Welle gebrochen? Anzahl der Insolvenzen steigt weiter – aber langsamer
Die Anzahl der Regelinsolvenzen ist im Juni um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Ein deutlicher Rückgang gegenüber den Zahlen vom Mai.
Die Pleitewelle unter deutschen Firmen ist nicht vorbei, aber sie steigt nicht mehr so schnell: Nach zwölf Monaten mit jeweils zweistelligen Steigerungsraten sind im Juni 2024 bei den Amtsgerichten noch 6,3 Prozent mehr Regelinsolvenzen beantragt worden als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Daten berichtet. Noch im Mai hatte die Steigerungsrate knapp 26 Prozent betragen.
Ob diese Anmeldungen tatsächlich in Insolvenzverfahren münden, entscheiden die Gerichte innerhalb von drei Monaten. Die jüngsten vorliegenden Zahlen zeigen für den April dieses Jahres 1.906 neue Verfahren. Das waren 33,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Forderungen der Gläubiger summierten sich auf 11,4 Milliarden Euro nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahresmonat. Es wurden also besonders große Insolvenzverfahren gestartet.
Verkehr und Lagerei am häufigsten betroffen
Von 10.000 Unternehmen haben damit im April im Schnitt 5,5 eine Insolvenz beantragt. Am häufigsten hat es mit einem Durchschnittswert von 10,1 Fällen Firmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei getroffen. Eine höhere Insolvenzgefahr gab es auch am Bau (8,5) und im Gastgewerbe (7,4). Auch die Zahl der Privatinsolvenzen ist im April stark gestiegen: Sie kletterte in der Jahresfrist um 27,9 Prozent auf 6.277 Fälle.
Experten rechnen damit, dass im laufenden Jahr die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland auf etwa 20.000 steigen wird. Geschwächt von den Corona-Jahren, hohen Energiepreisen und gestiegenen Zinsen geraten immer mehr Firmen in Deutschland in Schieflage. Zudem sind Ausnahmeregelungen ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle während der Pandemie abzuwenden.
Für 2023 hatte das Statistische Bundesamt 17.814 Firmenpleiten gezählt. Das war trotz eines Anstiegs um gut ein Fünftel ein vergleichsweise niedriger Wert im langjährigen Vergleich: Im Jahr 2009 während der Finanz- und Wirtschaftskrise waren fast 33.000 Unternehmen hierzulande in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht.
- Nachrichtenagentur dpa