Royale Rückschläge 2020 Was Europas Monarchien in diesem Jahr erschütterte
Schon bevor von einer Pandemie die Rede war, fing es im britischen Königshaus ordentlich an zu beben. Auch Spaniens Casa Real blieb von einem Skandal nicht verschont.
Gleich zu Beginn des Jahres teilten Prinz Harry und Herzogin Meghan über Instagram mit, dass sie in Zukunft eine andere Position innerhalb der britischen Monarchie einnehmen wollen. Sie erklärten, wie sie sich das Ganze vorstellen – Verhandlungen, Gerüchte, Streitigkeiten und schließlich der Schritt, der als sogenannter "Megxit" in die Geschichte eingehen sollte. Doch in England gab es weitere Skandale und Schicksalsschläge – und nicht nur dort.
Der "Megxit" und wie es dazu kam, muss an dieser Stelle wohl nicht noch einmal komplett nacherzählt werden. Hier finden Sie alle Infos zum royalen Rückzug von Prinz Harry und Herzogin Meghan. Doch eines ist klar: Diese "Aktion" hat das britische Königshaus extrem erschüttert. Mitte des Jahres, schon zurückgezogen in den USA lebend, mussten Harry und Meghan privaten Schmerz verkraften: Zu jenem Zeitpunkt erlitt die 38-Jährige eine Fehlgeburt.
Ein noch heftigeres Beben hat aber wohl Prinz Andrew und seine Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den inzwischen verstorbenen US-Milliardär Jeffrey Epstein verursacht. Diesbezüglich gab es dieses Jahr immer wieder schlechte Schlagzeilen für den Queen-Sohn, besonders weil er nicht mit der US-Justiz zusammenarbeiten will. Nachdem er im November ein eher verheerendes als rettendes Interview gegeben hatte, wurde er von royalen Pflichten "befreit" – auch Andrew selbst wird Missbrauch der damals minderjährigen US-Amerikanerin Virginia Giuffre vorgeworfen.
Corona in den Königshäusern
Wie für unsereins brachte die Corona-Krise auch für die Royals viele Herausforderungen mit sich. Mehrere von ihnen erkrankten. Prinz Charles und Monacos Fürst Albert II. waren beispielsweise schon im Frühjahr mit dem Coronavirus infiziert. Auch Prinz William soll ziemlich zu Beginn der Pandemie erkrankt gewesen sein, Sofia und Carl Philip von Schweden erst zum Jahresende hin. Der belgische Prinz Joachim feierte eine Corona-Party und erntete Kritik, Máxima und Willem-Alexander mussten sich ebenfalls mit negativen Reaktionen abfinden: Die niederländische Königsfamilie war im Oktober in den Urlaub nach Griechenland gereist, während in den Niederlanden die Corona-Beschränkungen wieder verschärft wurden. "Wir sind nicht unfehlbar", sagte das Paar in einer Entschuldigung. Auch zuvor hatte es schon einen Fauxpas der beiden in Bezug auf Corona gegeben.
Die Pandemie könnte außerdem ein großes Loch in die Kasse der Royals reißen. Wie groß, ist noch nicht klar, aber immerhin werden eigentlich große Summen durch beispielsweise Schloss- und Ausstellungsbesichtigungen eingenommen – der Buckingham-Palast musste hunderte Jobs streichen. Doch während Queen Elizabeth II. und beispielsweise auch Dänemarks Königin Margrethe einsame Geburtstage feierten – Letztere sogar einen Runden – konnte teilweise sogar mehr Zeit mit den Liebsten verbracht werden.
Englands Monarchin, die eigentlich hunderte Kilometer von ihrem Gatten Philip entfernt lebt, zog sich während des Lockdowns gemeinsam mit dem 99-Jährigen nach Windsor zurück. Zum Ende des Jahres dann noch ein weiterer Tiefschlag für die Queen: Ihr Hund, Dorgi Vulcan, ist gestorben.
Spanische Monarchie: "Langfristiges Überleben ungewiss"
Ordentlich erschüttert wurde auch Spaniens Königshaus, die Casa Real. Alt-König Juan Carlos hatte sein Land Anfang August heimlich verlassen. Zwei Wochen später wurde mitgeteilt, er sei in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist. In einem Brief an seinen Sohn König Felipe schrieb der Bourbone damals, er ziehe wegen der Finanzaffäre um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Bahnstrecke in Saudi-Arabien ins Ausland. Er wolle damit die Arbeit Felipes "erleichtern". Die Londoner "Times" warnte nach Juan Carlos' Flucht, die spanische Monarchie sei derart beschädigt, dass "ihr langfristiges Überleben ungewiss ist".
Auch die nordischen Königshäuser mussten den einen oder anderen Schicksalsschlag verkraften. So starb im Oktober Walther Sommerlath, der Bruder von Schwedens Königin Silvia. Joachim, der jüngere Bruder von Dänemarks Kronprinz Frederik musste notoperiert werden. Der 51-Jährige hatte ein Blutgerinnsel am Gehirn. Inzwischen geht es ihm wieder besser. Operiert werden musste auch Harald von Norwegen. Der 83-jährige Monarch unterzog sich im Oktober einem Eingriff am Herzen. Auch erst ist mittlerweile wieder fit.
Und dann war da noch Ernst August von Hannover. Im Juli gab es einen Vorfall in seinem Jagdhaus in Österreich. Er selbst hatte den Rettungsdienst gerufen, weil er sich nicht gut gefühlt habe. Mit den Sanitätern sei auch die Polizei aufgetaucht. Ernst August habe die Beamten attackiert und wurde daraufhin in die Psychiatrie eingewiesen. Er selbst sagte, die Polizisten hätten ihn einfach angegriffen, er habe sich nur gewehrt. Wenige Tage nach diesem Vorfall hat der Welfen-Prinz erneut Polizisten beschimpft und ist mit einem Baseballschläger auf sie losgegangen. Im September kam es schließlich zur Festnahme des Prinzen, unter anderem weil er Bediensteten gedroht habe. Unter Auflagen wurde er nach zwei Tagen Haft wieder freigelassen.
Royale Good News dürfen auch nicht fehlen
Doch klar, neben all dem Skandalösen und Niederschmetternden gab es auch freudige News aus Europas Königshäusern. So wurde in Luxemburg beispielsweise ein Thronfolger geboren, in Belgien gibt es eine neue Prinzessin – wie das die Royals nun finden, sie mal dahingestellt, Queen-Enkelin Beatrice hat im Sommer ihren Edoardo geheiratet, die beiden Queen-Enkelinnen Eugenie und Zara verkündeten obendrein, Nachwuchs zu erwarten. Schwedens Kronprinzessin Victoria und Prinz Daniel haben ihren zehnten Hochzeitstag gefeiert. Anders als geplant wahrscheinlich, aber doch mit schönen Fotos, die veröffentlicht wurden.
Apropos Fotos, Herzogin Kate hat gemeinsam mit der National Portrait Gallery in London, deren Schirmherrin sie ist, ein gemeinsames digitales Fotoprojekt auf die Beine gestellt. Für #HoldStill konnten britische Bürgerinnen und Bürger ihre persönlichen fotografischen Eindrücke der Corona-Krise einschicken. 100 Bilder wurden ausgewählt und schließlich im Netz und auch auf Plakaten ausgestellt. Das Projekt stieß durchweg auf positive Resonanz.
Und ganz allgemein zeigten sich alle Royals wohl ganz schön fortschrittlich. Wie auch für viele "Normalsterbliche" griffen sie zu Videotelefonie, um Termine wahrzunehmen und meldeten sich aus ihren prunkvollen Homeoffices zu Wort. Sogar Queen Elizabeth II. ließ es sich nehmen, an der einen oder anderen Videokonferenz teilzunehmen und empfing sogar zu digitalen Audienzen.
- eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa