Bilanz von Reiseveranstaltern Das waren die beliebtesten Reiseziele 2024
Die Reiselust der Deutschen war in der Hauptsaison 2024 ungebremst. Und ein Urlaubsziel hatte die Nase ganz weit vorne.
Auch wenn wir in diesem Jahr noch einige Monate vor uns haben, ist die Hauptreisesaison schon vorbei. Für viele Reiseunternehmen und Buchungsportale ein Anlass, auf die vergangene Saison zurückzuschauen. Wie stand es um die Reiselust der Deutschen – und welches Ziel war am beliebtesten?
Ein Land lag in diesem Jahr in der Gunst der Deutschen besonders hoch: die Türkei. Bei den zwei großen Reiseveranstaltern, Tui und Dertour, liegt die Türkei auf dem ersten Platz. "Jeder Fünfte hat sich für das beliebte Urlaubsland entschieden", sagte Dertour-Produktchef Sven Schikarsky der Deutschen Presseagentur dpa. Bei Familien sei es sogar fast jede dritte gewesen.
Neben der Türkei gehörten zu den beliebtesten Reisezielen auf der Kurz- und Mittelstrecke bei Dertour Spanien (Platz zwei), Griechenland (Platz drei) sowie Ägypten und Italien (teilten sich Platz fünf). Den vierten Platz habe Deutschland trotz gesunkener Nachfrage behaupten können.
Grund für den Gästerückgang im Inland sei das schlechte Wetter gewesen, sagte Schikarsky. "Die teils heftigen Niederschläge und verhältnismäßig kalten Temperaturen Anfang Juni führten dazu, dass sich viele Gäste für sonnensichere Ziele entschieden."
Die beliebtesten Reiseziele in Deutschland
Wer seinen Sommerurlaub trotz alledem in Deutschland verbracht hat, reiste vor allem nach Bayern. Einer repräsentativen Umfrage der zu YouGov gehörenden Consumer Panel Service GfK zufolge hat sich jeder Sechste, der hierzulande Urlaub gemacht hat, in dem südlichen Bundesland aufgehalten. Die Befragung wurde im Auftrag des Handelsverbandes Deutschland (HDE) durchgeführt.
Nach Bayern folgten Mecklenburg-Vorpommern (11 Prozent), Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (jeweils 10), Niedersachsen und Schleswig-Holstein (9). Knapp die Hälfte der Verbraucher in Deutschland ist der Umfrage zufolge in diesem Sommer verreist. Jeder Dritte davon machte Urlaub innerhalb der Bundesrepublik.
Sommerurlaub im Inland wichtiger Wirtschaftsfaktor
Menschen, die im Norden Deutschlands Urlaub gemacht haben, haben die Zeit laut YouGov bevorzugt am Meer, an der Küste oder auf einer Insel verbracht. Im Süden zog es viele in die Berge. Die häufigste Art der Reise war der Familienurlaub (37 Prozent) vor dem Strand- und Badeurlaub (28), der Städtereise (26) und dem Wanderurlaub (21). Mehrfachnennungen waren hier möglich.
Nach Schätzung des HDE haben Menschen aus Deutschland bei ihrem Sommerurlaub im eigenen Land insgesamt rund fünf Milliarden Euro im Einzelhandel ausgegeben. Das meiste davon entfällt auf Lebensmittel und Getränke, Besuche in Restaurants sowie für Freizeitaktivitäten und Souvenirs. "Der Inlandstourismus kurbelt die Umsätze im Einzelhandel an. Urlaubszeit ist schließlich auch Einkaufszeit", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der Sommerurlaub im eigenen Land sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Fernreisen und "Coolcation" im Trend
Wer auf Urlaub vor der eigenen Haustür keine Lust hatte, den zog es auch in die Ferne. Dertour verzeichnete nach eigenen Angaben einen Gästezuwachs von 37 Prozent auf der Fernstrecke. "Ziele wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder der Indische Ozean sind inzwischen fest etablierte Größen unter den Sommerzielen", sagte Schikarsky. Die beliebtesten Fernreiseziele seien weiter die USA und Kanada.
Zudem sei angesichts zunehmender Hitze ein neuer Trend erkennbar: die "Coolcation". Dabei handelt es sich um eine Kombination aus den englischen Begriffen "cool" (deutsch: kalt) und "Vacation" (deutsch: Urlaub). Zwar reisten die meisten Deutschen im Sommer in den Süden, doch immer mehr Touristen wollten in kühlere Regionen. Laut Dertour waren die skandinavischen Länder im Sommer 2024 stärker gefragt; insbesondere Norwegen.
Reiseveranstalter profitieren von FTI-Pleite
Auch die Reiseveranstalter können sich in diesem Jahr nicht beklagen. Wie es von Dertour heißt, habe man von Juni bis September dieses Jahres im Vergleich zum Vorsommer ein Gästeplus von 18 Prozent verzeichnen können. Damit liegen die Gästezahlen nach Unternehmensangaben in etwa wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.
Für steigende Buchungszahlen habe auch die Insolvenz des Reiseveranstalters FTI gesorgt, hieß es. FTI, bisher drittgrößter deutscher Veranstalter nach Tui und Dertour, hatte Anfang Juni Insolvenz angemeldet und kurz danach alle bereits gebuchten Reisen storniert.
Auch bei Tui brummte zuletzt das Geschäft – der weltgrößte Reisekonzern sprach von einem Rekordquartal. Nach der FTI-Pleite hatte man für die bevorstehenden Herbstferien 75.000 zusätzliche Urlaubsplätze geschaffen.
- Nachrichtenagentur dpa