Neue Studie des Umweltbundesamtes Tempolimit würde Klima noch stärker schützen als bisher gedacht
Dass die Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen den CO2-Ausstoß senkt, war schon länger bekannt. Jetzt zeigt sich: Ein Tempolimit wäre noch wirksamer als gedacht.
Ein Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen wird immer wieder ins Gespräch gebracht und viel diskutiert. Eine Studie des Umweltbundesamtes zeigt jetzt: Mit der Senkung des Tempos könnte noch viel mehr schädliches Kohlendioxid vermieden werden als bisher angenommen.
6,7 Millionen Tonnen sogenannter CO2-Äquivalente ließen sich jährlich einsparen, wenn die Autos maximal 120 km/h schnell führen. Das wäre eine Senkung um 4,2 Prozent – bei einer vorherigen Studie von 2021 war das Umweltbundesamt noch von 2,7 Prozent ausgegangen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Verkehrstoten, die Lärmbelastung und auch der Ausstoß weiterer Schadstoffe sinken würden, berichtet der "Spiegel".
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Unterschiede in der Methodik
Die großen Unterschiede in den Zahlen hängen von verschiedenen Faktoren ab. Im Gegensatz zu der Studie von 2020/2021 haben die Forscher der Universitäten Stuttgart und Graz sowie des Beratungsunternehmens PTV Transport Consult andere Emissionsfaktoren verwendet. Unter anderem haben sie aktuelle Verkehrsdaten genutzt, um das Fahrverhalten genauer zu analysieren.
Aber auch das Verhalten der Autofahrer wurde berücksichtigt und macht rund ein Drittel des Einsparpotenzials aus: Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Tempolimit die Autobahnen unattraktiver machen würde. Einige Pkw-Besitzer würden dann auf Landstraßen ausweichen und sich mögliche Umwege zu den Autobahnen sparen. 1,1 Prozent Rückgang in der Verkehrsleistung auf den Autobahnen prognostizieren die Forscher, auf anderen Straßen mit geringeren Geschwindigkeiten könnte der Verkehr dafür zunehmen. Durch diese Mehrbelastungen könnten Landstraßen stärker belastet werden, die Netze müssten von den Verkehrsplanern angepasst werden.
Deutsche befürworten Tempolimit
Fast zwei Drittel der Deutschen sprechen sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen aus. Politisch ist das Tempolimit aber immer wieder gescheitert. Zuletzt hatte sich die FDP in den Koalitionsverhandlungen dagegen ausgesprochen. Auch eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht war im Januar gescheitert: Das Gericht hat die Beschwerde für ein allgemeines Tempolimit auf Autobahnen als unzulässig abgewiesen. Die beiden Kläger, ein Mann und eine Frau, meinen, dass der Gesetzgeber gegen das Klimaschutzgebot und Freiheitsrechte verstoße, indem er kein Tempolimit einführe. Das hätten sie aber nicht ausreichend begründet, teilte das höchste deutsche Gericht in Karlsruhe am Dienstag mit. (Az. 1 BvR 2146/22, lesen Sie hier mehr zu dem Urteil).
Reaktionen auf die Studie
Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD, kommentierte die Ergebnisse der Studie: "Der Verkehr hat die Vorgaben aus dem Klimaschutzgesetz erneut verfehlt; ein Tempolimit ist unverzichtbar, um ihn endlich auf Klimakurs zu bringen. Mit den neuen Zahlen gibt es keine Ausrede mehr."
- spiegel.de: "Tempolimit würde Klima deutlich stärker schützen als bisher angenommen"
- umweltbundesamt.de: "Flüssiger Verkehr für Klimaschutz und Luftreinhaltung"
- Nachrichtenagentur dpa