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Yves Rocher: Kosmetikkette schließt Filialen in deutschsprachigem Raum


350 Mitarbeiter betroffen
Kosmetikkette schließt alle Filialen im deutschsprachigen Raum

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 04.08.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0254489497Vergrößern des Bildes
Yves-Rocher-Filiale (Symbolbild): Das französische Unternehmen sieht keine Zukunft im deutschsprachigen Markt. (Quelle: IMAGO/steffen schellhorn www.augenflug)

Die Kosmetikkette Yves Rocher zieht sich aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zurück. Davon sind auch Hunderte Mitarbeiter betroffen.

Das französische Kosmetikunternehmen Yves Rocher schließt alle Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Mit dem derzeitigen Geschäftsmodell ist Yves Rocher nicht mehr in der Lage, nachhaltig und erfolgreich zu wirtschaften", teilte das Unternehmen am Donnerstag in Stuttgart auf Anfrage mit. Die Läden sollen in den kommenden Monaten nach und nach geschlossen werden. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.

Nach früheren Angaben betreibt das Unternehmen im deutschsprachigen Raum etwa 140 Filialen. Eine aktuelle Anzahl teilte eine Sprecherin zunächst nicht mit. Von dem Schritt seien 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen, hieß es. Yves Rocher gilt als Pionier im Bereich Naturkosmetik.

Einige Filialen hätten aber bereits in der Corona-Pandemie geschlossen werden müssen. Als Grund nannte das Kosmetikunternehmen wirtschaftliche Probleme: "Die vergangenen zwei Jahre haben auch uns vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen gestellt", teilte eine Sprecherin weiter mit. Mit dem derzeitigen Geschäftsmodell sei man nicht mehr in der Lage, nachhaltig und erfolgreich zu wirtschaften.

Onlineshop soll bleiben

Die Marke soll jedoch nicht generell vom Markt in den drei Ländern verschwinden. "Unsere Kundinnen und Kunden finden unsere Produkte auch weiterhin in unserem Online-Shop und können per Direktversand bestellen", hieß es von dem Unternehmen.

Die deutsche Tochtergesellschaft des Kosmetikkonzerns, zu dem mehrere Marken gehören, betreut eigenen Angaben zufolge von Stuttgart aus den Onlinehandel sowie das Filialnetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Groupe Rocher hat international mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von mehr als 2,3 Milliarden Euro.

Firmengründer Yves Rocher gilt als Pionier im Bereich Naturkosmetik. Er hob das Unternehmen im Jahr 1959 in der Bretagne aus der Taufe. 1969 wurde die erste Filiale in Paris eröffnet. Heute wirbt die Marke mit hochwertigen Produkten zu erschwinglichen Preisen und stellt unter anderem Cremes, Duschgel und Parfüms her.

Handelsverband: Inflation zwingt kleine Läden in die Knie

In den vergangenen Monaten hatten sich immer wieder bekannte Ketten ganz oder teilweise aus den deutschen Einkaufsstraßen zurückgezogen. Viel Aufmerksamkeit bekam etwa die Schließung zahlreicher Warenhäuser von Galeria-Karstadt-Kaufhof. Abgewickelt werden mussten jedoch auch viele Geschäfte der Schuhhändler Görtz und Reno sowie der Textilkette Adler Modemärkte. Und auch der Modehersteller Gerry Weber hatte zuletzt angekündigt, einen großen Teil seiner Filialen zu schließen. In diesen Fällen hing das aber mit der Zahlungsunfähigkeit der Firmen zusammen. Bei Yves Rocher ist das nicht der Fall.

Einer der Gründe für diese Entwicklung dürfte die anhaltend hohe Inflation sein: Die Teuerung zehrt seit Monaten an der Kaufkraft der Verbraucher. Für einen Euro können sie sich weniger leisten - und schränken oft ihren Konsum ein. Das wiederum hat spürbare Folgen für die Konjunktur, für die der Privatkonsum eine wichtige Stütze ist.

"Erleben schwierige Zeiten"

Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) bringt das viele Betriebe an die Grenzen. "Viele Handelsunternehmen erleben schwierige Zeiten. Zuerst die Pandemie mit Lockdowns, Geschäftsschließungen und Maßnahmen, die die Kundenzahl begrenzten, und nun die Folgen des russischen Krieges in der Ukraine mit hoher Inflation und schlechter Konsumstimmung", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Der HDE rechnet damit, dass in diesem Jahr rund 9.000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen werden. In einem normalen Vorkrisen-Jahr seien es immer um die 5000 Läden gewesen. Falls sich die Prognose bestätigt, bleiben abgesehen von Kleinstbetrieben bundesweit 311.000 Geschäfte übrig. Zum Vergleich: 2015 waren es noch fast 373.000.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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