Firmenpleiten Deutlich mehr Unternehmen mussten 2023 Insolvenz anmelden
Immer mehr Unternehmer geben ihre Tätigkeit in Deutschland auf, wie aktuelle Zahlen zeigen. Experten fürchten, dass die Zahlen weiter steigen könnten.
Konjunkturflaute, hohe Inflation und steigende Kreditkosten haben die Zahl der Firmenpleiten im vergangenen Jahr steigen lassen. Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen stieg um 22,1 Prozent auf 17.814, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. 2022 hatte sie nur leicht über dem niedrigen Niveau des von Corona-Sonderregelungen geprägten Jahres 2021 gelegen (+4,3 Prozent).
Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 gab es diesmal sogar 5,0 Prozent weniger Pleiten. "Im historischen Vergleich war die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sehr niedrig", so das Fazit der Statistiker. Während der Finanzkrise 2009 etwa sei sie mit 32.687 weit höher ausgefallen.
Die Forderungen der Gläubiger aus den im vergangenen Jahr gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 26,6 Milliarden Euro. Das ist deutlich mehr als 2022 mit rund 14,8 Milliarden Euro. Ein Grund: Es wurden 138 Großinsolvenzen registriert mit Forderungen von mindestens 25 Millionen Euro – 38,0 Prozent mehr als 2022. Zuletzt sorgten Insolvenzen bekannter Unternehmen vor allem im Modehandel für Schlagzeilen: Peek & Cloppenburg, Gerry Weber, Reno, Salamander, Görtz oder Signa Sports United.
Handelskammer rechnet mit weiterer Zunahme
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet auch in diesem Jahr mit mehr Konkursen. "Die großen konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen am Standort Deutschland setzen der Wirtschaft zu", sagte DIHK-Mittelstandsexperte Marc Evers. "Daher ist leider auch für die kommenden Monate von einer weiteren Zunahme der Unternehmensinsolvenzen auszugehen."
Immer mehr Unternehmen würden von Zahlungsschwierigkeiten ihrer Kunden berichten. Besonders im Bereich der Gesundheits- und sozialen Dienste oder auch bei Kfz-Handel- und Reparatur sei der Anteil der Betriebe, die von zunehmenden Forderungsausfällen betroffen seien, auf mittlerweile ein Viertel gestiegen, ergab eine DIHK-Umfrage.
Auf ein erneut schwieriges Jahr deutet auch die aktuelle Entwicklung bei den beantragten Regelinsolvenzen hin. Diese stiegen im Februar um 18,1 Prozent zum Vorjahresmonat, nachdem es im Januar sogar eine Zunahme um 26,2 Prozent gegeben hatte. "Seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten", so die das Statistische Bundesamt.
Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um 0,3 Prozent geschrumpft – auch weil Verbraucher sich angesichts einer Inflationsrate von 5,9 Prozent beim Geldausgeben zurückhielten, während sich Kredite durch die straffere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank spürbar verteuerten.
- Nachrichtenagentur Reuters