Streaminganbieter betroffen Tausende Drehbuchautoren in Hollywood streiken
In Hollywood haben Drehbuchautoren einen Streik über bessere Arbeitsbedingungen ausgerufen. Der könnte viele Film- und Fernsehprojekte lahmlegen.
In Hollywood legen tausende Drehbuchautoren für Serien und Filme ab Dienstag die Arbeit nieder. Das teilte die mächtige US-Autorengewerkschaft (WGA) am Montagabend in Los Angeles mit, nachdem Gespräche mit den Filmstudios und Streaming-Plattformen ohne Einigung geendet hatten.
Die Vorstandsmitglieder der Writers Guild of America "haben auf der Grundlage der ihnen von ihren Mitgliedern verliehenen Befugnisse einstimmig beschlossen, einen Streik auszurufen", erklärte die Gewerkschaft im Onlinedienst Twitter. Der Ausstand beginne am Dienstag nach Mitternacht.
Die Entscheidung sei nach sechswöchigen Verhandlungen mit mehreren US-amerikanischen Streaming-Anbietern wie Netflix und Disney getroffen worden. Der Streik könnte nun viele Film- und Fernsehprojekte in Hollywood lahmlegen.
Gewinnbeteiligung an Streaming-Erfolgen
Angesichts des großen Wachstums der Streaming-Angebote fordern die Drehbuchautoren und -autorinnen mehr Gehalt und eine größere Gewinnbeteiligung. Bislang erhalten sie von den Plattformen ein fixes jährliches Gehalt – auch wenn sich Serien wie "Bridgerton" oder "Stranger Things" zu weltweiten Erfolgen entwickeln und von hunderten Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern gesehen werden.
Zudem bleiben die Serien oft jahrelang auf den Plattformen. Die Autorinnen und Autoren fordern daher eine Überarbeitung der geltenden Regeln für ihre Entschädigung.
Die Autoren-Gewerkschaft verhandelt seit Mitte März mit den Film- und Fernsehproduzenten (Alliance of Motion Picture and Television Producers) über einen neuen Vertrag. Die Schreiber fordern unter anderem Gehaltserhöhungen, bessere Arbeitsbedingungen und höhere Zuschüsse für die Kranken- und Altersversorgung.
Gehälter trotz Inflation gleich geblieben
Der Gewerkschaft zufolge sind trotz Inflation die Gehälter gleich geblieben oder sogar gesunken, weswegen es für die Autorinnen und Autoren immer schwieriger werde, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen.
Derzeit arbeiteten so viele von ihnen wie nie an der Gehaltsuntergrenze, während Produktionen immer weniger Menschen für kürzere Serien einstellten. Studios argumentieren dagegen, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks Kosten gesenkt werden müssten.
In einer Urabstimmung Mitte April hatten die Mitglieder mit einer überwältigenden Mehrheit von knapp 98 Prozent für einen Streik gestimmt, sollten die Verhandlungen bis zum 1. Mai kein Ergebnis bringen.
Zuletzt hatten die Drehbuchautoren 2007 nach gescheiterten Gesprächen mit den Studios gestreikt. 100 Tage legten sie ihre Stifte nieder, was die Unterhaltungsindustrie in Los Angeles etwa zwei Milliarden Dollar (1,82 Milliarden Euro) kostete.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP