EZB-Entscheid Weitere Leitzinssenkung erwartet – was Sparer jetzt tun sollten
Vor dem nächsten EZB-Entscheid rechnen die meisten Ökonomen mit einer weiteren Leitzinssenkung. Für Sparer sind das keine guten Nachrichten.
Aller Leitzinssenkungen sind drei? So könnte es an diesem Donnerstag kommen, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) erneut über die Höhe der Leitzinsen entscheidet. 70 von 75 Ökonomen gaben in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters an, mit einer weiteren Senkung zu rechnen. Naht also bald das Ende der positiven Realzinsen?
Laut einer aktuellen Auswertung des Vergleichsportals Verivox von mehr als 800 Banken und Sparkassen, die t-online vorab vorlag, haben viele Institute die jüngste Leitzinssenkung schnell an die Sparer weitergereicht. Gut zwei Drittel der Banken senkten seit Anfang September ihre Festgeldzinsen spürbar. Anders beim Tagesgeld – hier sind die Zinsen nur geringfügig gesunken.
Sparen lohnt sich trotzdem wie lange nicht
Bei überregionalen Banken bringen Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit derzeit noch durchschnittlich 2,51 Prozent Zinsen und damit 0,2 Prozentpunkte weniger als im September. Das ist nicht nur die stärkste Zinssenkung seit Beginn des Jahres, die Durchschnittszinsen fielen dadurch auch auf den tiefsten Stand seit April 2023. "Wer sein Erspartes heute für zwei Jahre fest anlegen möchte, findet derzeit ein Zinsniveau wie im Frühsommer 2023 vor", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier.
Allerdings ist auch die Inflation stark gefallen: Im September ist die Inflationsrate mit 1,6 Prozent auf den tiefsten Stand seit Februar 2021 gesunken. Für klassische Tages- und Festgeldsparer ist die Lage damit so gut wie lange nicht: Selbst bei einer nur durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldanlage hat der Realzins mit fast 1 Prozent einen neuen Höchststand erklommen. Sogar bei durchschnittlich verzinstem Tagesgeld liegt der Realzins erstmals seit Sommer 2022 wieder knapp über null (0,04 Prozent). Noch besser fahren Sparer aber, wenn Sie Ihr Geld bei einem der Top-Anbieter anlegen.
3 Prozent Zinsen und mehr möglich
Aktuell bieten zehn Banken, die dem nationalen Einlagensicherungssystem eines Staates mit Top-Bonitätsbewertung angehören, zweijährige Festgeldzinsen von 3 Prozent oder mehr an. Die Zinsunterschiede im Markt sind allerdings groß. Bei den überregionalen Banken liegt das Zinsniveau höher als im regionalen Sektor.
So verzinsen Sparkassen zweijährige Festgelder aktuell mit durchschnittlich 1,8 Prozent. Regionale Genossenschaftsbanken wie die Volks- und Raiffeisenbanken bieten mit 1,89 Prozent etwas mehr. Somit sind die Festgeldzinsen dieser beiden Institutsgruppen durchschnittlich 0,71 beziehungsweise 0,62 Prozentpunkte niedriger als bei Banken, die deutschlandweit aktiv sind. Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro bekommen Sparer damit über die volle Laufzeit immerhin 142 Euro beziehungsweise 124 Euro weniger an Zinserträgen.
Jetzt Festgeldangebote vergleichen
Die bisherige Reaktion der Banken auf die Leitzinssenkungen zeigt: Sparer sollten mit weiter sinkenden Zinsen rechnen – und sich entsprechend vorbereiten. "Während sich die Inflation um das EZB-Ziel von zwei Prozent einpendelt, müssen sich Sparerinnen und Sparer auf ein insgesamt geringeres Zinsniveau einstellen", sagt Katharina Lüth, Finanzexpertin bei der Geldanlageplattform Weltsparen. "Damit wird mittelfristig wahrscheinlich der Realzins schmelzen. Wer sich das aktuelle Zinsniveau langfristig sichern möchte, sollte jetzt Festgeldangebote in ganz Europa mit Laufzeiten von zwei bis fünf Jahren vergleichen."
Ähnlich sieht es Verivox-Chef Maier. "Wir rechnen im Laufe des Jahres mit mindestens einer weiteren Leitzinssenkung. Damit dürften die Sparzinsen weiter sinken", schätzt er die Marktentwicklung ein. "Aus diesem Grund sind Festgeldangebote interessant für Sparer, da sie für einen bestimmten Zeitraum die Zinsen garantieren, sofern sie für den Anlagezeitraum auf ihr Erspartes verzichten können."
- Auswertung des Vergleichsportals Verivox
- Statement von Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier
- Statement von Weltsparen-Finanzexpertin Katharina Lüth