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Impfzertifikat: Das sagt Gesundheitsminister Spahn zum Start des digitalen Impfpasses


Europaweit gültiges Zertifikat
Digitaler Impfpass soll bis Ende Juni für alle kommen

Von t-online
Aktualisiert am 10.06.2021Lesedauer: 4 Min.
Jens Spahn: Der Gesundheitsminister spricht über den digitalen Impfpass.Vergrößern des Bildes
Jens Spahn: Der Gesundheitsminister spricht über den digitalen Impfpass. (Quelle: Michael Kappeler/dpa-bilder)
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In Deutschland ist nun der digitale Corona-Impfpass verfügbar. Einzelheiten zu dem europaweit gültigen Zertifikat gab unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn in Berlin bekannt.

Vollständig geimpfte Menschen können ihren Impfstatus künftig mit einem digitalen Zertifikat auf dem Handy nachweisen: Ab Donnerstag wird der Digital-Pass den Bürgerinnen und Bürgern schrittweise zugänglich gemacht, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin ankündigte. Ziel sei es, dass das digitale Impfzertifikat – der "CovPass" – bis Ende Juni allen zur Verfügung steht, die Anspruch darauf haben. Der Nachweis soll den Inhabern mehr Freiheiten in der Pandemie erlauben.

Ausgegeben wird der digitale Impfnachweis von Impfzentren, Arztpraxen und Apotheken. Die knapp 20 Millionen Menschen in Deutschland, die schon einen vollständigen Impfschutz haben, können sich den Pass nachträglich ausstellen lassen.

Bitte um Geduld

Spahn appellierte bei der Vorstellung des Impfnachweises allerdings an die Geduld der Menschen: "Bitte gehen Sie nicht alle gleichzeitig am Montag in die Arztpraxen und Apotheken", sagte er. Wer den Nachweis nicht dringend brauche, solle noch etwas warten.

Ab Juli soll der Digital-Pass dann auch für das grenzüberschreitende Reisen in der EU genutzt werden können. "Das Ziel ist, dass auch in Helsinki, Amsterdam und Mallorca dieses Impfzertifikat gelesen werden kann", sagte Spahn. "Damit setzen wir als Europäische Union auch Standards für den internationalen Reiseverkehr."

Zugriff per App

Nutzer können sich dafür ab sofort eine neue App namens "CovPass" aus den gängigen App-Stores auf das Handy herunterladen. Außerdem soll der Impfnachweis auch über eine aktualisierte Version der bereits bestehenden Corona-Warnapp angezeigt werden können.

Der digitale Impfpass soll das traditionelle gelbe Impfbuch nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Im Alltag soll das zu Erleichterungen führen: Die Bürgerinnen und Bürger müssen dann nicht immer den gelben Impfpass mit sich führen, um ihren Impfstatus nachzuweisen. Dies kann etwa bei Restaurantbesuchen oder bei Kulturveranstaltungen nützlich sein, falls dort ein Impfnachweis verlangt wird. Den Betrieben wird eine spezielle Kontroll-App zur Verfügung gestellt, um die Nachweise dann zu verifizieren.

Drei Anlaufstellen

Laut Spahn soll es drei Anlaufstellen geben, wo sich Bürgerinnen und Bürger den digitalen Impfnachweis besorgen können. Sie können sich zum einen an das Impfzentrum oder die Arztpraxis wenden, wo sie die Zweitimpfung erhalten haben.

Außerdem werden die Impfzentren den bereits Geimpften einen Code zuschicken, mit dem dann auf dem Handy der Digital-Pass heruntergeladen werden kann. Der Versand der Codes soll laut Spahn in diesen Tagen beginnen – sofern den Zentren die Adressen der Geimpften vorliegen.

Die dritte Möglichkeit besteht darin, den Digital-Pass in einer Apotheke zu erhalten – gegen Vorlage eines Impfnachweises und eines Personalausweises. Die ersten Apotheken haben laut Spahn damit schon begonnen.

Vergütung für Apotheken

Apotheken sollen für die nachträgliche Ausstellung des "CovPass" eine Vergütung von 18 Euro bekommen, sagte Spahn. Arztpraxen sollen eine Vergütung im "niedrigen einstelligen Bereich" erhalten, wenn sie die Pässe mit der angebotenen Software ausstellen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts waren am Donnerstag 19,9 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft. Damit hätten sie Anspruch auf den digitalen Impfnachweis. Insgesamt 39,1 Millionen Menschen haben mindestens eine Impfung erhalten – das entspricht 47 Prozent der Bevölkerung. Allein am Mittwoch wurden den Angaben zufolge knapp 1,3 Millionen Impfungen verabreicht. Dies war bislang die zweithöchste an einem Tag erzielte Zahl.

Spahn räumt Fehler ein

Ebenfalls ein Thema bei der Pressekonferenz war der Bericht des Bundesrechnungshofes. Nach der darin enthaltenen scharfen Kritik hat Spahn Fehler eingeräumt und Verbesserungen angekündigt. Zugleich verwies der Minister aber auch darauf, dass viele kostspielige Ausgabe-Entscheidungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie unter großem Zeitdruck hätten gefällt werden müssen.

Er sei vielfach in der Situation gewesen, dass "man unter Zeitdruck schnell handeln muss, um Menschenleben zu retten", sagte er. In der akuten Pandemielage hätten "reguläre Beschaffungswege" oft "nicht richtig funktioniert".

Die Kritik des Bundesrechnungshofs bezeichnete Spahn als "hilfreich" bei der Frage, wie die Regierung mit künftigen Pandemien umgehe. Sein Ministerium sei traditionell ein "Gesetzgebungsministerium", sagte er. "Was wir nicht so häufig machen, ist operativ zu arbeiten." Es sei klar, dass sein Haus für künftige Notfälle "stärkere operative Einheiten" brauche. "Jetzt überlegen wir, wie wir Strukturen vernetzt aufbauen für die nächste Pandemie."

EM: Spahn rät zur Vorsicht bei Public-Viewing

In der Fragerunde der Pressekonferenz kam auch das Thema der Fußball-Europameisterschaft auf – und inwiefern Public-Viewing-Events wieder möglich seien. Hier rät Spahn trotz der entspannteren Corona-Lage zu weiter wichtiger Vorsicht. Entscheidend seien am Ende Abstand, dass Teilnehmer idealerweise getestet oder geimpft seien und "vielleicht etwas weniger Alkohol", sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in Berlin. Alkohol mache generell nachlässiger, was Schutzvorkehrungen angehe.

Mit Blick auf größere Public-Viewing-Veranstaltungen sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, unter bestimmten Voraussetzungen könnten solche Events möglich sein. Abhängig von Indikatoren wie den Neuansteckungen und der Belegung von Intensivstationen könne man dies mit bestimmten Zahlen von Menschen stattfinden lassen, was aber in der Verantwortung der lokalen Behörden liege. Wichtig sei, dass man Basismaßnahmen wie Abstand, Hygiene und Masken weiter einhalte. Das Virus werde durch Mobilität getragen. Mit solchen Events sollten die Zahlen nicht wieder steigen.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz am 10. Juni 2021
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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