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Russland: Rubelkurs fällt – Prigoschins Aufstand wird teuer für Putin


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Große Verunsicherung
Jetzt wird's teuer für Putin


07.07.2023Lesedauer: 4 Min.
Wladimir Putin, Russlands Präsident (Archivbild): Der Kreml wies die Gerüchte um den Aufenthaltsort Putins zurück.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin, Russlands Präsident (Archivbild): Die Währung in seinem Land ist so schwach wie schon lange nicht mehr. (Quelle: Sergei Bobylev/imago-images-bilder)
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Der Rubel befindet sich im Sinkflug. Für den Kreml ist daran vor allem Wagner-Chef Prigoschin schuld. Sein Aufstand sorgt für Unruhe – in der Bevölkerung und an den Märkten.

Teure Unsicherheit: Die russische Währung Rubel schwächelt. Und zwar deutlich.

Am Mittwoch waren mehr als 100 Rubel nur noch einen Euro wert und auch zum Wochenende hält sich der Kurs für die russische Währung auf ähnlich niedrigem Niveau. Zum Vergleich: Zu Beginn des Jahres lag der Wechselkurs noch bei etwa 75 Rubel für einen Euro.

Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sackt der Rubel auf einen solchen Tiefstand ab. Das ist ein deutliches Warnsignal für Präsident Wladimir Putin. Denn auch der Kreml kann sich diesen Wertverlust nicht mehr schönreden.

Beamte sprachen zuletzt davon, dass eine wichtige "Komfortzone" gegenüber dem US-Dollar unterschritten sei. Diese liegt laut dem ersten stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Andrej Belousow bei 80 bis 90 Rubel pro US-Dollar.

Einen Schuldigen hat der Kreml dafür allerdings bereits gefunden: Jewgeni Prigoschin.

Nachfrage nach Fremdwährungen gestiegen

Ende Juni hatten Teile seiner Söldner-Truppe Wagner unter seinem Befehl einen unerwarteten Aufstand gestartet, waren sogar bewaffnet Richtung Moskau gezogen. Prigoschin ließ sich dann zwar auf eine Abmachung ein und beendete den Aufstand, doch die Aktion blieb nicht folgenlos. Viele Russen sind seitdem verunsichert und wollen sich offenbar zur Absicherung mit ausländischen Währungen eindecken.

Aus europäischer Sicht heißt das auch: Der Euro wurde im Verhältnis zum Rubel in den vergangenen Monaten immer mehr wert, wie diese Grafik zeigt:

Seit dem Aufstand wurde in 15 russischen Regionen eine deutliche erhöhte Nachfrage nach ausländischen Währungen verzeichnet, so Belousow. "Im Durchschnitt waren es etwa 30 Prozent, aber der aktivste Anstieg der Bargeldnachfrage wurde in den südlichen Regionen verzeichnet – in Woronesch, Rostow und Lipezk sowie in den Großstädten", sagte er. "Dort stieg die Nachfrage um etwa 70 bis 80 Prozent."

In der Finanzwelt sorgt das für Spott. Benjamin Picton, Analyst bei der niederländischen Rabobank, schreibt in einem Beitrag für die Nachrichtenseite "Zero Hedge", Putin habe einmal gesagt, dass jeder Koch lernen müsse, den Staat zu regieren. "Das ist eine treffende Beobachtung mit Blick auf die Ereignisse am Wochenende", so Picton. "Denn ein früherer Hotdog-Verkäufer, umgangssprachlich als 'Putins Koch' bekannt, hat eine Art Meuterei gegen die russische Regierung gestartet."

Gescheiterte Vermittlungsversuche und Waffenlieferungen

Doch Prigoschins Aufstand ist wohl nicht der alleinige Grund für den schwächelnden Rubel. Vor allem die Aussicht darauf, dass der Krieg noch länger andauern könnte, sorgt für weitere Unsicherheit. So waren zuletzt Vermittlungsversuche führender Politiker aus aller Welt, darunter eine afrikanische Delegation und Chinesen, gescheitert.

Zudem berichtete das "Wall Street Journal" über mögliche Waffenlieferungen der USA an die Ukraine, die Russlands Position schwächen könnten. Dem Bericht zufolge erwägen die USA, die Ukraine mit dem Army Tactical Missile System (ATACMS) auszustatten. Diese ballistischen Kurzstreckenraketen würde die Ukraine in die Lage versetzen, russische Ziele jenseits der Frontlinien zu treffen.

Zentralbank: Keine Gefahr für finanzielle Stabilität

Und auch Aussagen der russischen Zentralbank sorgen für Zweifel an der wirtschaftlichen Stärke Russlands, was wiederum die Währung drückt. So beschloss die Notenbank in ihrer Juli-Sitzung, den Zinssatz unverändert bei 7,5 Prozent zu belassen, wo er seit mehreren Monaten liegt.

Im gleichen Zuge warnte die Bank davor, dass die Wirtschaft vor einem Doppelschlag stehe. Es gebe mehrere "inflationsfördernde Risikotreiber", heißt es in der Pressemitteilung. Zum einen hätten viele Fachkräfte das Land verlassen, was zu einem anhaltenden Arbeitskräftemangel führe. Zum anderen erhöhe die Regierung ihre Kreditaufnahme, um den Krieg zu finanzieren.

Vizezentralbankchefin Xenia Judajewa versuchte am Dienstag zu beruhigen. Der Kursverfall hänge eben mit der Verringerung des Handelsüberschusses zusammen, sagte sie. Die aktuelle Entwicklung des Rubels stelle aber keine Gefahr für die finanzielle Stabilität des Landes dar.

China als Rettungsanker

Was heißt das alles für die wirtschaftliche Lage insgesamt? Immerhin gilt die wirtschaftliche Stabilität als wichtiger Faktor im Krieg – nicht zuletzt, um die Finanzierung zu sichern und die Moral der Bevölkerung aufrecht zu halten.

Beobachter bewerten die russische Kriegswirtschaft zwar weiter als stabil, denn es werden hohe Ausgaben für Rüstung und Hilfen für die Bevölkerung getätigt. Doch zur Finanzierung muss Russland vermehrt auf seine Währungsreserven zugreifen.

Zu Beginn des Krieges hatte sich der Rubel noch schnell erholen können, da der Westen trotz Sanktionen Öl, Gas und Kohle von Russland kaufte. Im Juni 2022 erreichte die Währung sogar seinen Höhepunkt seit Kriegsbeginn. Doch mit den Beschränkungen für die Energieexporte sind die Exporteinnahmen Russlands gesunken. Damit ist der Rubel mittlerweile eine der sich am schlechtesten entwickelnden Währungen des Jahres.

Putin hat deshalb zuletzt erneut darum geworben, lokale Währungen für den Handel zu nutzen und sich somit von der etablierten Reservewährung, dem US-Dollar, abzuwenden. Beim gemeinsamen Gipfeltreffen mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping betonte er die wichtigen Handelsverbindungen der beiden Länder. Der Handel werde nun hauptsächlich in chinesischen Yuan und Rubel abgewickelt, wie er sagte. Ob das zur Stabilisierung ausreichen kann, ist ungewiss.

Erste Stimmen im Westen fordern bereits, es nicht darauf ankommen zu lassen, sondern zu handeln. Putin sei in einer sehr schwierigen Lage, sagte der frühere CIA-Direktor David Petraeus dem Nachrichtensender CNN. Das müsse genutzt werden, um den Druck zu erhöhen. "Wir müssen die Daumenschrauben weiter anziehen", so Petraeus.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • businessinsider.de: "Der Rubel fällt auf den tiefsten Stand seit 15 Monaten: Laut Kreml ist der Aufstand der Wagner-Söldner Schuld"
  • businessinsider.de: "Nach dem Wagner-Aufstand befindet sich der russische Rubel weiterhin auf Talfahrt"
  • invezz.com: "Russischer Rubel könnte bald um 7 % zurückgehen"
  • zerohedge.com: "When The Tail Wagners The Dog" (englisch)
  • edition.cnn.com: "Former CIA chief: US needs to ‘tighten the screws’ on Russia’s economy" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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