Laut Bundesnetzagentur Gaspreisbremse könnte Bürger zu stärkerem Heizen ermutigen
Netzagentur-Chef Müller fürchtet einen unerwünschten Nebeneffekt des gedeckelten Gaspreises. Ohne Energiesparen gehe es nicht.
Wenn die Kosten sinken, steigt die Nachfrage: Mit Blick auf die Gasvorräte ist der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, besorgt über diese Dynamik. Er befürchtet, dass die ab März geplante Gaspreisbremse die Motivation zum Energiesparen in Deutschland drosseln könnte.
"Die Gefahr besteht, ja", sagte Müller in einem Interview des Nachrichtenmagazins "Spiegel". Die Bundesregierung müsse daher in ihrer Kommunikation betonen, wie wichtig es sei, weiter Gas zu sparen. Die gefundene Lösung sei trotzdem vertretbar, so Müller. "Ohne Entlastungen würde sich die Energiearmut weiter ausbreiten."
Der Netzagentur-Chef sieht dem Bericht zufolge keinen Grund zur Entwarnung. Zwar habe sich die Lage auf dem Gasmarkt deutlich entspannt, doch bei einem Kälteeinbruch könne die Situation schnell umschlagen. "Der Winter kann bis Ende Januar lau sein, und alle denken: Tschaka!", sagte Müller. Doch: "Wenn es richtig frostig wird, werden die Speicher schnell leergesaugt."
Sorge um Ermüdungseffekte
Um gut durch den gesamten Winter zu kommen, müsse man es schaffen, mindestens 20 Prozent Gas einzusparen. "Deshalb werde ich nicht müde, zu mahnen", so Müller. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Krisen oft länger dauerten, als viele dächten. Verfrühte Entwarnungen und vorzeitige Ermüdungseffekte zögen häufig starke Rückschläge nach sich.
Um zukünftigen Mangellagen besser vorbeugen zu können, betonte Müller die Rolle zusätzlicher Gasspeicher: "Wir sollten unsere Speicher so modernisieren und ergänzen, dass jede Ministerpräsidentin und jeder Ministerpräsident seiner lokalen Wirtschaft sagen kann: Unsere Region ist gut gerüstet", so der Präsident der Bundesnetzagentur.
"Wir müssen heute beginnen"
Strategische Energiereserven, wie Deutschland sie zuletzt in der Ölkrise der 1970er-Jahre anlegte, seien auch aktuell unverzichtbar. "Ähnlich werden wir das heute für Gas, morgen für grünen Wasserstoff brauchen", so Müller. Der Bau solcher Anlagen dauere drei bis vier Jahre. "Wir müssen heute beginnen, um sie ab 2025 einweihen zu können."
Forderungen danach, wieder auf russisches Gas zurückzugreifen, wehrte der Behördenchef ab. "Mein derzeitiger Planungshorizont reicht zurzeit bis Sommer 2024", sagte Müller. Bis dahin fehle ihm die Fantasie für einen so schnellen Friedensprozess.
- spiegel.de: "Wenn es richtig frostig wird, werden die Speicher schnell leergesaugt" (kostenpflichtig)