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Olympische Spiele in Paris: Das Wasserproblem mit der Seine


Wassersport in Paris
Olympia hat ein Problem


15.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Tribünen für Olympia am Ufer: Die Seine soll am 26. Juli zum Schauplatz der Eröffnungsfeier werden.Vergrößern des Bildes
Tribünen für Olympia am Ufer: Die Seine soll am 26. Juli zum Schauplatz der Eröffnungsfeier werden. (Quelle: IMAGO/olivier corsan/imago-images-bilder)
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Die Seine ist bei den Olympischen Spielen nicht nur für die Eröffnungsfeier eingeplant. Doch der Fluss wird zum Problem.

Am 26. Juli sollen die Olympischen Spiele auf der Seine, dem Strom in der Mitte der französischen Hauptstadt Paris, eröffnet werden – in einer noch nie dagewesenen Zeremonie mit 160 Booten, auf denen sich die Athletinnen und Athleten befinden.

Die Eröffnungsfeier ist nicht der einzige Anlass, bei dem die Seine eine zentrale Rolle bei Olympia spielen soll. Auch der Triathlon und der Freiwasserwettbewerb mit dem deutschen Olympiasieger Florian Wellbrock sollen in dem Fluss ausgetragen werden.

Doch über die Seine werden seit mehreren Wochen beunruhigende Nachrichten verbreitet. Auf Social Media kursiert inzwischen der Hashtag "JeChieDanslaSeine" (zu Deutsch: "Ich defäkiere in die Seine"). Es ist eine Protestaktion der Anwohner. Diese sind gegen die Spiele in der Stadt aufgrund der hohen Kosten und starken Sicherheitsvorkehrungen. Die Wasserqualität des Flusses könnte aber noch aus anderen Gründen zu einem Problem werden.

1,4 Milliarden Euro für Kläranlagen und Co.

Die Seine fließt durch Paris, Wahrzeichen wie der Louvre oder die Kathedrale Notre-Dame stehen direkt am Flussufer. Viele Boote fahren täglich darauf, damit Touristen die Stadt von ihrer schönsten Seite bewundern können. Auch das hat einen negativen Einfluss auf die Wasserqualität. Zudem leiteten viele Hausboote lange ihr Abwasser verbotenerweise direkt in den Fluss. Schon in der Vergangenheit hätten die Pariserinnen und Pariser gerne in der Seine gebadet. Möglich war dies wegen der hohen Keimbelastung jedoch nicht.

Wegen der Olympischen Spiele wurden jedoch 1,4 Milliarden Euro für Kläranlagen, Abwassersystem und Rückhaltebecken ausgegeben. Letzteres wurde gebaut, damit bei besonders heftigem Regen das Wasser, das die Pariser Kanalisation nicht mehr fassen kann, dort aufgenommen wird. Es wird dann gespeichert, bis die Regenfälle aufgehört haben, und im Anschluss gefiltert, bevor es in die Seine gelangt.

Wasserqualität noch immer schlecht

Auf diese Weise sollte die Seine gereinigt werden. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte ursprünglich mal angekündigt, am 23. Juni darin schwimmen zu wollen, um zu beweisen, dass die Wasserqualität in Ordnung sei. Das wiederum brachte Aktivistinnen und Aktivisten zu der oben genannten Androhung, ihr Geschäft in der Seine zu verrichten. Eben weil die Bevölkerung gerne schon seit Jahren darin baden möchte, es aber strikt verboten ist. Bisher setzte Macron seinen Plan jedoch nicht in die Tat um. Ob es beim Hashtag bleibt oder die Aktivisten tatsächlich ihr Geschäft in der Seine verrichten wollen, um Macron eins auszuwischen, bleibt offen.

Trotz der Milliardeninvestitionen war die Wasserqualität bis zuletzt noch immer schlecht. So schlecht, dass dort keine Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen hätten stattfinden können. Das stand auch in einem von der Stadt und der Region Paris veröffentlichten Bericht zur Wasserqualität in der Woche vom 17. bis 23. Juni. Der Bericht vom 24. Juni bis zum 2. Juli zeigte laut französischen Medien jedoch schon eine Besserung. Zudem hat Frankreichs Sportministerin Amelie Oudea-Castera am Samstag, 13 Tage vor der Eröffnungsfeier, ein öffentlichkeitswirksames Bad in der Seine genommen.

Die Regenfälle ließen zuletzt nach, und die Fließgeschwindigkeit der Seine dadurch ebenso. Aufgrund der Sommertemperaturen hat sich die Wasserqualität verbessert. Von dieser hängt tatsächlich so einiges ab bei Olympia.

Aus dem Triathlon könnte ein Duathlon werden

Das bedeutet: Möglicherweise kann die Eröffnungsfeier nicht auf der Seine stattfinden, sollten die Werte nicht gut genug sein. Bei einer erhöhten Fließgeschwindigkeit, wie es bis zuletzt der Fall war, würden die Boote für die sechs Kilometer lange Strecke 15 Minuten weniger benötigen als vorgesehen. Dies würde laut der französischen Zeitung "Libération" den sekundengenau geplanten Ablauf durcheinanderbringen. Aus diesem Grund konnte auch eine erste Probe Ende Juni nicht stattfinden, schrieb die Zeitung weiter. Diese soll nun am 16. Juli stattfinden.

Wie das französische Sportministerium am 12. Juli mitteilte, war der Durchfluss der Seine mit über 500 Kubikmetern pro Sekunde allerdings immer noch zu stark. Dem Ministerium zufolge beträgt der höchste akzeptable Durchfluss für die Eröffnungsfeier 450 Kubikmeter pro Sekunde.

 
 
 
 
 
 
 

Die Eröffnungsfeier könnte für den Fall der Fälle ins Stadion Stade de France verlegt werden. Auch für den Freiwasserwettbewerb nannte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), eine mögliche Alternative. Er sagte zuletzt: "Hier käme das Ruderbecken in Betracht." Dieses befindet sich östlich des Großraums Paris im Stade nautique de Vaires-sur-Marne. Schwieriger sieht es beim Triathlon aus. Hier würde laut Bach eine Festlegung greifen: "Es gibt im Triathlon die Regel, dass man dann einen Duathlon macht, ohne Schwimmen."

Doch wie geht es den Sportlern damit? Freiwasserschwimmerin Leonie Beck sagte t-online: "Mich würde es freuen, wenn zeitnah eine Entscheidung getroffen wird." Denn für die Schwimmer spielt laut Beck eben nicht nur die Wasserqualität eine Rolle, aktuell ist auch die Strömung noch viel zu stark, um darin zu schwimmen. Beck und die anderen Schwimmer trainieren im Moment einfach weiter: "Viel mehr bleibt uns auch nicht übrig", sagt sie. "Ich versuche einfach, fokussiert zu bleiben und jeden Tag das Maximum herauszuholen."

Den Punkt mit der Strömung sprach auch Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhan zuletzt an. "Stand jetzt wäre eine Austragung in der Seine nicht möglich, weil die Strömungsgeschwindigkeit bei zwei Metern pro Sekunde liegt. Da kommt man zwar schnell stromabwärts, aber nicht mehr zurück", so Berkhan in einem Interview des Deutschen Schwimm-Verbandes. Daher sei es wünschenswert, dass die Veranstalter der Spiele "einen Plan B haben". Diesen hat Thomas Bach ja bereits genannt. Berkhan würde jedoch gerne das Seine-"Ambiente erleben", wie er betont.

Dafür rennt jedoch die Zeit davon. Denn bereits in knapp zwei Wochen geht das Großereignis in Paris los. Und: Noch immer ist nicht klar, ob die Anwohner von Paris ihre angedrohte Aktion wahr machen. Verbessern würde sie jedenfalls nichts – im Gegenteil.

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