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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tiefer Sturz Das ist die Frau, die in zwei Jahren 26 Milliarden Euro verlor
Es ist ein beispielloser Absturz in der Welt der Superreichen: 2021 war Yang Huiyan noch 27 Milliarden Euro schwer. Jetzt droht ihrer Firma die Pleite.
Schon ihr Aufstieg in die Liga der superreichen Wirtschaftsbosse erregte Aufsehen. 2007 brachte Yang Huiyan den von ihrem Vater gegründeten Immobilienkonzern Country Garden an die Börse von Hongkong. Das machte sie schlagartig zur reichsten Frau Chinas – und mit 26 Jahren zu einer der jüngsten Milliardärinnen der Welt. Doch jetzt droht der Unternehmerin ein ebenso spektakulärer Absturz.
In den vergangenen zwei Jahren soll Yang fast 26 Milliarden Euro und damit 84 Prozent ihres Vermögens verloren haben, berichtet das US-Wirtschaftsportal "Bloomberg". Allein vorige Woche sei ein Verlust von fast 450 Millionen Euro hinzugekommen. Die Firma steht offenbar vor der Zahlungsunfähigkeit. Dabei hatten Yang und Country Garden lange vom Immobilienboom in China profitiert.
Country Garden und die Immobilienkrise
Country Garden baut Apartmentwohnungen für die wachsende Mittelschicht. Anfang 2018 vergrößerte sich Yangs Vermögen innerhalb von vier Tagen um 1,8 Milliarden Euro nur durch den Anstieg des Aktienkurses – ihr Vater hatte ihr 58 Prozent der Firmenanteile übertragen. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs vor zwei Jahren schätzte das Wirtschaftsmagazin "Forbes" Yangs Vermögen auf mehr als 27 Milliarden Euro. Dann geriet der Baukonzern in den Strudel der Immobilienkrise, die Chinas Wirtschaft seit zwei Jahren umtreibt.
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Viele Baufirmen haben während des Booms Kredite aufgenommen, die sie jetzt nicht mehr bedienen können. Das prominenteste Beispiel ist Evergrande, der größte Immobilienentwickler Chinas. Er drohte unter einem Schuldenberg von mehr als 244 Milliarden Euro zusammenzubrechen. Anfang 2022 übernahm der chinesische Staat den Konzern und nahm ihn von der Börse. Jetzt scheint auch Country Garden die Zinslast zu groß zu werden.
Xi nimmt Baufirmen ins Visier
So verpasste die Firma vorige Woche eine Zinszahlung in Höhe von 20 Millionen Euro und löste damit einen Kursturz um 38 Prozent aus. Insgesamt hat die Firma 180 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Ob der chinesische Staat auch in diesem Fall eingreift, ist ungewiss. Staatschef Xi Jinping hat die Baufirmen wegen der Turbulenzen auf dem Wohnungsmarkt ins Visier genommen. Sein populistischer Slogan lautet: "Häuser sind zum Wohnen da und nicht zum Spekulieren". Für eine Unternehmerin wie Yang Huiyan muss das wie eine Drohung klingen.
Über das Privatleben der 42-Jährigen ist nicht viel bekannt. Sie soll einen Abschluss der Ohio-State-Universität in den USA haben und mit einem Funktionär der Kommunistischen Partei verheiratet sein, berichteten chinesische Zeitungen 2007. Über eine Investition in Zypern kam Yang Huiyan an die zypriotische Staatsbürgerschaft und ist damit auch EU-Bürgerin. Bei Country Garden arbeitete sie schon als Managerin, bevor sie die Firma übernahm. Ihre jüngere Schwester sitzt im Aufsichtsrat des Konzerns. Zu den jüngsten Verlusten und zum weiteren Schicksal der Firma hat sie sich bislang nicht geäußert.
- forbes.com: Yang Huiyan & family
- tagesspiegel.de: "Meinem Vater verdanke ich alles"
- handelsblatt.com: Krise bei Chinas Immobilienkonzernen verschärft sich
- capital.de: Die einst reichste Frau Asiens hat in der Krise 28 Mrd. Dollar verloren