Biathlon Hoffnungsträgerin Gössner kämpft mit Ladehemmungen
Noch haben sie zusammen jede Menge Spaß. Am letzten Abend beim Saisonauftakt im schwedischen Östersund feierte Miriam Gössner gemeinsam mit Biathlon-Königin Magdalena Neuner in einem Pub. Für ein Erinnerungsfoto ließen sich beide mit einer überdimensionalen Champagnerflasche ablichten und schnitten dabei wild Grimassen. Die beiden Bayerinnen sind ein Herz und eine Seele - doch nach der Saison ist damit Schluss.
Gössner muss auf ihre Mentorin verzichten und die große Lücke schließen, die die Rekordweltmeisterin hinterlassen wird. "Ich glaube schon, dass mir nächstes Jahr ohne Lena etwas fehlen wird", sagt Gössner. "Es ist immer total motivierend mit ihr, wir haben uns auch immer sehr pushen können. Es macht einfach irre viel Spaß."
Der Schießstand bereitet Gössner Probleme
Doch während Neuner im Alter von nur 25 Jahren ihre Karriere nach der Saison beenden wird, geht es für die größte Hoffnung im deutschen Team weiter. "Aber noch haben wir Lena ja, und da bin ich auch froh drüber. Ich mache mir nicht so viele Gedanken, wie es ohne sie sein wird", sagt die frühere Langläuferin, die sich mit Neuner auf Reisen schon oft das Zimmer geteilt hat. Die Staffelweltmeisterin ist zurückhaltend, wenn es um ihre Leistungen geht. Mit der bisherigen Saison kann sie nicht zufrieden sein.
Allein beim Weltcup in Hochfilzen leistete sich die frühere Juniorenweltmeisterin im Sprint fünf (Platz 48) und in der Verfolgung sogar sechs Schießfehler (38). In der Staffel wurde sie erst gar nicht berücksichtigt, auch in Östersund hatte es zuvor nicht für eine Top-20-Platzierung gereicht. "Am Schießstand funktioniert es noch nicht so, wie ich mir das vorstelle", sagt Gössner mit leiser Stimme. "Ich werde einfach versuchen, es demnächst besser zu machen. Mir hat das alles deutlich gezeigt, dass ich hart an mir arbeiten muss."
"Nach zwei Wochen rolle ich nach Hause"
Gössner hat schwierige Monate hinter sich. Neben der Trennung von Freund Simon Schempp und dem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung in Ruhpolding warf sie auch eine Darm-Operation völlig aus der Bahn. Weil sich ihr Darm gelöst und ungünstig verdreht hatte, traten innere Blutungen auf. "Die Ärzte haben mir gesagt, wäre ich etwas später gekommen, hätte es auch ganz anders ausgehen können", sagte Gössner nach der Not-OP der "Bild"-Zeitung.
Den Vorfall hat sie aber genau so gut überstanden wie die Trennung von Biathlonkollege Schempp, beide seien weiterhin gute Freunde. Beim Weltcup in Hochfilzen, der wegen Schneemangels im französischen Annecy auf zwei Wochen ausgedehnt wurde, fühlt sich Miri pudelwohl. "Wir haben ein richtig, richtig schönes Hotel, das Essen ist gigantisch. Ich glaube, nach den zwei Wochen rolle ich nach Hause", sagt Gössner. Das wird freilich nicht passieren, dafür ist sie viel zu ehrgeizig. "Ich will schneller in der Loipe und besser am Schießstand sein", sagt sie. Im Sprint am Freitag kann sie das beweisen.