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Jugend in Deutschland: Studie belegt finanzielle Sorgen und Zukunftsängste


Jugend-Finanzmonitor
Eine ganze Generation in Armutsangst

Von t-online, llb

Aktualisiert am 25.09.2024Lesedauer: 4 Min.
Jugendliche lehnen an einer Wand und schauen auf ihre SmartphonesVergrößern des Bildes
Jugendliche schauen auf ihre Smartphones: Der Optimismus junger Menschen gerät im Zeitalter der multiplen Krisen ins Wanken. (Quelle: Jose Calsina)
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Jugendliche in Deutschland blicken pessimistisch in ihre finanzielle Zukunft. Der aktuelle Jugend-Finanzmonitor zeigt besorgniserregende Entwicklungen auf.

Die Zeit zwischen 16 und 25 Jahren ist eine prägende Phase im Leben junger Menschen. Der Schulabschluss, der Beginn einer Ausbildung, die erste eigene Studentenbude oder Work and Travel im Ausland. In dieser Zeit gilt es, die Freiheit zu genießen, sich selbst zu finden und die Welt mit all ihren Möglichkeiten zu entdecken. Doch wer glaubt, dass junge Menschen ihr unbeschwertes Leben genießen, in dem Geld keine Rolle spielt, hat sich geirrt.

Der Jugend-Finanzmonitor der Schufa, der t-online exklusiv vorab vorliegt, zeigt, dass Geld eine wichtige Rolle spielt und einen großen Einfluss auf die Lebensbedingungen, Einstellungen und das persönliche Empfinden junger Menschen hat. Für die Studie wurden 1.002 Jugendliche und junge Erwachsene zu ihrer finanziellen Situation, ihrem Finanzverhalten und ihren Zukunftserwartungen sowie 505 erwachsene Personen der Elterngeneration befragt. Die Ergebnisse zeigen eine besorgniserregende Entwicklung.

Finanzielle Ängste der Jugend

Die vergangenen Krisenjahre haben bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen deutliche Spuren hinterlassen: Über ein Viertel der Befragten sieht sich gezwungen, seine Ausgaben zu reduzieren. Auch in vielen Familienhaushalten gibt es finanzielle Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass der Blick in die Zukunft bei zahlreichen jungen Menschen große Ängste auslöst.

Die Ergebnisse des aktuellen Jugend-Finanzmonitors zeigen: Noch nie – seit Beginn der Befragung – schauten junge Menschen so pessimistisch in ihre finanzielle Zukunft wie heute.

Jugend zweifelt an Zukunft

Der Anteil der 16- bis 25-Jährigen, die glauben, einen gleich hohen oder höheren Lebensstandard als ihre Eltern zu erreichen, ist auf den niedrigsten Stand seit der ersten Erhebung 2018 gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich dieser Anteil um neun Prozentpunkte und liegt nun bei nur noch 49 Prozent.


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Dieser pessimistische Blick in die Zukunft hängt sicher auch mit den vielen zurückliegenden und aktuellen Krisen zusammen.


Dr. Ole Schröder


Ein besorgniserregender Trend zeichnet sich beim Blick ins Alter ab: Lediglich 55 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen glauben, dass ihr Gehalt langen wird, um ausreichend für den Ruhestand vorzusorgen. Dies ist der niedrigste Wert in allen bisherigen Befragungen.

"Dieser pessimistische Blick in die Zukunft hängt sicher auch mit den vielen zurückliegenden und aktuellen Krisen zusammen", sagt Dr. Ole Schröder, Vorstand der Schufa Holding AG. "Die vergangenen Jahre haben den Menschen in Deutschland, gerade auch den Jugendlichen und jungen Erwachsenen, viel abverlangt."

Sorge um Zusammenhalt

Erstmals hat der Jugend-Finanzmonitor auch danach gefragt, was die Jugendlichen derzeit am meisten beschäftigt. An erster Stelle steht bei den 16- bis 25-Jährigen die Sorge um den sozialen Zusammenhalt in Deutschland (80 Prozent).

Am zweithäufigsten sehen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Demokratie in Deutschland gefährdet (74 Prozent). Dicht gefolgt von der Sorge, dass die Kosten zur Bewältigung der aktuellen Krisen den kommenden Generationen aufgebürdet werden (72 Prozent) und die Schere zwischen Arm und Reich weiter auseinandergeht (70 Prozent).

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Auch auf den Klimawandel blicken Jugendliche und junge Erwachsene mit Sorge. 70 Prozent der Befragten befürchten, dass der Klimawandel die Lebensgrundlagen der Menschen in Deutschland zerstören könnte. Geopolitische Krisen lösen bei 39 Prozent der Befragten die Sorge aus, dass Deutschland direkt in kriegerische Handlungen verwickelt werden könnte.

"Die Sorgen der jungen Menschen unterscheiden sich wenig von denen der Elterngeneration, die wir im Rahmen der Studie ebenfalls befragt haben", sagt Ole Schröder weiter. "Dies verwundert nicht, denn beide Generationen haben die Krisen der vergangenen Jahre gemeinsam erlebt und durchgestanden."

Inflation belastet junge Leute

Vor allem die Inflation der vergangenen Jahre hat das Budget vieler junger Menschen stark belastet. Mehr als ein Viertel der 16- bis 25-Jährigen gibt an, dass sie sich aktuell weniger leisten können als noch vor einem Jahr. Insgesamt hat sich die finanzielle Lage für einen etwas größeren Anteil dieser Altersgruppe eher verschlechtert (28 Prozent) als verbessert (21 Prozent).

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Die aktuellen finanziellen Entwicklungen beeinflussen auch die Kaufentscheidungen der Jugendlichen erheblich. Viele geben weniger Geld aus oder suchen nach günstigeren Alternativen. Besonders betroffen sind Freizeitaktivitäten wie Restaurant-, Club- oder Kinobesuche, bei denen 59 Prozent der Jugendlichen ihr Verhalten anpassen. Auch bei Produkten des täglichen Bedarfs (51 Prozent) und bei Kleidung (47 Prozent) zeigen sich Veränderungen im Kaufverhalten.

44 Prozent der jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren befürchten, dass Geld für lebensnotwendige Dinge zukünftig fehlen könnte (Zustimmung eher bzw. voll und ganz). Etwas mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) befürchtet, dass er aufgrund der aktuellen Krise seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann oder sich verschulden muss.

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Rund ein Viertel der Befragten (23 Prozent) erlebt auch zu Hause finanzielle Engpässe und eine Verschlechterung der finanziellen Lage. Die 16- bis 25-Jährigen, die selbst nicht so gut bzw. schlecht mit dem monatlich zur Verfügung stehenden Geld auskommen, geben auch überdurchschnittlich häufig an, dass in den vergangenen zwei Jahren finanzielle Engpässe bei ihren Eltern durch die gestiegenen Preise entstanden sind.

Selbstverwirklichung und Stabilität

Bei den wirtschaftlichen Belastungen und Zukunftssorgen sehnen sich Jugendliche vor allem nach Leichtigkeit sowie finanzieller und sozialer Stabilität. An erster Stelle bei der persönlichen Lebensgestaltung stehen für die befragten jungen Menschen Selbstverwirklichung, Spaß und Freizeit.

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96 Prozent der Befragten erachten dies für sich als sehr wichtig oder wichtig, dicht gefolgt von Einkommen und finanzieller Stabilität (94 Prozent). Aber auch Familie und Bindungen im persönlichen Umfeld haben eine sehr große Bedeutung für junge Menschen (92 Prozent).

Trotz der Sorgen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen um den sozialen Zusammenhalt, die Demokratie und den Klimawandel zeigt sich, dass sich junge Menschen engagieren und Verantwortung übernehmen wollen. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung und finanzieller Stabilität kann die Grundlage für positive gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen sein.

Verwendete Quellen
  • Schufa Jugend-Finanzmonitor 2024: Im Befragungszeitraum vom 28. Juni bis 31. Juli wurden 1.002 Jugendliche und 505 erwachsene Personen der Elterngeneration befragt. Die Befragung wurde von Forsa um Auftrag der Schufa durchgeführt und ist repräsentativ.
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