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Boris Becker: Tränen als er über seine "große Liebe" Lilian spricht


Boris Beckers emotionalste Momente
Als er über Freundin Lilian spricht, kommen ihm Tränen

Von dpa, t-online, sow

Aktualisiert am 21.12.2022Lesedauer: 5 Min.
Boris Becker während eines Interviews für "Sat.1 Spezial" (20. Dezember ab 20:15 Uhr)
Tennislegende unter Tränen: Boris Becker schildert die Umstände der Trennung von seinen Liebsten – und wie es zum Urteilsspruch kam. (Quelle: Glomex)
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Boris Becker hat Fernsehgeschichte geschrieben. In einem rund zweistündigen Interview spricht er über den Tiefpunkt seines Lebens, Zweifel, Ängste und die Liebe.

Mit emotionalen Worten und deutlich verändert hat Boris Becker von seiner Zeit in britischer Haft erzählt. Immer wieder von Tränen und Momenten der Rührung unterbrochen, schilderte der 55-Jährige lebensgefährliche Situationen, sehr persönliche Momente mit seiner Partnerin und von einem neuen spirituellen Weg. Ein Stück Fernsehgeschichte – und eine glaubhafte Wandlung, wie t-online in einem Kommentar festhält.

Hier finden Sie die wichtigsten Aussagen aus dem Primetime-Interview bei Sat.1.

Der Blick zurück: "Natürlich war ich schuldig"

In seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Haftentlassung bekannte sich Becker erstmals deutlich zu seiner Schuld. "Natürlich war ich schuldig", sagte er und zeigte sich selbstkritisch. "Vielleicht habe ich nicht genügend Reue gezeigt im Zeugenstand", sagte er. Seine Anwälte hätten alles versucht, sein "Leben zu retten". Er sei beraten worden, was er auszusagen habe und was nicht. "Es hätte besser laufen können – aber es hätte auch viel schlechter laufen können."

Der aus dem baden-württembergischen Leimen stammende Becker war Ende April von einem Gericht in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er Teile seines Vermögens in seinem Insolvenzverfahren nicht ordnungsgemäß angegeben hatte. Er war am Donnerstag – nach 231 Tagen hinter Gittern – vorzeitig freigekommen. Wie es dazu kam und warum bereits so früh, lesen Sie hier.

Der Tennisstar hat sich sichtbar verändert

Becker sah in dem Interview mit Moderator Steven Gätjen deutlich schlanker aus, die Haarfarbe war etwas dunkler als früher, unter dem schwarzen Sakko trug er ein farblich passendes Shirt. "Ich hab natürlich sehr viel Gewicht verloren", sagte er in dem Gespräch. "Ich bin mit 97 Kilo ins Gefängnis gekommen und hatte dann mal knapp 90 Kilo."

Becker fügte hinzu: "Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, also bin hungrig ins Bett gegangen. Ich dachte, dass ich mit 54 Jahren schon alles erlebt habe, aber das war neu." Im Gefängnis habe er keinen Alkohol getrunken, nicht geraucht und wochen- oder vielleicht auch monatelang sehr wenig gegessen.

Gefährliche Situationen und neue Freunde

Becker berichtete auch von zwei konkreten Situationen, die lebensgefährlich gewesen seien. Im ersten Gefängnis Wandsworth habe ein Mithäftling ihn erpressen wollen – doch andere Mitgefangene hätten ihn beschützt.

Auch im Gefängnis Huntercombe westlich der britischen Hauptstadt, wo Becker den Großteil seiner rund siebeneinhalb Monate langen Haft verbrachte, habe ihn ein Mitinsasse bedroht. "Da hatte ich mal wirklich eine so genannte Altercation (heftige Auseinandersetzung) mit einem Häftling, der wollte mich umbringen." Kontrahent sei ein Mann gewesen, der als 18-Jähriger zwei Menschen umgebracht habe. "Der wollte mir an die Wäsche und hat mir auch verbal erklärt, was er mit mir machen will." Mehr zu der Gefahrensituation lesen Sie hier: "Becker weint wegen Mordversuch".

Auch in diesem Fall seien ihm andere Häftlinge zur Hilfe geeilt. Immer wieder erzählt Becker auch von engen Freundschaften zu Mitgefangenen, die ihn geschützt und gestärkt hätten.

Der Blick ins Innere: Becker beschäftigte sich mit Stoizismus

Jahrelang war Becker gefeiert worden: als Tennisheld und Sportidol. Doch in den Jahren vor seiner Haft wurde er oft auch belächelt, für seine wilden Frauengeschichten, seine Schulden, sein Insolvenzverfahren und den Prozess in London. Nun wirkt er gefasst, fast spirituell. Er habe sich im Gefängnis mit der Lehre des Stoizismus befasst und auch unterrichtet, erzählte Becker in dem Interview immer wieder. Hier lesen Sie einen Kommentar zum Thema: Warum die Tennislegende glaubhaft wirkt.

"Ich habe über Jahre Fehler gemacht, falsche Freunde gehabt, war nicht organisiert genug." In Haft habe Becker Zeit zum Nachdenken gehabt und durch den Stoizismus auch Eigenschaften an sich wiederentdeckt, die er als Tennisspieler gehabt habe – wie Disziplin und Präsenz im Moment. "Dieser Gefängnisaufenthalt hat mich zurückgeholt", sagte Becker. Er habe nun eine zweite Chance bekommen und es liege an ihm, diesen Weg weiterzugehen.

Tränen bei Worten über seine Liebsten

Becker versuchte gefasst zu bleiben, musste aber immer wieder unter Tränen innehalten – besonders, wenn die Sprache auf seine Kinder und seine Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro, die mit ihm Studio war, kam. Der Tag seiner Verurteilung am 29. April sei ihr Geburtstag gewesen. Seine Partnerin habe stets zu ihm gehalten. "Ich hatte nicht einen Moment, wo ich das Gefühl hatte, da bricht jetzt was auseinander oder sie verliert die Geduld oder die Lust oder die Liebe", sagte Becker. Hier lesen Sie, wie er vor Haftantritt an Monteiros Treue zweifelte.

Zwar möchte Boris Becker mit Steven Gätjen nicht öffentlich über private Details sprechen, doch auf die Frage nach weiteren Kindern lässt er sich entlocken: "Ich hoffe, es kommen noch ein paar dazu." Was dahintersteckt, erfahren Sie hier.

Auch die Beziehung zu seinen älteren Kindern Noah, Elias sowie Anna, mit der er häufig telefoniert habe, sei während der Haft enger geworden. Vor dem Richterspruch habe er noch ausführlich mit seinen Kindern gesprochen. Noah begleitete ihn ebenso wie Partnerin Lilian beim Urteil ins Gericht.

Sein jüngster Sohn Amadeus besuchte ihn allerdings nie im Knast. Wieso das so war und warum er auch mit seiner Tochter Anna bloß telefonierte, können Sie hier nachlesen.

Prominente Freunde unterstützen Becker

Becker berichtete, dass mehrere prominente Freunde ihn nicht im Gefängnis besuchen durften. So sei etwa Fußballtrainer Jürgen Klopp von den Behörden abgelehnt worden. "Jürgen darf dich nicht besuchen, weil der zu bekannt ist. Wir haben Angst um seine Sicherheit, und wir wollen den Rummel nicht", gab Becker das Gespräch wieder. Lesen Sie hier die ganze Geschichte.

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Mut und Kraft habe er aus zahlreichen Briefen geschöpft, die ihm Fans und Bekannte schickten. Darunter seien auch Überraschungen gewesen: "Michael Stich hat mir einen dreiseitigen Brief geschrieben", erzählte Becker über seinen Tenniskollegen. Das habe ihn sehr berührt. Auch andere frühere Davis-Cup-Freunde und Prominente wie die Tennistrainerin Barbara Rittner hätten ihm geschrieben.

Ankunft und Zukunft: "Das beste Bier in meinem Leben"

Nachdem es langes Rätselraten gegeben hatte, erzählte Becker, dass er nach seiner Abschiebung in Stuttgart gelandet und dann bei Freunden nahe Heidelberg untergekommen sei. "Es war kein Mensch am Flughafen", erzählte Becker. Die Polizei habe dann seine Papiere kontrolliert und gesagt: "Willkommen zurück." Zu seiner Ankunft bei den Freunden sagte der 55-Jährige: "Ich habe dann mein erstes Bier getrunken". Es sei "das beste Bier" seines Lebens gewesen. Was Becker zu seinem Versteckspiel nach der Haftentlassung noch zu sagen hatte, haben wir für Sie hier zusammengefasst.

In Deutschland leben will er eher nicht, weil seine Privatsphäre dort nicht gesichert sei, er habe gerne in Miami gelebt. "Ich bin auch ein Fan von Dubai", sagte Becker. "Ich habe Ideen, aber ich bin vorsichtig geworden mit meinen Aussagen für die Zukunft." Becker betonte: "Ich freue mich, ich bin motiviert, ich muss arbeiten."

Verwendete Quellen
  • Sat.1: "SAT.1 Spezial. Boris Becker" vom 20. Dezember 2022
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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