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Zum journalistischen Leitbild von t-online.CovPass und Corona-Warn-App So funktioniert der digitale Impfnachweis
Ab Mitte Juni, pünktlich zu Beginn der Reisesaison ist er verfügbar: der digitale Impfausweis. Doch wie funktioniert er und wo bekommt man ihn? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Das gelbe Impfbuch begleitet viele Deutsche schon ihr Leben lang. Seit der Coronavirus-Pandemie kommt ihm aber eine besondere Bedeutung zu – schließlich gilt der Nachweis einer Covid-19-Impfung mitunter auch als Türöffner für Freizeitaktivitäten und uneingeschränktes Reisen.
Damit sich Geimpfte zum Beispiel an der Grenze papierlos ausweisen können, haben sich die EU-Länder auf einen einheitlichen Umgang mit digitalen Impfzertifikaten verständigt. Wie sieht die konkrete Umsetzung in Deutschland aus? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie sieht der digitale Impfausweis aus?
In Deutschland wird der Begriff meist synonym zu einer Smartphone-App verwendet. Nutzer sollen darin eine Covid-19-Impfung, eine überstandene Corona-Infektion oder einen negativen Test in Form von QR- oder Barcodes hinterlegen können. Bei einer Kontrolle, zum Beispiel am Eingang zu einer Veranstaltung oder am Flughafen, wird dieser Code mit einer anderen Prüf-Anwendung gescannt und so der Status des Trägers übermittelt: Diese Person wurde geimpft, ist genesen oder getestet.
Da der Code mit den relevanten Informationen lokal auf dem Gerät gespeichert ist, funktioniert das auch ohne aktive Internetverbindung.
Um zu verhindern, dass gültige Zertifikate einfach weitergereicht oder kopiert werden, sollen die Besitzer außerdem einen Personalausweis oder Pass zum Datenabgleich vorlegen. Der beim Scannen des QR-Codes angezeigte Vor- und Zuname sowie das Geburtsdatum der kontrollierten Person müssen mit den Angaben im Ausweis übereinstimmen.
Wo bekommt man den digitalen Impfausweis?
Am 10. Juni fiel nach Angaben der Bundesregierung der Startschuss: "Der digitale Impfpass wird jetzt Schritt für Schritt ausgerollt und in den Apps verfügbar sein", sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Weitere Details gab Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf einer Pressekonferenz bekannt.
Die Apotheken sollen schon am 14. Juni damit beginnen, digitale Zertifikate für vollständig Geimpfte auszustellen. Dazu ist eine entsprechende Smartphone-Anwendung zum Einlesen und Abspeichern des Zertifikats in den App Stores von Apple und Google erschienen. In diesem Artikel finden Sie die Links zum Download.
Auf der Seite www.digitaler-impfnachweis-app.de stellt das Robert Koch-Institut die kostenlose Anwendung namens CovPass vor. Nutzer brauchen dafür ein iPhone oder Android-Handy mit den Betriebssystemversionen iOS 12.0 oder höher bzw. Android 6.0 oder höher. Die meisten Smartphones dürften diese Anforderungen erfüllen.
Die Corona-Warn-App ist schneller
Für Nutzer der Corona-Warn-App erübrigt sich allerdings die Installation: Seit dem Update auf die Version 2.3.2, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, lassen sich in der RKI-App auch Impfzertifikate verwalten. Auf manchen Geräten kann es noch ein paar Tage dauern, ehe die Aktualisierung möglich ist. Sowohl Corona-Warn-App als auch die neue CovPass-App nutzen das gleiche System und funktionieren ähnlich.
Mit der Impfpass-Funktion erhöht sich zudem der Nutzen der Corona-Warn-App, die bereits mehr als 28 Millionen Mal heruntergeladen wurde. In der App ließen sich bisher schon negative Schnelltestergebnisse dokumentieren. Eine zentrale Funktion bleibt das anonyme Kontakt-Tracing: Nutzer erhalten eine Warnung auf ihr Smartphone, wenn sie in letzter Zeit Kontakt zu einer fremden Person hatten, bei der im Nachhinein eine Corona-Infektion festgestellt wurde.
Wie kommt der Impfnachweis in die App?
Der Plan ist, dass Patienten ihr Zertifikat künftig direkt im Anschluss an ihren letzten Impftermin erhalten. Diese Zertifikate werden von den Impfzentren, Arztpraxen oder Apotheken erstellt und entweder digital oder als Papierausdruck überreicht. Das Robert Koch-Institut bietet dazu ein Corona-Warn-App en kostenlosen Impfzertifikatsservice – eine Webanwendung für das Fachpersonal.
Autorisierte Personen, zum Beispiel Hausärzte, geben die persönlichen Daten der von ihnen geimpften Person in ein Formular ein. Aus den Angaben wird ein QR- oder Barcode generiert: Das ist das Impfzertifikat, das der Nutzer mit seiner CovPass- oder Corona-Warn-App einscannt, um es in seinem Smartphone zu hinterlegen.
- Impfzertifikat: Das bekommen Apotheken fürs Erstellen der QR-Codes
In den Apps lassen sich auch mehrere Zertifikate speichern. So können beispielsweise Eltern auch die Impfausweise ihrer Kinder digital aufbewahren.
Braucht man den digitalen Impfausweis unbedingt?
Die Nutzung der CovPass-App ist freiwillig, genau wie bei der Corona-Warn-App. Alternativ kann der Nutzer auch einfach einen Ausdruck seines persönlichen Impfzertifikat-Codes mit sich führen. Auch der gelbe Impfpass oder die Bescheinigung von Arzt oder Impfzentrum gelten als hinreichender Nachweis einer Impfung.
Zu beachten ist, dass das digitale Zertifikat erst ab Tag 15 nach der letzten Impfung gültig ist, auch wenn es schon vorher ausgestellt und überreicht wird. Hintergrund ist, dass sich der vollständige Impfschutz erst nach einer gewissen Zeit einstellt – nach bisherigen Erkenntnissen nach etwa zwei Wochen.
Was ist mit den Menschen, die schon geimpft sind?
Es wird wohl ein paar Wochen dauern, ehe das Zertifikate-System und die CovPass-App überall flächendeckend zur Verfügung steht und genutzt wird. In der Zwischenzeit haben aber zahlreiche Deutsche mindestens ihre erste Impfung erhalten. Mehr als 20 Prozent gelten sogar bereits als "fertig" geimpft (Stand 8. Juni).
Diese Personen verfügen über einen – zumindest analogen – Impfnachweis in Form des gelben Impfbuches oder einer Bescheinigung mit Stempel und Unterschrift vom Arzt oder Impfzentrum. Mit diesem Dokument können sich die Betroffenen bald bei Ärzten oder Apotheken vorstellen, die den Impfzertifikatsservice des RKI nutzen. Das Fachpersonal prüft den Impfeintrag und stellt das Zertifikat aus.
Darüber hinaus werden "verschiedene Möglichkeiten geprüft, um auch nachträglich digitale Impfausweise für Corona-Impfungen zu erstellen", heißt es auf der Infoseite des RKI. So könnten Impfzentren das Zertifikat mit dem QR-Code auch automatisch an die Bürgerinnen und Bürger versenden – sofern die Kontaktdaten vorliegen.
Wie gut das klappt, bleibt abzuwarten, und dürfte wieder einmal von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein. Anders als in manch anderen Ländern gibt es in Deutschland nämlich kein zentrales "Impfregister" – und so etwas sei auch nicht geplant, versichert das RKI.
Wie sicher ist der digitale Impfpass?
Weder die Bundesregierung noch die Experten und Entwickler der App machen einen Hehl daraus, dass Fälschungen nicht völlig ausgeschlossen sind. Zwar werden die digitalen Impfzertifikate selbst durch ein System aus Verschlüsselung und digitalen Signaturen abgesichert. Das soll verhindern, dass die QR- und Barcodes nachträglich manipuliert oder gefälschte Codes in Umlauf gebracht werden.
Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass Personen versuchen, sich mit einem gefälschten Impfausweis auf Papier ein digitales Zertifikat zu erschleichen. Die Bundesregierung zeigt sich jedoch optimistisch, dass solche Betrugsversuche bei der Überprüfung durch das Fachpersonal auffallen und der Polizei gemeldet werden. Hohe Strafandrohungen sollen zudem eine abschreckende Wirkung entfalten. Mehr zu dem Thema Fälschungssicherheit lesen Sie hier.
Welche Daten werden im digitalen Impfnachweis gespeichert?
Auch der sparsame Umgang mit Daten soll zur Sicherheit der App beitragen und um Vertrauen werben. Laut den Machern von CovPass werden nur unbedingt notwendige Daten erfasst, im Zertifikat kodiert und auf dem Smartphone lokal gespeichert. Das sind:
- Vor- und Nachname
- Geburtsdatum
- Krankheit, gegen die geimpft wurde
- Impfstoff (Produkt und Hersteller)
- Dosennummer
- Zahl der verabreichten Dosen
- Impfdatum
- Land
- Aussteller des Zertifikats
- ID-Nummer des Zertifikats
Diese Informationen werden für die Erstellung des Zertifikats einmalig an das RKI übermittelt, um sie digital signieren zu lassen. Anschließend werden die Daten sofort wieder gelöscht. Schließlich soll es keinen zentralen Speicherort geben, denn das würde einem Impfregister nahekommen.
Nutzer speichern das Impfzertifikat lokal auf ihrem Smartphone und können selbst entscheiden, wann sie es wieder löschen. Der QR-Code enthält die oben genannten Informationen. Beim Scannen angezeigt werden aber nur Impfstatus, Name, Vorname und Geburtsdatum.
Wer hat den digitalen Impfausweis entwickelt?
Auftraggeber ist das Bundesministerium für Gesundheit, federführend und verantwortlich für die Ausgestaltung der Anwendung ist das RKI. Das System und die App selbst werden von IBM, dem Kölner Startup Ubirch, govdigital und Bechtle entwickelt.
Genau wie bei der Corona-Warn-App handelt es sich um ein Open-Source-Projekt, das heißt, der Quellcode kann von externen Fachleuten eingesehen und überprüft werden. Das soll auch zur Sicherheit und Akzeptanz der Anwendung beitragen.
- Informationen der Nachrichtenagenturen AFP, dpa
- Robert Koch-Institut: Website zum Digitalen Impfnachweis