Wähler kritisieren getrennte TV-Duelle "Eine eindeutige Beeinflussung der Wahl"
ARD und ZDF laden zu zwei TV-Duellen vor der Bundestagswahl ein. Die meisten Zuschauer sprechen sich jedoch für eine andere Art der Fernsehdebatte aus.
Kurz vor den Bundestagswahlen sind TV-Debatten der Kanzlerkandidaten Tradition. So planen ARD und ZDF auch im Februar, die Bewerber um den Wahlsieg öffentlichkeitswirksam gegeneinander antreten zu lassen. Anstatt alle zusammen in einer Sendung streiten zu lassen, veranstalten die öffentlich-rechtlichen Sender zwei Duelle an verschiedenen Tagen zur jeweils besten Sendezeit. In einem treffen Noch-Kanzler Olaf Scholz (SPD) und CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz aufeinander, das zweite sollten eigentlich Robert Habeck für die Grünen und Alice Weidel für die AfD bestreiten. Habeck hat seine Teilnahme aber bereits abgesagt.
Philipp Michaelis begrüßt diese Entscheidung, führten größere Gesprächsrunden doch zu einem unübersichtlichen Tohuwabohu. "Die kompliziertere Aufgabe der Moderatoren kann nicht im Ernst der Grund sein, die Aufspaltung in zwei Duelle vorzunehmen", entgegnet Christoph Schwennicke. Das Pro & Kontra der beiden t-online-Redakteure lesen Sie hier. Die meisten t-online-Leser stimmen Letzterem zu.
"Eine eindeutige Beeinflussung der Wahl"
Martin Kuhn schreibt: "Eine Aufteilung zwischen Merz und Scholz sowie Habeck und Weidel ist eine klare Parteinahme für CDU und SPD. Herrn Habeck Frau Weidel gegenüberzustellen, wäre eine klare Herabwürdigung seiner Person." Deshalb äußert der t-online-Leser Verständnis für dessen Absage. "Getrennte TV-Debatten werde ich mir mit Sicherheit nicht ansehen."
"Ich bin für ein Quartett, gern auch mit längerer Sendezeit", mailt Yvonne Zimmermann. "Denn dort könnten sich, trotz vermutlich schwieriger Lenkung, die demokratischen Haltungen bei unterschiedlichen Grundpositionen wesentlich besser im Kontrast zu den AfD-Positionen darstellen. Sandra Maischberger und Maybrit Illner könnten ihr Können in sachlicher, aber stringenter Gesprächsführung einmal wirklich beweisen."
Wilfried Beyer meint: "Was ARD und ZDF machen wollen, ist eine eindeutige Beeinflussung der Wahl. Dem Wähler wird verwehrt, die vier Kandidaten direkt und unmittelbar vergleichen zu können. Offensichtlich haben sie keine Moderatoren, die in der Lage sind, eine Diskussionsrunde von vier Kandidaten so zu leiten, dass der Bürger am Ende der Sendung zufrieden ist und eine Idee hat, wie er sich entscheiden könnte und wem er es zutraut, Deutschland als Kanzler zu führen."
"Die Sender müssen umdenken"
"Ich bin eindeutig dafür, dass alle Kandidaten gegeneinander antreten", sagt auch Adelheid Gärtner. Die ursprünglich geplanten Konstellationen würden zeigen, "dass Scholz und Merz erste Wahl sind und Weidel und Habeck sozusagen der Rest. So geht das natürlich nicht. Die Sender müssen umdenken und sich etwas Kluges einfallen lassen. Dafür sind die Rundfunkbeiträge ja da."
Holger Kreuer gibt zu bedenken: "In der Geschichte der bundesdeutschen Politik wurden zu TV-Debatten nur Kanzlerkandidaten der Parteien mit dem größten Wählerzuspruch eingeladen. Gemäß Umfragen wären das aktuell CDU und AfD. Da die SPD nur knapp hinter der AfD liegt, wäre Scholz' Einladung legitim, somit eine Dreierrunde. Andere Parteien bewegen sich in der Bedeutungslosigkeit, weshalb mit ihnen TV-Debatten nur verschwendete Rundfunkbeiträge wären.
Eugen Kühnle ist grundsätzlich kein Fan solcher Sendungen: "Wer diese Debatten braucht, damit er weiß, wo er sein Kreuz setzen soll, hat als Staatsbürger versagt. Wahlkampf ist über die gesamte Legislaturperiode. In dieser Zeit sollte man sich seine Meinung bilden."
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