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Wie Reiche und Superreiche das Klima schädigen


Oxfam-Bericht
Wie Reiche und Superreiche das Klima schädigen

Von dpa-afx, llb

20.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Familie läuft zum PrivatjetVergrößern des Bildes
Luxuriöses Jetset-Leben: Der CO2-Ausstoß pro Person in einem Privatjet beträgt 1.300 Gramm pro Kilometer, mehr als zehnmal so viel wie in einem Linienflugzeug. (Quelle: Jupiterimages)

Das Jetset-Leben reicher Menschen ist klimaschädlich. Eine Oxfam-Studie zeigt jetzt, wie extrem schädlicher es im Vergleich zu armen Menschen ist.

Ein Flug von New York nach St. Tropez, eine riesige Villa mit zehn Schlafzimmern, ein Fuhrpark, Goldschmuck, Seidenkleider, eine Yacht im Hafen – dass das insgesamt keine gute Umweltbilanz ergibt, ist unbestritten. Ein aktueller Oxfam-Bericht zeigt: das Leben von Reichen ist klimaschädlicher als das von armen.

Extremer Konsum und die Erderwärmung

Der extreme Konsum der Reichen und Superreichen beschleunigt nach Datenanalysen der Entwicklungsorganisation Oxfam die Erderwärmung in geradezu obszöner Weise. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen, wie es in einem am Montag veröffentlichten Oxfam-Bericht heißt.

Der Bericht "Climate Equality: A Planet for the 99 Percent" basiert auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass der Ausstoß von Treibhausgasen mit dem privaten Einkommen und Vermögen steigt. Ursache sind unter anderem häufigere Flugreisen, größere Häuser sowie insgesamt mehr klimaschädlicher Konsum – im Extremfall in Form von Luxusvillen, Megajachten und Privatjets.

"Durch ihren extremen Konsum befeuern die Reichen und Superreichen die Klimakrise, die mit Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen bedroht, insbesondere in den einkommensschwachen Ländern des Globalen Südens", erläutert Oxfam-Referent Manuel Schmitt die Ergebnisse des Berichts.

Diese Ergebnisse zeigen die Auswirkungen besonders deutlich:

  • Das Konsumverhalten des reichsten Prozents (77 Millionen Menschen) verursachte 2019 16 Prozent der weltweiten Emissionen – mehr als doppelt so viel wie das Konsumverhalten der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung, und mehr als die Emissionen des gesamten Straßenverkehrs in der Welt.
  • Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung waren 2019 für rund die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
  • Das reichste Prozent in Deutschland war 2019 für durchschnittlich 83,3 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr verantwortlich – mehr als fünfzehnmal so viel wie ein Mensch aus der ärmeren Hälfte der Deutschen (5,4 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr).

Wer zu den reichsten Menschen der Welt zählt

Zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2019 Menschen mit einem Jahreseinkommen von über 140.000 US-Dollar (128.045 Euro). Das reichste Prozent der deutschen Bevölkerung erzielt ein Jahreseinkommen von über 256.090 Euro (280.000 Dollar). Zum Vergleich: Im Mittel verdienen die Deutschen etwa 53.300 Euro im Jahr.

Der konsumorientierte Lifestyle der Reichen und Superreichen verursacht etwa 105 Tonnen CO2 pro Jahr, während die Ärmsten nur rund drei Tonnen CO2 emittieren. Ein Milliardär ist so klimaschädlich wie eine Million Menschen, so Oxfam. Deshalb fordern zahlreiche Forscher, unter anderem auch der französische Ökonom Thomas Piketty schon seit langem, dass nicht die Staaten, sondern die Menschen die Rechnung für ihren CO2-Ausstoß bezahlen sollen.

Bisherige Klimaschutzmaßnahmen reichen nicht aus

Aus dem Fortschrittsbericht der Vereinten Nation aus Mai 2023 geht hervor, dass die Welt am Rande einer Klimakatastrophe stehe und die derzeitigen Maßnahmen und Pläne zur Bewältigung der Krise unzureichend seien. Modellrechnungen zeigen, dass das 1,5-Grad-Ziel mit der heutigen Nutzung fossiler Energieträger nicht mehr erreicht werden kann. Damit sind die Lebenschancen von mehr als drei Milliarden Menschen in Gefahr.

Weltweit wird mehr Geld für die internationale Klimafinanzierung benötigt. Oxfam fordert deshalb Steuern auf klimaschädliche Konzerne und die Vermögen und Einkommen der Superreichen. Das würde den finanziellen Spielraum für die Transformation hin zu den Erneuerbaren Energien erheblich vergrößern und die Bewältigung von Klimafolgeschäden verbessern.

Auch das gegenwärtige Wirtschaftssystem, die Fixierung auf Gewinnstreben sowie die Ausbeutung natürlicher Ressourcen müssten auf den Prüfstand, so Oxfam. Basis für den Bericht sind die Zahlen des Stockholm Environment Institute, das sich auf Daten des Global Carbon Atlas, der World Inequality Database, den Penn World Tables zum Einkommen (PWT) sowie Zahlen der Weltbank stützt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • bmz.de: "Maßnahmen zum Klimaschutz"
  • statista.com: "CO2-Emissionen ausgewählter Privatflugzeuge und Linienflugzeuge im Jahr 2021"
  • euractiv.de: "Piketty: Reiche sollen Zeche für Klimaschutz zahlen"
  • capital.de: "So viel verdienen die Deutschen im Mittel"
  • oxfam.de: "Ein Milliardär ist so klimaschädlich wie eine Million Menschen"
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