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Energiekrise: Warum nun auch der Strompreis explodiert


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Strompreis verachtfacht
Diese Belastungen drohen den Haushalten


Aktualisiert am 26.08.2022Lesedauer: 4 Min.
Strommasten einer Stromtrasse im Sonnenuntergang (Symbolbild): Nicht nur Gas wird für Verbraucher teurer.Vergrößern des Bildes
Strommasten einer Stromtrasse im Sonnenuntergang (Symbolbild): Nicht nur Gas wird für Verbraucher teurer. (Quelle: IMAGO/Rainer Keuenhof/imago-images-bilder)
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Die Energiepreise erreichen neue Rekordwerte. Nach Gas wird jetzt auch Strom immer teurer. Was bedeutet das für die Verbraucher?

Als Russland begann, weniger Gas nach Deutschland zu liefern, wiegten sich einige Menschen mit einem Durchlauferhitzer in Sicherheit. Ihre warme Dusche war nicht in Gefahr, schließlich erhitzen sie das Wasser mit Strom – und der wird nie knapp und teuer. Oder?

Mit dieser Gewissheit ist es vorbei. Inzwischen ziehen auch die Strompreise deutlich an. Im Vergleich zum Vorjahr zahlt ein Drei-Personen-Haushalt laut Daten des Vergleichsportals Verivox mittlerweile 51 Prozent mehr pro Jahr für den Strom. "Damit liegen wir bereits jetzt bei einem Durchschnittspreis von fast 46 Cent pro Kilowattstunde", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, t-online.

An den Strombörsen erreichen die Preise immer neue Rekorde und lassen für die Zukunft weitere Belastungen für die Haushalte erahnen. Der Preis für eine Megawattstunde (1.000 Kilowattstunden) Strom zur Lieferung im kommenden Jahr lag an der Strombörse zuletzt bei 643 Euro, berichtet Verivox. Vor einem Jahr kostete eine Megawattstunde Strom noch 83 Euro, der Preis hat sich also mehr als verachtfacht.

Dabei lag bereits der Wert im vergangenen Jahr über den üblichen Preisen. Denn im langjährigen Mittel bewegt sich der Preis je Megawattstunde zwischen 35 und 55 Euro. "Wir gehen daher von noch weiteren Preissteigerungen für die Haushalte aus. Das wird die finanzielle Belastung noch weiter verschärfen", sagt Storck.

Doch woher kommen diese Preissprünge? t-online erklärt die vielseitigen Ursachen.

Warum ist Strom aktuell so teuer?

Dafür gibt es mehr als einen Grund. Zuallererst ist es kein Zufall, dass der Strom nach den Gaspreisen so stark angezogen hat – denn beide stehen im Verhältnis zueinander. Einen Teil unseres Stroms erzeugen wir in Deutschland nämlich mit Gas. 2021 betrug der Anteil von Erdgas als Energiequelle im Strommix 10,4 Prozent.

Was nach wenig klingt, ist im Zweifel ziemlich entscheidend. Denn Strom aus Erdgas kann besonders kurzfristig erzeugt werden. Er wird daher genutzt, um plötzliche Nachfragespitzen aufzufangen. Erdgas dient im Erzeugungsmix also dazu, Lücken in der Versorgung zu füllen. Allerdings ist das Verfahren, um aus Erdgas Strom zu gewinnen, teuer. Dazu kommen die gesteigerten Kosten für das Erdgas selbst.

Neben dem Gaspreis treiben weitere Faktoren die Stromkosten:

  • Eine erhöhte Nachfrage von Verbrauchern und Industrie: Nach der Corona-Krise haben viele Industriebetriebe ihre Produktion wieder deutlich gesteigert. Das verbraucht mehr Strom. Bei den Privathaushalten könnte die Spitze erst noch kommen. Denn viele Deutsche haben Heizgeräte gekauft, um sich mit Strom gegen die explodierenden Kosten einer Gasheizung abzusichern. Ein Trugschluss, der die Strompreise noch weiter anheizen könnte.
  • Kaum noch Wettbewerb unter den Anbietern: Die hohen Kosten an den Energiebörsen rauben den Anbietern den Spielraum, um mit günstigen Konditionen Neukunden zu werben. Viele Billiganbieter sind aufgrund der steigenden Kosten sogar in die Insolvenz gerutscht.
  • Stromexporte in andere EU-Länder, zum Beispiel Frankreich: Die erhöhte Nachfrage, die durch die Exporte entstehen, deckt Deutschland besonders aus Strom, der mit Erdgas erzeugt wird. Das feuert die Preise an.

Das Problem: Muss mehr Strom schnell generiert werden, kommen die teuren gasbetriebenen Kraftwerke zum Zug. An der Strombörse bestimmt aber das Gebot, das den Zuschlag am Ende erhält, den Preis. Das bedeutet: Die teuren Energieformen treiben die Preise an den Strombörsen für alle nach oben – dahinter steckt das sogenannte Merit-Order-Prinzip.

Warum exportieren wir Strom nach Frankreich?

Die starke Dürre führt nicht nur in Deutschland dazu, dass die Pegelstände in den Flüssen niedrig sind. Auch in Frankreich führen Loire, Mosel und Co. deutlich weniger Wasser – dabei ist es hier besonders wichtig, um die Atommeiler zu kühlen.

Als Folge hat Frankreich viele Atomkraftwerke vom Netz genommen. Zudem müssen derzeit viele AKW in Frankreich gewartet werden, weil sie störungsanfällig sind. Die Folge: Knapp die Hälfte der Atomkraftwerke in Frankreich ist aktuell nicht ans Netz angeschlossen. Den Strom, den sie eigentlich erzeugen, braucht unser Nachbarland aber trotzdem.

So kommt es, dass Deutschland im Juli 2022 – trotz allem Energiesparen – mehr Strom aus Gas erzeugt hat als noch im Vorjahr. Um 13,5 Prozent steigerte sich der Anteil an Strom aus Erdgas.

Exporte sind Teil des gemeinsamen Stromnetzes in Europa

Klaus Müller, der Leiter der Bundesnetzagentur, sprach in diesem Fall von "europäischer Solidarität". Denn das europäische Stromnetz ist darauf ausgelegt, dass Länder gegenseitig Strom voneinander importieren – je nach Bedarf und um die Spannung im Stromnetz zu erhalten.

Doch nicht alle Politiker begrüßen diese Solidarität unter den Ländern. "Wir brauchen ein Moratorium auf Stromexporte aus Deutschland ins europäische Ausland", sagte etwa Dietmar Bartsch, Co-Fraktionschef der Linkspartei, der "Augsburger Allgemeinen" am Freitag.

Führt mehr Atomkraft in Deutschland zu sinkenden Preisen?

Das ist schwierig zu beantworten. Fakt ist: Die Lücke, die das Abkoppeln einiger Kohlekraftwerke und drei Atommeiler Mitte des vergangenen Jahres hinterlassen hat, musste von anderen Energieträgern, wie etwa Windkraft, aber auch Erdgas, ersetzt werden. Als Folge hat die Ampelkoalition bereits die Kohleenergie übergangsweise zurückgeholt, auch bei der Atomkraft steht die Diskussion im Raum.

Allerdings sind die Meiler bereits sehr alt, wichtige Tests sind aufgeschoben worden, da die Meiler Ende des Jahres schließen sollten. Die Bundesregierung möchte nun einen zweiten Stresstest abwarten, bevor sie über den sogenannten Streckbetrieb der Meiler entscheiden will.

Bei dem Stresstest lässt das Bundeswirtschaftsministerium errechnen, wie widerstandsfähig das Stromnetz in Deutschland in verschiedenen Szenarien ist. Im Frühjahr kam die Berechnung zu dem Schluss, dass Deutschland auch bei eingeschränkten Gaslieferungen, deutlich erhöhten Preisen und Exporten nach Frankreich aus der Atomkraft aussteigen könnte.

Atomkraftwerke könnten Entspannung bringen

Nun ist die Situation in Frankreich aber noch angespannter als angenommen und manche Bundesländer wie Bayern könnten besonders gefährdet sein. Denn das Land hat zuletzt 27,5 Prozent seines Stroms aus Kernenergie generiert und weitere 15,9 Prozent aus Erdgas.

Da grüne Energieformen wie etwa Fotovoltaikanlagen keine sichere Energiequelle sind, könnte das Bundesland in Bedrängnis geraten. All das wird beim zweiten Stresstest berücksichtigt.

Sollte die Bundesregierung sich anschließend entscheiden, die Atomkraftwerke einige Monate länger am Netz zu lassen, gäbe es zumindest eine Energiequelle mehr. Das könnte den Druck auf den Markt verringern und so zu einer Entlastung führen. Das Beispiel Frankreich zeigt aber, dass auch Atommeiler nicht automatisch Energiesicherheit bringen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Daten von Verivox
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