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DSV-Alpindirektor Wolfang Maier: Wieder "an die absolute Weltspitze" kommen


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Umbruch im alpinen Skisport
Tochter von Ski-Weltmeisterin startet durch


03.02.2024Lesedauer: 5 Min.
Romy Ertl: Ihre Mutter ist zweifache Weltmeisterin.Vergrößern des Bildes
Romy Ertl: Ihre Mutter ist zweifache Weltmeisterin. (Quelle: IMAGO/OIS/Joel Marklund/Shutterstock/imago-images-bilder)
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Linus Straßer sorgt für Begeisterung im Ski Alpin. Wie steht es sonst um die deutschen Skirennfahrerinnen und -fahrer?

Linus Straßer ist aktuell in Topform und sorgt für ein deutsches Hoch bei den alpinen Skirennen. Der 31-Jährige gewann zuletzt auf zwei legendären Weltcup-Strecken im Slalom. In Kitzbühel triumphierte er am Ganslernhang – und wenige Tage später noch in Schladming. Straßer sagte nach seinen Erfolgen im "Blickpunkt Sport": "Viel besser wird es nicht mehr."

Was dabei fast untergeht: Während Straßer einen Höhepunkt seiner Karriere erlebt, haben mit Josef Ferstl und Thomas Dreßen zwei erfahrene Skirennfahrer ihre Karriere beendet. Ferstl triumphierte 2019 auf einer der schwierigsten Strecken im Super-G in Kitzbühel. Dreßen siegte dort 2018 in der Abfahrt. Mit ihnen hat der Deutsche Skiverband (DSV) zwei prominente Gesichter verloren.

Bis auf Straßer und die 32-jährige Lena Dürr, die in dieser Saison bereits viermal im Slalom auf dem Podium stand, fahren die deutschen Athletinnen und Athleten, von denen viele über 30 Jahre alt sind, nicht ganz vorne in der Weltspitze mit. Muss sich der Deutsche Skiverband (kurz: DSV) also Sorgen um den Nachwuchs machen?

"Deshalb stellen wir den Betrieb aber nicht ein"

DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier sagt diesbezüglich im Gespräch mit t-online: "Es werden auch in der Zukunft Aktive ihre Karriere mit 35 Jahren beenden. Thomas Dreßen ist allerdings verletzungsbedingt zurückgetreten. Sein Knie ließ Leistungssport auf höchstem Niveau nicht mehr zu. Josef Ferstl war im Kopf hingegen nicht mehr bereit, volles Risiko zu gehen und dann ist es nachvollziehbar und konsequent, wenn er einen Schlussstrich zieht. Deshalb stellen wir den Betrieb im deutschen Herrensport aber nicht ein."

Aktuell sieht es danach aus, dass Straßer sein Karriereende noch nicht im Blick hat. Der Münchner möchte bei den Olympischen Winterspielen 2026 dabei sein. "Mailand will ich auf jeden Fall noch mitmachen", sagte Straßer im "Blickpunkt Sport". In Peking 2022 gewann er Silber mit der Mannschaft. Im Slalom wurde er damals Siebter. 2018 in Pyeongchang reichte es nur für den 22. Rang im Riesenslalom.

Straßer erklärt seinen Teilnahmewunsch für die Spiele in Mailand so: "Für mich, oder für den kleinen Linus, der früher von Olympia geträumt hat und nicht ganz zufrieden war mit dem, was er da bei den letzten beiden Spielen vorgefunden hat."

"Aufgabe ist es neue Generationen von Abfahrern aufzubauen"

Straßer zeigt, dass er mit seinen 31 Jahren noch immer Topleistungen abliefern kann. Auch andere DSV-Fahrer wie der 38-jährige Romed Baumann, der 32-jährige Dominik Schwaiger und der 34-jährige Andreas Sander messen sich immer wieder mit der Weltspitze. Für das Podium reichten die Leistungen aber nicht.

Hinzu kommt, dass sich Alexander Schmid, der im vergangenen Jahr Gold bei der Ski-WM im Parallelrennen holte, noch immer nach einem Kreuzbandriss zurückkämpft.

Maier erklärt weiter: "Unsere Aufgabe ist es, wieder neue Generationen von Abfahrern aufzubauen. Dafür haben wir gute und engagierte junge Rennfahrer und auch engagierte Trainer in unseren Reihen."

"Dass wir wieder an die absolute Weltspitze herankommen"

Zu diesen neuen Gesichtern gehört auch Jacob Schramm. Der 25-Jährige kam in Kitzbühel zu seinem Weltcup-Debüt und belegte den 50. Rang. DSV-Alpindirektor Maier lobt Schramm: "Jacob ist das erste Mal die Streif hinuntergefahren. Das ist eine der schwersten Abfahrten im Weltcup. Da geht es nicht um die Platzierung, sondern darum, die Strecke sicher und engagiert zu bewältigen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Es ist die Aufgabe der Trainer, dass sie den jungen Mann so weiterentwickeln, dass er sich auch Schritt für Schritt der Weltspitze annähert."

Denn: Auf Abfahrtsweltcupstrecken können die Fahrer über die Wettkämpfe hinaus nicht trainieren. Maier erklärt: "Deshalb zählt Erfahrung sehr viel. In der Abfahrt werden die Abfahrer oft erst mit 30 Jahren so richtig gut, weil sie dann die Abfahrtsroutine haben und die Abfahrten entsprechend einschätzen können." Dominik Schwaiger holte in der Abfahrt 2021 im Alter von 32 Jahren Silber bei der Ski-WM. Baumann wurde damals bei der WM Zweiter im Super-G im Alter von 36 Jahren. Schramm steht mit seinen 25 Jahren also am Anfang seiner Karriere.

Maier prognostiziert: "Der Jacob ist sicher jemand, der auch zu diesem Team gehört, das in Zukunft einfach dahin ausgebildet wird, dass wir wieder an die absolute Weltspitze herankommen."

Tochter von Martina Ertl startet durch

Er könnte in der Zukunft ebenso eine wichtige Rolle spielen wie Benno Brandis. Der 17 Jahre alte Skirennfahrer sicherte sich bei den Olympischen Jugendspielen in Südkorea Ende Januar die Goldmedaille im Super-G und gilt als großes Talent.

Wolfgang Maier betont daher: "Das zeigt auch, dass wir junge Aktive in unserem Kader haben, die auch international ganz gut mitfahren können. Er wird in ein Juniorenteam kommen, mit einer Perspektive, dass man ihn so schnell, aber gleichzeitig auch so sicher wie möglich zu einem technisch versierten Skirennfahrer entwickelt."

Ähnliches gilt bei den Damen für Romy Ertl. Die 16-jährige Tochter der früheren deutschen Skirennfahrerin Martina Ertl gewann Bronze bei den Olympischen Jugendspielen in der Alpinen Kombination. Auf Instagram gab sie sich dennoch selbstkritisch. Zu ihrem Foto von Jugend-Olympia schrieb sie: "Ich habe ein paar gute und ein paar weniger gute Drehungen gemacht, an denen ich noch arbeiten muss."

Drei Athletinnen für die Zukunft

Maier hat neben Ertl auch zwei weitere Fahrerinnen für die Zukunft im Blick: Charlotte Grandinger und Laila Illig. Grandinger holte bei Jugend-Olympia-Silber im Einzel, Laila Illig, die für Maier "bisher am stärksten von allen" war, verpasste das Turnier in Südkorea verletzungsbedingt.

"Alle drei gehören zum Kreis der Athletinnen, mit denen wir ein Frauenteam für die Zukunft aufbauen können, das in mehreren Disziplinen vollständig konkurrenzfähig ist", betont Maier.

Eine junge Fahrerin, die bereits bei den Profis mitfährt, ist Emma Aicher. Die 20-Jährige gab 2021 ihr Debüt in der Weltspitze und machte mehrfach auf sich aufmerksam. So wurde Aicher Mitte Dezember vergangenen Jahres Zehnte in Val d'Isere im Super-G und zu Beginn dieses Jahres 15. in Kransja Gora in Slowenien im Riesenslalom.

"Aus 'Rohdiamanten' Emma einen Diamanten" machen

Zuletzt schied sie jedoch häufiger aus. Mitte Januar sowohl im Super-G als auch in der Abfahrt in Altenmark-Zauchensee. Auch beim Riesenslalom in Jasna wenige Tage später war frühzeitig Schluss. Ende Januar kam Aicher in Cortina d'Ampezzo nicht im Ziel an und stürzte.

Für sie gilt es, an der Konstanz zu arbeiten und sich im Weltcup-Umfeld immer besser zurechtzufinden. "Emma hat das Potenzial, eine schnelle Skifahrerin zu werden. Auch das wird eine Aufgabe sein, dass man aus diesem 'Rohdiamanten' Emma einen Diamanten macht, der glänzt und sich entsprechend in der Weltspitze bewegen kann", meint Maier. Der frühere deutsche Cheftrainer des Frauenteams (von 1997 bis 2006) weiß, wovon er spricht. Unter ihm als Coach gelangen Katja Seitzinger 1998 zwei Olympiasiege in der Abfahrt und Kombination. Als DSV-Alpindirektor hat er zudem die ruhmreiche Zeit von Maria Höfl-Riesch mit drei Olympiasiegen und zwei WM-Titeln mitgetragen.

Verwendete Quellen
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