Energie-Geschäft Katar gibt Gas-Deal mit Deutschland bekannt
Der Energieriese Qatar Energy liefert ab 2026 Flüssiggas nach Deutschland, das teilt Katars Energieminister mit. Die Reaktionen auf den Deal sind gemischt.
Der Energieriese Qatar Energy hat laut Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi ein Abkommen über Flüssiggaslieferungen nach Deutschland geschlossen. Das Gas solle an das US-Unternehmen Conoco Phillips verkauft werden, das es weiter nach Brunsbüttel liefere, sagte der Minister am Dienstag in der katarischen Hauptstadt Doha.
Die Lieferung soll 2026 beginnen und bis zu 15 Jahre dauern. Jährlich sollen bis zu zwei Millionen Tonnen geliefert werden. Das Gas für das jetzt geschlossene Abkommen kommt von den beiden katarischen Gasfeldern North Field East and North Field South, die vor der Küste des Golfstaates liegen.
Keine Angaben zum Preis
Zum Preis habe sich der Minister nicht äußern wollen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Mit deutschen Unternehmen liefen weitere Gespräche über LNG-Lieferungen. Deutschland sei der größte Gasmarkt in Europa, erklärte der Chef von QatarEnergy, Saad al-Kaabi, auf einer Pressekonferenz mit Conoco Phillips. Katar wolle zur Energiesicherheit beitragen.
Die Vertragsdauer von 15 Jahren hält Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für einen guten Zeitrahmen. "15 Jahre ist super", sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Berlin. Es hätte auch längere Verträge geben können. Wegen der geplanten Klimaneutralität in Deutschland ab 2045 müssten dann die Mengen hinten raus aber immer geringer werden. Spätestens ab 2040 müssten der Gasverbrauch runtergehen und andere Energieformen dominant werden.
Zu Details des Deals wollte sich Habeck nicht äußern. Die Verträge seien Sache der Unternehmen. Habeck sagte, es sollten die günstigsten Angebote auf dem Weltmarkt eingekauft werden. "Das schließt Katar mit ein, ist aber auch nicht der einzige Anbieter auf dem Weltmarkt." Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte in einem am Freitag veröffentlichten "Focus"-Interview noch gesagt: "Deutsche Unternehmen sind in sehr konkreten Gesprächen, über die ich Ihnen mehr erzählen könnte, als ich werde."
Deutsche LNG-Terminals kurz vor Inbetriebnahme
Deutschland versucht in der aktuellen Energiekrise, ausbleibende Gaslieferungen aus Russland unter anderem mit LNG-Lieferungen auszugleichen. Dafür werden an Nord- und Ostsee mehrere Terminals gebaut. Die ersten deutschen LNG-Terminals stehen kurz vor Betriebsbeginn.
Zwar sind die Gasspeicher inzwischen voll, bis Dienstag erreichte ihr Füllstand laut Branchendaten 100 Prozent. Laut statista.de war der Erdgasverbrauch in Deutschland zuletzt gestiegen. 2021 lag er demnach bei 90,5 Milliarden Kubikmetern. 2020 bei 87,1 Milliarden Kubikmetern. Doch verflüssigtes Erdgas soll einen zusätzlichen Beitrag leisten, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) spricht von einem "zentralen Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter".
Zuvor Deal zwischen China und Katar
Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas. Das reiche Emirat verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven weltweit. Katar teilt sich mit dem Iran das weltweit größte Gasfeld, das vor der Küste des Landes liegt. Der größte Teil des Exports geht nach Asien, bislang vor allem nach Japan, Südkorea und Indien.
Zuletzt hatten das Emirat und China ein langfristiges Gasabkommen unterzeichnet. Der Produzent Qatar Energy will über 27 Jahre insgesamt 108 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) an den chinesischen Konzern Sinopec liefern. Es handele sich um den längsten Gasliefervertrag in der Geschichte der Flüssiggasindustrie, hatte Minister Al-Kaabi erklärt.
Drei Prozent des deutschen Jahresbedarfs
Bisher erhalten Deutschland und andere europäische Länder das über die Niederlande, Belgien oder Frankreich aufgenommene LNG vor allem aus den USA. Habeck bemühte sich auf einer Reise im Frühjahr um Lieferbeziehungen mir Katar. Das Emirat will dem Vernehmen nach Langfristverträge. Weitere wichtige LNG-Ausfuhrländer sind Australien, Malaysia und Nigeria.
Der Branchenverband Zukunft Gas begrüßte das Abkommen als "positives Signal für landbasierte LNG-Terminals". Der Verband fordere schon lange, nicht nur auf die "kurzfristige Versorgung über die schwimmenden Terminals" zu blicken. Zugleich dürfe der Vertrag mit Katar nicht überbewertet werden. Der Handel entspreche nur drei Prozent des deutschen Jahresbedarfs.
Linke: Katar tritt Menschenrechte mit Füßen
Kurz nach Bekanntwerden des Deals wird in Deutschland Kritik laut. Die Deutsche Umwelthilfe hält den Vertrag in doppelter Hinsicht für falsch: Zum einen helfe das Abkommen nicht in der gegenwärtigen Krise, bemängelte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner, zum anderen schaffe der Deal mit seiner Laufzeit über 15 Jahre eine neue langfristige Abhängigkeit. Er sei ein Risiko für die Klimaziele.
So argumentierte auch der stellvertretende Vorsitzende der Linken, Lorenz Gösta Beutin und sagte weiter, Deutschland kooperiere dadurch mit einem Land, "das Menschenrechte mit Füßen tritt und am blutigen Krieg gegen den Jemen beteiligt ist." Der FDP-Energiepolitiker Michael Kruse sagte t-online, "Deutschland sollte auch die Schiefergasförderung an Land vorantreiben, um sich unabhängiger zu machen."
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
- de.statista.com: "Erdgasverbrauch in Deutschland in den Jahren von 1980 bis 2021"