Trend setzt sich fort Festgeldzinsen sinken auf Tiefstand seit Frühjahr 2023
Die Aussicht auf sinkende Leitzinsen bei der Europäischen Zentralbank hat Folgen für Sparer: Sie bekommen weniger Zinsen bei der Bank.
Kurz vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an diesem Donnerstag erhalten Sparer auf Festgeld so wenig Zinsen wie seit über einem Jahr nicht mehr. Bundesweit verfügbare Angebote mit einer Laufzeit von zwei Jahren bringen im Schnitt 2,68 Prozent, wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt.
Zuletzt lagen die Festgeldzinsen im Mai 2023 niedriger. Bei Tagesgeld hingegen bleiben die Zinsen weitgehend konstant, heißt es in der Untersuchung mit Stichtag 6. September. Seit ihrem Höhepunkt im November 2023 sind die Festgeldzinsen im Durchschnitt um 0,71 Prozentpunkte gesunken. Mit einem Minus von knapp 0,1 Prozentpunkten sind die Durchschnittszinsen im August sogar wieder wesentlich stärker gesunken als in den Vormonaten.
Banken erwarten Zinssenkung der EZB
Die Entwicklung der Sparzinsen hängt maßgeblich von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Aktuell liegt der Einlagenzins, den Banken für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, bei 3,75 Prozent. Angesichts der nachlassenden Inflation im Euroraum rechnen Experten am Finanzmarkt fest mit einer Zinssenkung. Weitere Senkungen könnten in den nächsten Monaten folgen. Sollte der Einlagenzins der EZB sinken, geben Banken diese Anpassung in der Regel an ihre Kunden weiter.
"Eine Leitzinssenkung ist in den aktuellen Festgeldkonditionen bereits eingepreist", sagt Finanzexperte und Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. "In den kommenden Wochen dürfte sich der aktuelle Trend fortsetzen und die Festgeldzinsen weiter in moderatem Umfang sinken."
Gesunkene Inflation hilft Sparern
Wegen der deutlich gesunkenen Inflation hat sich die Lage für Sparer trotzdem verbessert. Abzüglich der Inflation, die in Deutschland im August bei 1,9 Prozent lag, bleibt ein Realzins von 0,78 Prozent bei durchschnittlich verzinsten zweijährigen Festgeldern. "Vor einem Jahr – bei einer Inflation von über 6 Prozent – brachten selbst die besten Angebote im Markt keine positive Realrendite, das Ersparte verlor an Wert", sagt Maier.
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Sparer profitieren nun bei der Geldanlage davon, dass die Teuerungsraten wesentlich schneller und stärker gesunken sind als die Zinsen für klassische Sparanlagen wie Tages- und Festgeld.
Kaum veränderte Tagesgeldzinsen
Die Zinsen für Tagesgeld haben sich laut Verivox in den vergangenen Wochen im Marktdurchschnitt kaum verändert. Bundesweit verfügbare Angebote werden mit durchschnittlich 1,68 Prozent sogar etwas höher verzinst als Anfang August (1,66 Prozent). Bei Sparkassen (0,61 Prozent) und regionalen Genossenschaftsbanken (0,63 Prozent) liegen die Durchschnittszinsen mehr als einen Prozentpunkt niedriger.
"Vor dem Notenbanktermin wartet ein Großteil der Banken noch ab", so Maier weiter. Wenn die EZB die Leitzinsen senke, dürften viele Geldhäuser schnell nachziehen und die Verzinsung fürs Tagesgeld reduzieren – so wie nach dem letzten Zinsschritt der Notenbank im Juni.
- Pressemitteilung von Verivox vom 11.9.2024
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa