Nächste Runde im Missbrauchsskandal Prinz Andrew und US-Justiz streiten über Epstein-Ermittlungen
Prinz Andrew gilt als Zeuge sowie Beschuldigter im Epstein-Skandal. Laut Behörden verweigerte er bisher aber jegliche Zusammenarbeit. Gegen diese Behauptung wehrt dieser sich nun.
Es ist ein langwieriges Unterfangen: Trotz seines öffentlichen Zugeständnisses auf Zusammenarbeit, kam die US-Behörde in ihren Ermittlungen zumindest nicht mit Hilfe des britischen Royals Prinz Andrew weiter.
Da er unkooperativ sei, wolle die US-Justiz mit einem Antrag auf gegenseitige Rechtshilfe beim britischen Innenministerium eine Aussage Andrews erzwingen, berichtete die britische "Daily Mail". Nun wehrten sich dessen Anwälte in scharfen Tönen gegen die Behauptung, er würde die Untersuchungen im Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein nicht unterstützen. Andrew sei sehr wohl kooperativ.
Lässt sich Prinz Andrew im falschen Licht darstellen?
Der New Yorker Staatsanwalt Geoffrey Berman hingegen wies die Vorwürfe der Anwälte wieder zurück. Prinz Andrew versuche sich erneut fälschlicherweise als kooperativ darzustellen, hieß es in einer Mitteilung. Dabei habe der 60-Jährige bislang nicht ausgesagt, Bitten um eine Befragung immer wieder abgelehnt und vor rund vier Monaten über dieselben Anwälte ausrichten lassen, dass er für eine Befragung auf keinen Fall zur Verfügung stehe.
"Wenn Prinz Andrew wirklich ernsthaft an einer Kooperation mit der laufenden Ermittlung interessiert ist, dann stehen unser Türen offen, und wir erwarten eine Mitteilung darüber, wann wir ihn empfangen dürfen", so Berman.
Andrews Verbindung zum Missbrauchsskandal
Andrew steht seit Monaten wegen seiner Freundschaft zu dem inzwischen gestorbenen Multimillionär Jeffrey Epstein in der Kritik. Der US-Geschäftsmann hatte über Jahre hinweg Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen. Er nahm sich im vergangenen Sommer in einer New Yorker Gefängniszelle das Leben.
Andrew war mehrfach Übernachtungsgast bei Epstein in dessen Anwesen in den USA und der Karibik. Von den Machenschaften seines Freundes will er nichts mitbekommen haben. Eines der Opfer, Virginia Giuffre, wirft dem Prinzen aber vor, er selbst habe sie mehrfach missbraucht. Andrew bestreitet das. Er sagte aber zu, allen zuständigen Ermittlungsbehörden helfen zu wollen.
Der zuständige US-Staatsanwalt Berman hatte dem Prinzen bereits Ende Januar bei einer Pressekonferenz vorgeworfen, "null Kooperation" zu zeigen und eine "Mauer des Schweigens" aufzubauen. Anfang März wiederholte er die Kritik. Andrew habe "die Tür zu einer freiwilligen Kooperation vollständig geschlossen", so Berman.
Diese Darstellung wiesen Andrews Anwälte nun als "falsch" zurück. In dem ungewöhnlich scharf formulierten Schreiben warfen sie den Ermittlern in den USA stattdessen vor, Absprachen über Vertraulichkeit gebrochen zu haben. Der Prinz habe dem US-Justizministerium mindestens drei Mal in diesem Jahr seine Unterstützung als Zeuge angeboten, hieß es in der Mitteilung. Zudem sei ihnen von den US-Behörden versichert worden, dass der Royal nie das Ziel der Ermittlungen gewesen sei, sondern auf freiwilliger Basis mithelfen solle. "Jeglicher Versuch, ein Rechtshilfeersuchen zu stellen, wäre enttäuschend", so die Mitteilung.
Andrew hat sich seit einem missglückten Interview im vergangenen November, mit dem er eigentlich seinen Ruf wiederherstellen wollte, von seinen Aufgaben als Mitglied der britischen Königsfamilie zurückgezogen. Seitdem zeigte er sich nur selten in der Öffentlichkeit.