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Cosco: Der Staatskonzern hinter dem Hafen-Deal


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Logistik-Riese Cosco
Für Chinas Megakonzern ist Hamburg nur eine Filiale


Aktualisiert am 26.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Containerschiff Cosco Shipping: Das chinesische Staatsunternehmen bereedert an der Tragfähigkeit gemessen, die größte Flotte der Welt.Vergrößern des Bildes
Containerschiff von Cosco Shipping: Das chinesische Staatsunternehmen bereedert, an der Tragfähigkeit gemessen, die größte Flotte der Welt. (Quelle: Nikita/imago-images-bilder)

Chinas Einstieg am Hamburger Hafen steht bevor. Cosco könnte sich mit 24,9 Prozent beteiligen. Was für ein Unternehmen ist der chinesische Staatskonzern?

Seit Tagen diskutiert Deutschland die Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco am Hamburger Hafen. Nun steht fest: Die Firma darf mit einem Anteil von 24,9 Prozent ein Terminal des Hafens einsteigen – Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat es so entschieden. Dem geändertem Deal und den neuen Bedingungen muss Cosco noch zustimmen.

Viele Menschen fürchten jetzt, dass Deutschland mit China ein ähnliches Schicksal ereilen könnte wie mit Russland hinsichtlich des Gases, dass es zu Abhängigkeiten und einem Zugriff Chinas auf kritische Infrastruktur kommen könnte. Ist diese Sorge berechtigt? Was für ein Unternehmen ist Cosco eigentlich – und warum ist es so umstritten?

Das chinesische Schifffahrtsunternehmen Cosco (kurz für: China Cosco Shipping Corporation) entstand im Jahr 2016. Die staatlichen Reedereikonzerne und ehemaligen Konkurrenten Cosco (gegründet 1961) und China Shipping Group (gegründet 1997) wurden in diesem Zuge zusammengeführt und stellten so über Nacht eine der weltweit größten Containerschiffflotten.

Gigant in der internationalen Schifffahrt

Entstanden ist dabei ein Mega-Konzern. Im Jahr 2020 erwirtschaftete Cosco einen Umsatz von rund 127 Milliarden Euro. Und das Container-Imperium von Cosco wächst weiter. Insgesamt vereinen die 503 Schiffe eine Gesamtkapazität von knapp 2,9 Millionen Standardcontainern. Die Flotte des Unternehmens läuft 574 Häfen in 142 Ländern weltweit an – und trägt maßgeblich dazu bei, dass China den Welthandel dominiert.

Das zeigt sich auch im Ranking der größten Containerhäfen der Welt: Sechs der zehn größten Häfen der Welt liegen in China, hinzu kommt der Hafen von Hongkong. In all diesen Häfen ist Cosco vertreten, mit Schiffen, zum Teil aber auch mit Anteilen an den Hafengesellschaften, so wie es jetzt auch für Hamburg geplant ist.

Europäische Häfen unter Coscos Kontrolle

Doch schon vor der umstrittenen Beteiligung spielte Cosco eine große Rolle in Hamburg. "Die Volksrepubik China ist der wichtigste Handelspartner für den Hafen Hamburg", heißt es auf der Website des Hamburger Hafens. "Knapp ein Drittel aller Container, die im Hamburger Hafen über die Kaikante gehen, kommen aus China oder haben dort ihren Zielort."

Bisher ist das Unternehmen an 14 Häfen in Europa beteiligt. Mit der Beteiligung am Hamburger Hafen hätte Cosco an den drei größten und wichtigsten Häfen Europas zumindest etwas zu sagen – auch wenn die Bundesregierung ein direktes Mitspracherecht mit den geringen Beteiligungsanteil von maximal 24,9 Prozent auf dem Papier verhindern will.

Der Hafen Rotterdam in den Niederlanden ist der größte Europas und liegt an einer der am dichtesten befahrenen Wasserstraßen der Welt. Antwerpen in Belgien führt den zweitgrößten Hafen Europas.

Auch in Italien (Genua), Frankreich (Marseille und Le Havre) sowie Spanien (Bilbao und Valencia) besitzt Cosco Anteile an wichtigen europäischen Häfen. Der Hafen von Piräus in Griechenland gehört dem Unternehmen sogar zu 100 Prozent.

In Deutschland ist Cosco bislang an zwei Häfen beteiligt: Bremerhaven und Wilhelmshaven. Mit Hamburg würde ein dritter hinzukommen. Bis vor Kurzem besaß das Unternehmen außerdem noch Anteile am Duisburger Hafen. Doch diese Anteile hat die Firma still und leise verkauft.

Wiederkehrende Kritik am Konzern

Cosco geriet in der Vergangenheit immer wieder wegen der teils prekären Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in die Kritik. Mehr als 118.000 Angestellte zählte das Unternehmen 2020.

Vor einem Jahr starb ein Hafenarbeiter an einem Containerpier. Mitarbeitende organisieren regelmäßig Streiks, insbesondere um auf die fehlenden Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen.

Bei einem Unfall im Jahr 2016 im ägyptischen Port Said kollidierte das Schiff "Hope" mit einem Kran im Hafen, woraufhin mehrere Kräne umkippten, Container umstürzten und Brände im Hafen ausbrachen. Es kam zu einer Explosion, bei der Chemikalien ausliefen und mehrere Arbeiterinnen und Arbeiter verletzt wurden.

Lokale Behörden und Umweltorganisationen verwiesen mehrmals darauf, dass Cosco sich nicht an Auflagen halte und die Meeresumwelt zerstöre. In der Vergangenheit gab es einige große Schiffsunglücke, die dafür verantwortlich waren, dass Hunderte Tonnen Treibstoff und Öl in die Weltmeere flossen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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