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Galeria Karstadt Kaufhof: Wer ist der Elbtower-Bauherr René Benko?


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Undurchsichtiger Milliardär
Wer ist der Elbtower-Bauherr René Benko?


Aktualisiert am 06.11.2023Lesedauer: 7 Min.
Unternehmer Rene BenkoVergrößern des Bildes
René Benko: Mit Immobiliengeschäften ist er zu einem der reichsten Männer Österreichs geworden. (Quelle: Marcel Kusch/dpa/dpa)

Milliardär René Benko ist umtriebig: Der Österreicher will mit seinem Unternehmen ein Mega-Hochhaus in Hamburg bauen. Doch seine Signa-Gruppe wackelt.

Erneuter Ärger für René Benko: Der Milliardär muss Insolvenz für den Online-Sporthändler Signa Sports United (SSU) anmelden (t-online berichtete). In der vergangenen Woche war bereits die Insolvenz des Tochterunternehmens Tennis-Point bekannt geworden.

Kein gutes Jahr für den Österreicher, der in Deutschland Anfang des Jahres durch die gescheiterte Rettungsaktion der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof bekannt ist. Benko hatte die Kette 2019 übernommen und Sanierung versprochen. Im März erfolgte dann die Ankündigung, dass 52 der 129 Filialen geschlossen werden müssen.

Und die Pechsträhne geht weiter: Jetzt trifft es eine der größten Baustellen Deutschlands, den Elbtower in Hamburg, bei dem Benko auch als Investor an Bord war. Zuletzt sollen die Zahlungen ausgeblieben sein und deshalb stehen auf der Baustelle nun die Maschinen still.

Doch wer ist der Mann, der immer wieder die Wut und Enttäuschung auf sich zieht? Wie hat es Benko vom Schulabbrecher zum Immobilienboss geschafft – und warum ist er für viele eine solche Reizfigur?

Seine Laufbahn: Vom Schulabbrecher zum Immobilienmilliardär

Benkos Lebensweg mutet auf den ersten Blick an wie eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, perfekt geeignet für einen Hollywoodfilm: René Benko wird 1977 als Sohn eines Gemeindebediensteten und einer Erzieherin geboren. Kleine Verhältnisse, nichts Besonderes, würde man heute sagen.

Mit 17 Jahren verlässt er seine berufsbildende Schule in Innsbruck, um Dachgeschosswohnungen auszubauen. Auf den Abschluss pfeift er, lieber gleich rein ins Berufsleben. Die Idee kommt ihm im Unternehmen eines befreundeten Baumeisters.

Danach geht alles ganz schnell. In den folgenden Jahren kauft Benko Anteile an einem Wellnesshotel, die er später gewinnbringend veräußert. Alsbald wird er mit gerade einmal 24 Jahren Geschäftsführer der Firma Medicent, die ein Fachärztezentrum baut. Im selben Jahr gründet Benko das Unternehmen Immofina Holding, mit dem er weitere Ärztehäuser eröffnet. 2006 wird aus Immofina dann die Signa Holding. Jetzt stehen neben dem Kauf von Innenstadtimmobilien und Beteiligungen an Bankgebäuden auch Luxushotels im Fokus seines Interesses.

Die Geschäftsidee Benkos beschrieb die Wochenzeitung "Die Zeit" dabei einmal so: "Kaufen, luxussanieren und die Mieten hochtreiben: Das ist das Erfolgsmodell, mit dem der Innsbrucker René Benko vom 17-jährigen Schulabbrecher zum Immobilientycoon geworden ist."

Zu seinem Imperium gehören heute prestigeträchtige Kaufhäuser wie das Berliner KaDeWe oder Selfridges in London, aber auch bekannte Wahrzeichen wie das Chrysler Building in New York – und seit 2019 eben auch Galeria Karstadt Kaufhof, die zweitgrößte Warenhauskette Europas. Auch an der Hamburger Skyline wollte er mit dem Elbtower seinen Anteil haben – ob das noch gelingen wird, ist derzeit ungewiss.

Doch Benkos Investments beschränken sich nicht auf den Immobilienbereich. Neben Galeria ist Benko mit Signa auch an Möbelhäusern, Lebensmittelketten und Medien beteiligt. Im November 2018 kaufte er Anteile an den österreichischen Tageszeitungen "Kronen Zeitung" und "Kurier".

Sein Erfolg: Drittreichster Österreicher

Sein breites Portfolio zahlte sich bislang aus. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" schätzte Benkos Vermögen 2021 auf 5,6 Milliarden Dollar, was ihn zum drittreichsten Österreicher macht. Weltweit nahm er damit Rang 496 ein.

Für seinen unternehmerischen Erfolg bekam Benko in der Vergangenheit verschiedene Preise. So wählte ihn etwa das österreichische Wirtschaftsmagazin "Trend" zum "Mann des Jahres 2012", das deutsche "Handelsblatt" verlieh ihm den Titel "Stratege des Jahres 2018" – Auszeichnungen, die zugegebenermaßen schon eine Weile her sind, inzwischen verblassen.

Sein Auftreten: Zurückhaltender Vater, gewiefter Geschäftsmann

Über Benkos Privatleben ist derweil nur wenig bekannt. Was man weiß: Benko lebt mit seiner Frau Nathalie in Innsbruck. Die beiden haben drei gemeinsame Kinder. Aus erster Ehe hat Benko eine weitere Tochter.

Außerdem, so heißt es, stehe Benko auf schnelle Autos. Früher war er in einem Maserati unterwegs, heute fährt er eine Mercedes-S-Klasse und Audi. Auch anderem Luxus wie Jachten, Privatjets und dem Jagen ist er nicht abgeneigt. Er möge Rotwein und Zigarren, gehe morgens joggen, heißt es in einem Porträt der "Welt".

Wie er das mit seinem Arbeitsalltag in Einklang bringt, bleibt dabei sein Geheimnis. Immerhin steht er nach eigenen Angaben morgens um halb fünf auf und arbeitet abends bis kurz vor Mitternacht. Er kenne alle Details seiner Projekte und sei besonders fleißig und gut vernetzt, heißt es. Wegbegleiter attestieren ihm auch eine schnelle Auffassungsgabe, etwa bei Vertragsdetails oder juristischen Feinheiten.

Zudem ist er ein geschickter Verhandler, der die Interessen aller Parteien in den Blick nimmt. So versprach er beispielsweise den Tiroler Grünen beim Kauf des Kaufhaus Tyrol in Innsbruck, dem heutigen Firmensitz der Signa Holding, einen Kindergarten zu errichten. Seitdem habe er keine Schwierigkeiten mit Umweltauflagen vor Ort, schreibt das Wirtschaftsmagazin "Trend".

Sein großer Coup: Retter von Kaufhof und Karstadt?

Deutschlandweite Bekanntheit jedoch gewann Benko erst durch die Übernahme und Zusammenführung der beiden großen deutschen Kaufhausketten Karstadt und Kaufhof. Unternehmerisch galt der Schritt damals als großer Wurf.

Beide Unternehmen haben in Deutschland Tradition, sind in vielen Städten im Zentrum verankert – und dennoch haben sie seit Jahrzehnten Probleme, mit der Zeit zu gehen.

Benkos Übernahme begann im September 2013, als er die Mehrheit an Karstadt-Edelkaufhäusern wie dem KaDeWe in Berlin und den Karstadt-Sporthäusern erwarb. 2019 wurden dann Kaufhof und Karstadt gänzlich übernommen und zur gemeinsamen Marke Galeria Karstadt Kaufhof zusammengeführt. Die Hoffnungen auf eine Neuausrichtung waren groß, denn vor Benko hatten sich schon andere Manager wie Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff an der Sanierung versucht – ohne Erfolg.

Doch dann kam die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns. Galeria erhielt in zwei Schritten insgesamt knapp 700 Millionen Euro an Staatshilfe. Als weitere Bitten um staatliche Unterstützung Ende vergangenen Jahres abgelehnt wurden, ging Galeria ins Schutzschirmverfahren.

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Im März wurde bekannt, dass 52 der zuletzt verbliebenen 129 Filialen bis Ende Januar 2024 geschlossen werden sollen. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrats werden im Zuge des Insolvenzverfahrens "weit über 5.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren". Neben den schließenden Filialen fielen den Sparmaßnahmen auch Stellen in den verbleibenden Häusern und der Verwaltung zum Opfer. Das Unternehmen selbst sprach von mehr als 4.000 Betroffenen. Sie sollen das Angebot erhalten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, um sich für eine neue Stelle weiterzuqualifizieren.

Benko und seinen Firmen hat das Verlustgeschäft der Warenhauskette dabei allerdings wohl nicht geschadet: Wie Recherchen von "Focus" zeigten im Frühjahr, zahlten sich die Signa-Eigentümer, darunter auch die Familie Benko Privatstiftung, mit Erhalt der Staatshilfen 450 Millionen Euro als Dividende aus.

In der Branche wird deshalb hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Wie könne es sein, dass ein Traditionsunternehmen mit so viel staatlicher Unterstützung vor der Pleite stehe, fragen sich viele. An den betriebswirtschaftlichen Entscheidungen der vergangenen Jahre gibt es daher erhebliche Zweifel. Und mit Tausenden Arbeitsplätzen in der Schwebe sind auch die kritischen Stimmen aus der Politik lauter geworden.

Auch aus der Politik gab es klare Worte und ungewohnte Einigkeit. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) polterte: Die Galeria-Übernahme habe der Unternehmer wohl "nicht mit vollem Herzen" betrieben. Nun bleibe ein "fader Beigeschmack", dass es Benko statt um die Kaufhäuser und Arbeitsplätze doch eher um die Sicherung der Immobilien in bester Innenstadtlage ging.

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch wird noch deutlicher: Es sei "offensichtlich so", dass Benko die Bundesregierung über sehr lange Zeit "über den Tisch gezogen und viel Steuergeld abgegriffen" habe. Das Prinzip sei immer gewesen: "Drohen, die Hand aufhalten und dann Filialen schließen." Nun müsse er zur Verantwortung gezogen werden.

Seine Probleme: Kritiker und Prozesse

Ein Vorwurf steht bereits seit Längerem im Raum: Benko soll Karstadt und Kaufhof übernommen haben, um sich die Top-Immobilien in deutschen Innenstädten zu sichern. Die Insolvenz hänge auch damit zusammen, dass die Warenhäuser hohe Mieten an die Immobiliensparte des Konzerns abliefern müssen.

Doch an Zahlen zu kommen, ist im Firmengeflecht der Signa Holding mit mehr als hundert Unterfirmen nicht einfach. Da das Unternehmen nicht an der Börse gelistet ist, hat kaum jemand Einblick in die Bücher. Das bestärkt viele, die in Benko einen windigen Geschäftsmann sehen, in ihrer Kritik.

Diese Stimmen dürfen dieser Tage nicht leiser werden. Denn die Arbeiten am Hamburger Prestigeprojekt Elbtower wurden eingestellt. Grund dafür: Zahlungen vom Auftraggeber, einem Tochterunternehmen von Benkos Signa-Gruppe, an den Subunternehmer blieben aus und ohne Geld geht der Bau nicht weiter. Weder von Benko oder von der Signa-Gruppe gab es dazu bislang eine Erklärung.

Auch bei weiteren Bauvorhaben der Signa-Group in Hamburg tut sich derzeit nichts. Eines davon ist die neue Gänsemarktpassage. Der Neubau soll rund 17.000 Quadratmeter Platz bieten. Auf fast zwei Dritteln der Fläche sollen unter anderem Büros entstehen. Dieser Baustopp hat offenbar finanzielle Gründe, berichtete der NDR.

Auch mit der Justiz hatte Benko schon häufiger zu tun. 2012 wurde er mit seinem Steuerberater Michael Passer in einer Schmiergeld-Affäre zu je einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. So soll Benko Passer damit beauftragt haben, dem kroatischen Premierminister Ivo Sanader 150.000 Euro zu bieten, damit dieser Einfluss auf ein Gerichtsverfahren in Italien ausübt.

Mitte Oktober 2022 fand eine Durchsuchung in seiner Signa Holding statt. Der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft zufolge besteht der Verdacht, dass er einem Spitzenbeamten im Finanzministerium einen Posten bei Signa angeboten haben soll, um eine Steuerprüfung zu beeinflussen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

In einem weiteren Korruptionsverfahren rund um Spenden für einen Verein eines Lokalpolitikers wurden Benko und neun weitere Angeklagte im Januar freigesprochen. Die Geschworenen kamen zu dem Schluss, dass es nicht ausreichend Beweise für den Vorwurf der politischen Korruption gebe. "Die Vorwürfe waren von Beginn an falsch und haltlos", ließ Benko daraufhin über einen Sprecher mitteilen. "Damit ist das Thema für mich erledigt."

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