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Tatort-Kritik: Das Dorf - Ulrich Tukur und das Rätsel des Taunus-Kaffs


Tatort
Ulrich Tukur und das Rätsel des Taunus-Kaffs

t-online, SKO

Aktualisiert am 05.12.2011Lesedauer: 2 Min.
Ulrich Tukur als "Tatort"-Ermittler Felix MurotVergrößern des Bildes
Ulrich Tukur als "Tatort"-Ermittler Felix Murot (Quelle: HR / Carl-Friedrich Koschnick)
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Ein eigener Vorspann mit Gruselschrift, ein Würger, dessen Mord nur als unheimliches Schattenspiel zu sehen ist, und ein Dorf, aus dem man ob seiner seltsam verschworenen Einwohner keine Minute, geschweige denn eine ganze Nacht verbringen will: Der gestrige "Tatort", der im Stil eines Edgar-Wallace-Krimis inszeniert war, ließ an Spannung und schaurigen Charakteren keine Wünsche offen. Ein durchaus gelungener Kunstgriff, der zwar mit den Sehgewohnheiten der Zuschauer gebrochen hat, der aber auch mal erlaubt sein muss.

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Schon der erste Sonntagskrimi mit Tukur als Wiesbadener Ermittler Felix Murot machte deutlich, dass der Star-Schauspieler sich nicht in die Riege zig anderer "Tatort"-Kommissare einreihen, sondern viel lieber aus der Reihe tanzen will. Doch wer schon "Wie einst Lilly" (2010) ungewöhnlich fand, der dürfte von der gestrigen Folge umso mehr überrascht gewesen sein. So spielte der eigentliche Kriminalfall um einen brutal erschlagenen Mann und einen vermeintlichen Selbstmörder im "Tatort: Das Dorf" gar nicht die dominierende Rolle. Dennoch gelang es Regisseur Justus von Dohnányi (als Schauspieler bekannt aus "Der Untergang" oder "Männerherzen") durch ungewöhnliche Kameraeinstellungen und atmosphärische Dichte die Spannung bis zum Ende zu halten.

Kinski lässt grüßen

Neben Tukur, der immerzu mit den Halluzinationen beschäftigt war, die ihm sein Gehirntumor namens "Lilly" bescherte, überzeugte aus darstellerischer Sicht vor allem Thomas Thieme. Als Bösewicht und Dorf-Patriarch Bemering, der in seinem schlossähnlichen Anwesen im fiktiven hessischen Taunus-Kaff Dornstein thronte und insgeheim einen regen Organhandel betrieb, hatte er sämtliche Einwohner unter seiner Kontrolle und ließ ebenjene schnurstracks ermorden, die ihm nicht loyal zu sein schienen. Ebenfalls eindrucksvoll: Tobias Langhoff als mörderischer Handlanger Bemerings, der mit Mimik und Gestik ganz bewusst an Klaus Kinskis Auftritte in den Wallace-Filmen erinnerte.

Halluzinationen allerorten

Diejenigen Zuschauer, die eher auf "normale" "Tatorte" mit schlüssigen Kriminalfällen und lebensnahen Charakteren stehen, werden den gestrigen Film wohl eher argwöhnisch beäugt haben. Das spätestens, wenn Murot mal wieder eine seiner Halluzinationen ereilte ("Mein Tumor im Kopf ist zurzeit mächtig aktiv"), bei denen ihm die frankensteinmäßige Dorfärztin Dr. Herkenrath (Claudia Michelsen) ein neues Gehirn auf dem Tablett servierte oder die legendären Kessler-Zwillinge eine heiße Sohle aufs Parkett legten. Da Murot wegen seiner Hirngespinste als echter LKA-Ermittler aber sowieso dienstuntauglich wäre, sind die Krimis mit ihm von vornherein nicht unter Realitätsgesichtspunkten zu bewerten.

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