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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Brady im München-Rausch "Ein paar Bier werden es schon sein"
Das erste Saisonspiel der NFL in Deutschland wird rundherum zum Spektakel. Mittendrin: Lichtgestalt Tom Brady – der gleich ein Versprechen gibt. Ein Erlebnisbericht.
Als Tom Brady das Feld in der Allianz Arena verließ, lief gerade die Hymne "Sweet Caroline". Die Fans sangen laut mit und jubelten dem Quarterback-Superstar dabei noch einmal zu. Der siebenmalige Super-Bowl-Champion genoss das sichtlich und winkte den Anhängern noch einmal zu. Gerade hatten er und seine Tampa Bay Buccaneers die Seattle Seahawks 21:16 geschlagen, im ersten NFL-Saisonspiel überhaupt in Deutschland.
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"Hier in München zu spielen war eine der großartigsten Football-Erfahrungen meiner Karriere. Das sagt schon einiges aus", sagte der 45-Jährige, in dem viele nicht weniger als den "GOAT", den "Greatest of all time", also den Größten aller Zeiten sehen. Und der US-Star war richtig begeistert vom ersten Spiel der nordamerikanischen Footballliga überhaupt in Deutschland: "So etwas habe ich in meinen 23 Jahren in der NFL in der regulären Saison noch nie erlebt. Die Stimmung war elektrisierend – mehr geht nicht. Wie die Fans am Ende 'Sweet Caroline' und 'Country Roads' gesungen haben, war episch!"
Für gewöhnlich überstrahlen die Fußballstars des FC Bayern in München so ziemlich alles und jeden. Am Sonntagnachmittag war das allerdings komplett anders: Da wurden nämlich auch die Bayern von Brady und dessen weltweiter Strahlkraft in den Schatten gestellt.
Die Allianz Arena wurde auf NFL-Kosten umgebaut
Brady bei seinem Auftritt live zu verfolgen, ließen sich auch einige Stars des deutschen Rekordmeisters nicht entgehen. Vor der Reise zum WM-Treffpunkt der Nationalmannschaft waren Thomas Müller, Jamal Musiala, Serge Gnabry, Leroy Sané und Alphonso Davies, der beim Münzwurf unmittelbar vor dem Kickoff mit auf dem Feld stand, in der Arena. Die Heimspielstätte des FC Bayern war bereits im Sommer auf NFL-Kosten etwas umgebaut und in den vergangenen Tagen nun noch einmal final umgerüstet worden. Unter anderem wurden dabei natürlich die Fußballtore durch Field-Goal-Gestänge ersetzt und zusätzliche Duschen installiert.
Tausende Fans aus der ganzen Welt verwandelten die Esplanade vor dem Stadion schon Stunden vor dem Spiel in eine riesige NFL-Kirmes und feierten dort ein buntes Football-Fest. Dort konnten sie unter anderem Bälle durch Field Goals kicken oder ihre Quarterback-Qualitäten unter Beweis stellen.
69.811 Menschen fanden dann auf den Tribünen Platz. Darunter auch einige weitere Sportstars wie Tennisprofi Alexander Zverev mit seiner Freundin Sophia Thomalla. Im Münchner Audi Dome, der Heimarena der Basketballer des FC Bayern, versammelten sich zeitgleich noch einmal knapp 7.000 Fans, die keine der begehrten Tickets bekommen hatten, zum Public Viewing.
"Elektrisierend"
Für das musikalische Rahmenprogramm vor dem Spiel sorgte im Stadion der deutsche Rapper Cro. Die amerikanische Nationalhymne wurde anschließend mit dem in den USA typischen Pathos vorgetragen, auch die deutsche folgte anschließend. Spätestens als Brady dann mit seinen Bucs einlief, kochte die Stimmung in der Arena und der Superstar wurde gefeiert. Brady-Mania in München.
"Die Zuschauer waren elektrisierend", befand auch Bucs-Coach Todd Bowles hinterher, "ein großartiger Ort, um dort zu spielen." Mehrmals lief die La-Ola-Welle rund um die Ränge. "Ein super Event", schwärmte Ex-Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack hinterher im Gespräch mit t-online: "Es hat mir sehr gut gefallen."
Die Partie war offiziell ohnehin ein Heimspiel für Tampa Bay. Und so fühlte sich die Stimmung auf den Rängen auch an. Passend dazu gelang Brady im zweiten Viertel dann auch gleich der erste Touchdown. Einen weiteren, aber auch eine Interception, ließ er noch folgen.
Der ewige Brady träumt vom achten Titel
Damit ebnete er seinem Team den Weg zum Sieg. Für die Bucs war das Event in München ohnehin alles andere als nur eine riesige Showveranstaltung. Im Gegenteil: Mit dem Erfolg gegen die Seahawks sicherten sie sich aus sportlicher Sicht einen ganz wichtigen Big Point. Mit ihrem fünften Saisonerfolg konnten sie ihre Saisonbilanz ausgleichen und liegen – nach einer Niederlagenserie – damit wieder auf Playoff-Kurs.
Der ewige Brady darf also weiter von seinem achten Super-Bowl-Triumph träumen. Für ihn war der Deutschlandtrip, der für ihn mit mehr als 8.000 Flugkilometern auch die weiteste Dienstreise seiner gesamten Karriere bedeutete, also ein rundum gelungenes Auslandsabenteuer. Dass er das überhaupt eingehen konnte, wurde erst dadurch möglich, dass der langjährige Ehemann von Supermodel Gisele Bündchen sein im März verkündetes Karriereende doch noch einmal aufschob.
Die bayerische Landeshauptstadt hatte dem Auftritt des Superstars förmlich entgegengefiebert. Das Ganze hat etwas von einem Papstbesuch. Am Freitagmorgen um kurz nach halb neun betrat Brady auf dem Münchner Flughafen erstmals deutschen Boden. "Auch ich habe gehört, dass die drei Millionen Tickets für das Spiel hätten verkaufen können", sagte Brady: "Diese Arena wird rocken. Wenn das nur so ähnlich wird wie das, was ich aus diesen Bundesligaspielen kenne, dann wird das eines meiner epischsten Matches – ich bin total aufgeregt." Eine Lederhose bekam das US-Idol freilich ebenfalls noch als Gastgeschenk überreicht.
"Du wirst dich nicht an alle Spiele in deiner Karriere erinnern, aber an dieses bestimmt", sagte Brady. "Es ist mein erstes Mal in Deutschland. Ich komme definitiv zurück." Die NFL hat bereits weitere Gastspiele in Deutschland angekündigt, darunter eins im kommenden Jahr in Frankfurt. München hat jedenfalls schon mal vorgemacht, wie NFL in Deutschland geht.
"Ich hoffe, die deutschen Fans haben bekommen, was sie wollten", sagte Brady: "Für uns alle ist es eine fantastische Erinnerung fürs Leben." Damit machte er sich mit seinem Team dann auf den Weg zurück in die USA und verriet noch, dass er das Erlebnis und den Erfolg in München gebührend feiern wolle: "Ich weiß nicht, ob wir Alkohol im Flugzeug haben. Ich trinke nicht viel. Aber ein paar Bier werden es schon sein."
- Eigene Beobachtungen
- Reporter vor Ort
- Pressekonferenz mit Tom Brady