Neuer "Tatort" am Sonntag Eher Drama als Krimi – aber spannend bis zum Schluss
Zum neunten Mal darf Fabian Hinrichs als Kommissar Voss ein Verbrechen im "Tatort" aufklären. Sein neuer Fall ist dabei persönlicher als alle vorherigen – und kaum noch ein Krimi.
Der neue "Tatort" aus Franken mit dem Titel "Hochamt für Toni" mit Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) an der Spitze will vor allem ein guter Film sein.
In schönen Bildern mit viel Natur erzählt der neunte fränkische "Tatort" von alter Liebe und grauem Alltag, von der Enge familiärer Tradition, moralischen Höhenflügen und tiefen Abgründen. Dabei ermitteln Voss und seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) streng genommen gar nicht in Franken, sondern gegen die Dienstvorschriften und diverse Widerstände in der nahe gelegenen Oberpfalz.
Darum geht es in "Hochamt für Toni"
Ein alter Freund, inzwischen Dorfpfarrer (Pirmin Sedlmeir), lädt Kommissar Voss zum Gottesdienst ein und verspricht ihm, etwas über dessen Jugendliebe Antonia "Toni" Hentschel preiszugeben. Dazu kommt es nicht – der Pfarrer liegt erstochen in der Sakristei.
Zusammen mit Tonis Schwester Eva (Sina Martens) wühlen die Ermittelnden in Vergangenheit und Gegenwart der steinreichen Industriellenfamilie Hentschel – und auch in der eigenen Berliner Studentenvergangenheit von Felix Voss, die immer wieder in Rückblenden zu sehen ist.
Zahlreiche Abgründe tun sich auf. Tonis Vater, ein gefühlskalter Patriarch (André Jung), und seine beiden aalglatten Managersöhne wehren sich gegen die Ermittlungen ...
Kommissar Voss steht im Fokus
Dieser Fall aus Franken ist stärker als seine acht Vorgänger auf Hauptdarsteller Fabian Hinrichs zugeschnitten. Allenfalls Kollegin Ringelhahn kommt noch nennenswert zum Zug, Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) bleibt im Büro, Spurensicherer Michael Schatz (Matthias Egersdörfer) ist gar nicht dabei.
Embed
Hinrichs' Figur ermittelt nicht nur, sie leidet, verzweifelt, erinnert sich manchmal qualvoll, manchmal melancholisch an Stunden an Seen und auf Partys. Viel Sinnieren schwingt mit in diesem Film, den der Bayerische Rundfunk eher als "klassisches Melodram" denn als klassischen Kriminalfilm bezeichnet. "Was wäre gewesen, wenn?", lautet eine der zentralen Fragen. Wie hätten sie ausgesehen, die Wege, die nie im Leben begangen wurden?
"Einen Kriminalfall weniger aus der Überlegung nach einem Verbrechen, sondern aus einer Lebensbetrachtung heraus zu entwickeln, ist ein Wagnis. Wo kommt die Spannung her, der notwendige, äußerliche Konflikt?", fragt Drehbuchautor Bernd Lange. Zumindest wird das Publikum in den 90 Krimiminuten aus Franken bis zum Ende auf die Folter gespannt – überraschende Wendung inklusive.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa