Streaming-Dienst auf der Überholspur Wie Netflix den Medienmarkt aufrollt
Netflix lehrt der etablierten Medienwelt das Fürchten. 2002 waren Aktien des Konzern gerade mal einen Dollar wert. 16 Jahre nach dem Börsengang hat Netflix sogar Platzhirsch Walt Disney überholt.
Netflix krempelt die Unterhaltungsbranche um. Der Videostreamingdienst wird vor allem bei jüngeren Zuschauern immer populärer und gehört seit Jahren auch zum Liebling der Anleger.
Dabei fing der Konzern klein an: Keine 1.000 Filme hatten die 30 Netflix-Mitarbeiter zur Unternehmensgründung 1997 im Angebot. Die waren zwar schon online ausleihbar – aber nur auf DVD. Und auch beim Börsengang fast fünf Jahre später war die Online-Videothek noch ein ziemlich kleiner Fisch im Haifischbecken der großen Medien- und Unterhaltungskonzerne.
Seitdem hat sich viel getan: Statt roter Zahlen wie in den Anfangsjahren kann Netflix inzwischen deutliche Gewinne vorweisen. So hoch wie beim Unterhaltungsriesen Walt Disney sind sie freilich noch nicht. Während der bald 100 Jahre alte Traditionskonzern 2017 mit seinem Imperium aus Filmstudios, Fernsehsendern und Freizeitparks 9 Milliarden US-Dollar verdient hat, war es bei Netflix nur eine halbe Milliarde Dollar. Und auch beim Umsatz liegt Disney meilenweit vor seinem jungen Konkurrenten.
Die Prognosen für Netflix sind glänzend
Die Wachstumsraten sprechen hingegen klar für Netflix mit zuletzt rund 125 Millionen Abonnenten: Er hat die Erlöse allein im vergangenen Jahr um ein Drittel gesteigert und den Nettogewinn sogar um das Dreifache, während bei Disney jeweils ein leichter Rückgang zu Buche stand.
Die Folge: Die Netflix-Aktie ist heute über 400 Dollar wert. Beim Börsengang im Jahr 2002 war es nur 1,07 Dollar. Entsprechend euphorisch sind Prognosen der Experten für weitere Geschäfts- und Kursentwicklung. Zum Vergleich: Die Disney-Aktie dümpelt dagegen auf um die 100 Dollar.
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Die Bedrohung durch Netflix und das Streaming-Angebot des Online-Handelsriesen Amazon ist der altgedienten US-Konkurrenz wohl bewusst. Das zeigt die seit Monaten rollende Fusions- und Übernahmewelle in der Branche – sei es die Übernahme des Medienkonzerns Time Warner durch den Telekomriesen AT&T oder der Bieterkampf zwischen Disney und dem Kabelkonzern Comcast um Rupert Murdochs Medienimperium 21st Century Fox.
Netflix produziert seine Angebote mit immer mehr Aufwand
Zudem setzen etablierte Unternehmen mehr und mehr auf eigene Angebote im Netz. Der zunehmende Konkurrenzkampf treibt auch die Produktionskosten bei Netflix in die Höhe. Im laufenden Jahr will der Konzern acht Milliarden Dollar US-Dollar für neue Inhalte ausgeben. Das wäre fast ein Drittel mehr als 2017. Netflix-Chef Reed Hastings hat dabei vor allem Wachstum im bevölkerungsreichen Indien im Blick. Danach dürften sich auch neue Inhalte ausrichten.
- dpa