren. Das Unternehmen äußerte sich bisher nicht zu detaillierten Plänen.

Wie laufen die Verhandlungen mit der IG Metall?

Das Unternehmen befindet sich im Tarifkonflikt mit der IG Metall und steht vor der zweiten Verhandlungsrunde. Die Arbeitnehmer haben erbitterten Widerstand gegen die Sparpläne angekündigt und fordern umfassendere Rezepte, als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen. VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel hat mit Verweis auf die nun veröffentlichten Zahlen die schwierige Lage des Unternehmens betont.

"Wir brauchen jetzt ein gemeinsames und konsequentes Handeln, um eine tragfähige und nachhaltige Lösung zu finden, im Sinne unserer Belegschaft und unseres Unternehmens", sagte Meiswinkel. Die Rendite sei derzeit zu gering, um die nötigen Investitionen zu finanzieren. Das Unternehmen werde der IG Metall seine Lösungsvorschläge unterbreiten.

Was fordert die Gewerkschaft?

Die Gewerkschaft IG Metall hat sieben Prozent mehr Lohn für die Angestellten gefordert, doch das hat der Konzern in der ersten Runde im September bereits zurückgewiesen. Vor der zweiten Runde hat die IG Metall VW zu offenen Gesprächen über die Zukunft aller Standorte aufgefordert. Das sei Voraussetzung für weitere Verhandlungen, sagte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. Andernfalls, so drohte Gröger, werde die IG Metall "die weitere Eskalation planen müssen". Ab 1. Dezember seien Warnstreiks möglich.

"Wir erwarten heute, dass das Unternehmen zumindest mal die Bereitschaft erklärt, mit uns in einen Verhandlungsprozess einzutreten, der zum Ziel hat, Alternativen zu entwickeln zu Werkschließungen und zu betriebsbedingten Kündigungen", erklärte Gröger. Das sei "die Eintrittskarte, die Volkswagen heute lösen muss". Erst danach könne man in echte Verhandlungen eintreten. "Solange die Drohkulisse nicht vom Verhandlungstisch verschwindet, bleibt das Vertrauen beschädigt", so Gröger. Das Unternehmen müsse einen "Masterplan" vorlegen, wie Beschäftigung und Auslastung der Werke gesichert werden könnten. Der VW-Haustarif gilt für rund 120.000 Mitarbeiter an den sechs großen westdeutschen VW-Standorten.

Verwendete Quellen
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