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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sinken jetzt die Preise? Nur ein Produkt ist jetzt im Angebot
Die Inflation ist im Juli wieder etwas gesunken. Doch zeigt sich das auch in den Regalen im Supermarkt? Der t-online-Warenkorb gibt Aufschluss.
Es war ein kleiner Hoffnungsschimmer, als das Statistische Bundesamt am vergangenen Freitag die neuesten Schätzungen für die Inflation bekannt gab: Demnach hat der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland im Juli etwas nachgelassen. Die Preise kletterten um 6,2 Prozent im Vorjahresvergleich. Im Juni hatte die Rate noch bei 6,4 Prozent gelegen – höher als im Mai mit 6,1 Prozent.
Für Verbraucher schlägt sich die hohe Inflation vor allem im Supermarkt nieder: Zwar stiegen die Lebensmittelpreise im Juli nicht mehr ganz so stark an wie zu Jahresbeginn, dennoch waren sie auch in diesem Monat wesentlicher Kostentreiber. So stiegen die Preise für Lebensmittel, Tabak und Alkohol in der Eurozone um 10,8 Prozent, nach 11,6 Prozent im Juni. Das teilte die Statistikbehörde Eurostat am Montag auf der Grundlage vorläufiger Zahlen mit.
Diese Entwicklung zeigt sich auch im t-online-Warenkorb. Unsere Redaktion wirft dabei für Sie in regelmäßigen Abständen einen Blick in die Supermarktregale. Meist um den Monatswechsel notieren wir die Preise für ausgewählte Produkte im Rewe-Onlineshop und in Filialen der Supermarktkette. Das Ergebnis:
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Deutlich wird: Die Preise bleiben bei vielen Produkten, etwa bei Getreideprodukten wie Brot, Spaghetti oder Aufbackbrötchen, auf vergleichsweise hohem Niveau. Auch Markenprodukte wie Haribo oder Rittersport bleiben im Preis größtenteils stabil.
Doch versuchten die Hersteller etwa noch Anfang Juni mit günstigen Angeboten, die Kundinnen und Kunden anzulocken, die sonst eher auf Eigenmarken oder Discounter ausweichen würden, halten sie nun die Füße still. Schon seit Ende Juni bleiben die Angebote großer Marken so gut wie aus, wie Sie im letzten t-online-Warenkorb sehen können.
Preisnachlass bei Gemüse und Obst
Einzig bei Obst und Gemüse ist ein kleiner Preissturz zu sehen, was wohl vor allem auf die Ernte während der Sommermonate zurückzuführen sein dürfte: Bananen sind zu einem Preis von 1,79 Euro das Kilogramm derzeit das einzige Produkt im t-online-Warenkorb, das zu einem Schnäppchenpreis erhältlich ist.
Und lag der Preis für Eisbergsalat im vergangenen Monat noch bei 0,99 Euro, ist der Salatkopf jetzt für 0,89 Euro zu haben. Zum Vergleich: Im April etwa kostete ein Salat noch 1,15 Euro. Auch die Gemüsezwiebeln sind im Vergleich zum Vormonat 20 Cent günstiger geworden. Mit 2,39 Euro kosten Sie nun knapp 8 Prozent weniger als Ende Juni.
Nachdem die Äpfel der Marke Pink Lady im Vormonat mit 3,49 Euro so viel wie noch nie in diesem Jahr kosteten, ist auch bei ihnen ein kleiner Preisnachlass zu sehen. Mit 3,29 Euro bleiben sie zwar auf einem hohen Preisniveau, waren im Juli jedoch erstmals wieder günstiger.
Was im t-online-Warenkorb noch nicht zu sehen ist: Die Preise für Milchprodukte bleiben im Rewe-Supermarkt hoch. Nachdem mehrere Discounter angekündigt hatten, dass sie ihre Preise für Milch, Käse und Joghurt senken, wäre zu erwarten gewesen, dass auch Rewe nachzieht. Rewe aber bietet seine Bio-Vollmilch seit Ende Juni lediglich 10 Cent günstiger an und auch bei großen Herstellern ist kein Preisnachlass auf Milchprodukte zu sehen.
Lebensmittelpreise könnten weiter steigen
Die Abschwächung der Inflation im Juli spiegelt sich also vorerst nicht im Supermarkt wider. Sie dürfte vor allem auf die sinkenden Energiepreise und die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins ein neuntes Mal in Folge anzuheben, zurückzuführen sein. Mehr zu der Entscheidung der EZB am vergangenen Donnerstag lesen Sie hier.
Dass auch die Preise für Lebensmittel bald wieder sinken könnten, glauben Volkswirte vorerst nicht. Das Gegenteil könnte der Fall sein: Wie eine aktuelle Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zeigt, könnten die Preise im Lebensmittelhandel und konsumnahen Dienstleistungen weiter steigen. Die sogenannten Preiserwartungen der Unternehmen erhöhten sich erstmals seit vergangenem Herbst wieder.
Demnach sind vor allem in Einzel- und Lebensmittelhandel weiter steigende Preise in Sicht. Auch in der Gastronomie dürften die Preise demnach wieder schneller steigen. Im produzierenden Gewerbe sei der Preisanstieg dagegen wohl gestoppt.
"Wir erwarten, dass die hohe Inflation im Euroraum schwächer wird, doch besiegt ist sie noch nicht", sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der als Bundesbank-Präsident im EZB-Rat mit über die Geldpolitik im gemeinsamen Währungsraum entscheidet. Er hält bei der Bekämpfung der Inflation im Euroraum weiterhin einen langen Atem für erforderlich. So müssen wohl auch Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihrem Wocheneinkauf weiter tief Luft holen.
Zur Erhebung: Da der Supermarkt regelmäßig sein Sortiment ändert, Sonderangebote macht oder bestimmte Produkte temporär nicht erhältlich sind, können nicht bei jeder Erhebung des t-online-Warenkorbes alle Artikel verglichen werden. In der Gesamtsumme des Warenkorbes wurde dies mit einer entsprechenden Bereinigung berücksichtigt. Wie viel teurer das Leben tatsächlich wird, hängt letztlich ohnehin von den eigenen Konsumgewohnheiten ab.
- Eigene Preisrecherche im Rewe-Onlineshop am 31.07.2023
- t-online-Warenkorb vom 28.06.2023 und 05.06.2023
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters