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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sven Hannawald Deutschlands Skispringer können selbstbewusst in die Saison gehen
Sven Hannawald blickt zuversichtlich auf die neue Skisprung-Saison. Der letzte deutsche Vierschanzentournee-Sieger traut den deutschen Adlern viel zu und zieht einen interessanten Vergleich.
Mit dem Auftaktspringen in Wisla beginnt am Samstag die neue Skisprung-Saison (ab 16.00 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de).
Wer aus seiner Sicht die heißesten Anwärter auf den Gesamtweltcup sind, wie die Chancen der deutschen Adler stehen und was ihn an seine aktive Zeit erinnert, verrät der letzte deutsche Gewinner der Vierschanzentournee und heutige Eurosport-Experte im Interview.
Herr Hannawald, was erwarten Sie vom Weltcup-Auftakt in Wisla?
Sven Hannawald (44): Alle freuen sich natürlich darauf, dass es endlich wieder losgeht. Die Stimmung ist super, deswegen ist Wisla auch ein guter Ort, um mit dem Weltcup zu beginnen. Die Schanze ist verhältnismäßig klein, was für den Weltcup ja eher untypisch ist. Außerdem ist der Hang sehr windanfällig, in Wisla kann wirklich alles passieren. Für die gesamte Saison ist der Auftakt mehr eine erste Standortbestimmung als eine klare Tendenz.
Wer sind die Favoriten für die neue Saison?
Nach der überragenden Vorsaison ist Kamil Stoch natürlich ein heißer Anwärter auf die Verteidigung des Gesamtweltcups. Er hat zwar nach einem starken Auftakt im Sommer etwas nachgelassen, aber er weiß genau, wie er seine Kräfte einzuteilen hat. Bei den Norwegern habe ich Robert Johansson auf dem Zettel, bei Daniel-André Tande muss man abwarten, wie er seine Krankheit überstanden hat. Bei den Österreichern muss man Daniel Huber und Stefan Kraft im Auge behalten und dann sind da natürlich noch die Deutschen.
2002 gewann Sven Hannawald als letzter Deutscher die Vierschanzentournee im Skispringen . Als erster Athlet der Geschichte siegte er bei alle vier Springen. Im selben Jahr wurde er Mannschafts-Olympiasieger in Salt Lake City und war einer der besten Skispringer seiner Zeit. 2005 beendete er krankheitsbedingt seine Karriere. Anschließend war Hannawald im Motorsport aktiv. 2016 gründete er mit seinem Partner Sven Ehricht eine Unternehmungsberatung für Corporate Health und Sportlermanagement, hält moderierte Vorträge und Seminare. Seit 2016 ist er zudem als TV-Experte für Eurosport tätig. Gemeinsam mit Matthias Bielek kommentiert er die Weltcup-Springen.
Was erwarten Sie von den DSV-Adlern?
Richard Freitag gehört zu den Top-Kandidaten, wenn es um den Gesamtweltcup geht. Bei Andreas Wellinger muss man abwarten, wie er in die Saison kommt. Nach den tollen Erfolgen bei Olympia braucht es Zeit, diese Erlebnisse zu verarbeiten. Da ist es verständlich, dass er den Sommer etwas ruhiger angegangen ist. Markus Eisenbichler macht von den Trainingseinheiten her einen sehr guten Eindruck und dann ist da noch Karl Geiger.
Was trauen Sie dem erfolgreichsten deutschen Springer bei den Sommerwettbewerben zu?
Karls Entwicklung ging in den vergangenen Jahren stetig bergauf, im Sommer hat er noch einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Ihm traue ich die eine oder andere Überraschung zu, auch weil er sein Material gewechselt hat. Ich weiß das noch aus eigener Erfahrung. Wenn man die Skifirma wechselt und mit dem neuen Material gut zurechtkommt, setzt das positive Impulse. Auch Stephan Leyhe hat das getan, zudem hat er an seiner Technik gearbeitet. Geiger und Leyhe ist der nächste Schritt durchaus zuzutrauen.
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Was erwarten Sie von Rückkehrer Severin Freund?
Mich freut es, dass Severin zurück ist und schon wieder das Level hat, in der A-Mannschaft mitzuspringen. Das Wichtigste aus seiner Sicht ist aber zunächst, dass das Knie hält. Er wird sich dann langsam an die Belastung des Weltcups herantasten und kann das auch ohne Druck angehen.
Was muss das Ziel für die deutsche Mannschaft sein?
Es wird natürlich viel über die Vierschanzentournee gesprochen. Als einer der beiden Gastgeber hat sie für Deutschland natürlich einen hohen Stellenwert und wir warten seit 2002 auf einen Sieg bei der Tournee. Aber das kann man nicht erzwingen und als übergeordnetes Ziel ausgeben. Sonst verkrampft man nur. Bei der Tournee muss über einen kurzen Zeitraum alles passen, auch auf eine Portion Glück ist man angewiesen. Das kann man nicht einplanen.
Und dann ist da noch die WM in Seefeld…
Die ist zwar noch ein Weilchen hin, aber das deutsche Team ist qualitativ und quantitativ hochwertig besetzt und kann sehr selbstbewusst in die Saison gehen, aber auch perspektivisch Richtung WM blicken. Eine Medaille im Team und eine in den Einzelwettbewerben muss dann in Seefeld das Ziel sein.
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Der Vertrag von Bundestrainer Werner Schuster endet im März. Noch ist seine Zukunft offen. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Ich hoffe, dass Werner Schuster dem Deutschen Skiverband als Bundestrainer erhalten bleibt. Er hat das deutsche Skispringen wiederbelebt und große Erfolge gefeiert. Außerdem hoffe ich, dass keine Diskussion um den Bundestrainer entsteht, die dann alles überstrahlt und sich negativ auf die sportliche Entwicklung auswirkt. 2003 hatten wir eine ähnliche Debatte um Reinhard Heß. Da wurde mehr über den Bundestrainer gesprochen als über den Sport. Die WM ist dann komplett schiefgegangen.
Was raten Sie den Beteiligten?
Es steht mir nicht zu, dem Verband oder dem Bundestrainer Ratschläge zu erteilen. Beide Seiten wissen, was sie tun und werden das Ganze intern klären.
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Erinnert Sie die Amtszeit von Schuster an die von Heß?
Ja, durchaus. Werner und Reinhard haben eine Ära geprägt und mit ihrer Amtsübernahme für eine stetige Entwicklung nach oben gesorgt. Sie haben beide das richtige Händchen in verschiedenen Situationen. Gewisse Dinge kann man nicht studieren. Die trägt man in sich, oder eben nicht. Das ist am Ende das Erfolgsrezept.
Was muss ein Bundestrainer sonst noch mit sich bringen?
Er muss an der Spitze stehen und ein Team zusammenstellen, für das er die Verantwortung übernimmt. Er kann sich nicht um alles selbst kümmern, zu vielschichtig sind die Aufgaben. Werner und Reinhard ist es gelungen, da genau die richtige Mischung zu finden. Ich habe da auch schon Gegenteiliges erlebt. Wenn ein Bundestrainer versucht, alles zu übernehmen, kann das nicht funktionieren.