Weltweite Überwachung Snowden sagt Facebook und Google den Kampf an
Seit Jahren verharrt Edward Snowden im Exil in Russland. Im Gespräch mit dem "Spiegel" warnt er vor der Massenüberwachung durch Konzerne, Wahlmanipulationen – und erzählt von seinen Spionageaktionen gegen die NSA.
Whistleblower Edward Snowden fordert, die massenhafte Datensammlung weltweit zu beenden. Das sagt der 36-Jährige in einem Gespräch mit dem "Spiegel" in Moskau. Snowden bezieht sich dabei nicht nur auf Geheimdienste, sondern auch auf Datenkonzerne wie Facebook und Google.
Zunächst gelte es, für jeden Smartphone-Nutzer "sichtbar zu machen, wie sehr wir auf Schritt und Tritt verfolgt werden", sagt Snowden. "Und wenn niemand sonst eine Alternative entwickelt, dann werde ich das verdammt noch mal selbst tun."
Manipulation ist überall
Zudem warnt der Whistleblower im Gespräch mit dem "Spiegel" davor, den Aufstieg von Politikern wie Donald Trump und Boris Johnson oder der AfD nur als vorübergehende Abweichung von der politischen Norm zu betrachten. "Überall haben Politiker und Unternehmer verstanden, dass sie Technologien nutzen können, um die Welt auf einem neuen Level beeinflussen zu können", so Snowden. "Trump ist nicht das Problem. Er ist ein Produkt des Problems."
Der Whitleblower kritisiert im Gespräch auch Russland: Das Land sei "für sehr viele verurteilenswerte Aktivitäten in der Welt verantwortlich" und habe "ziemlich sicher" Wahlen manipuliert". Das gelte jedoch auch für die USA. "Jedes Land, das größer ist als Island, wird versuchen, in entscheidende Wahlen einzugreifen, und alle werden das immer leugnen", so Snowden gegenüber dem "Spiegel".
Snowden bereut Arbeit
Er bereue zudem, dass er "Teil eines Systems werden konnte, das meine Fähigkeiten nutzt, um globalen Schaden zu verursachen", so der Whitleblower, dessen biografisches Buch "Permanent Record" am 17. September weltweit veröffentlicht wird.
Er habe Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass die National Security Agency (NSA) ein geheimes und praktisch unkontrollierbares Instrument der Massenüberwachung aufgebaut habe. Als es so weit war, habe er als einziger Mitarbeiter eines NSA-Tarnbüros auf Hawaii, dem "Büro zur Informationsverbreitung", Informationen gesammelt, um die Existenz dieses Überwachungssystems beweisen zu können, so Snowden im "Spiegel".
Die Daten habe er auf SD-Karten gespeichert und teilweise im Mund oder in einem präparierten Zauberwürfel versteckt aus dem Gebäude geschmuggelt. "Die NSA hat nie geahnt, wie gut ich auf diesem Posten der Informationsverbreitung sein würde."
Keine Selfies vor dem Kreml
Heute führe er in seinem russischen Exil ein weitgehend normales Leben, halte jedoch absichtlich einen gewissen Abstand zur russischen Gesellschaft: "Ich mache keine Selfies vor dem Kreml, weil die US-Regierung das nutzen würde, um meine Arbeit zu diskreditieren", sagte Snowden dem "Spiegel". Wie es ihm ansonsten im Exil heute geht, lesen Sie hier.
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Snowden halte es für "immer wahrscheinlicher, dass ich eines Tages zurückkehren kann", da der Vorwurf von 2013, er habe die nationale Sicherheit gefährdet, "in sich zusammengefallen" sei.
- Der Spiegel 38 / 2019