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Bundesliga: Mikrofon an der Reservebank – TV-Revolution oder Katastrophe?


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Revolution an der Reservebank?
Eine Katastrophe für die Liga


15.12.2024 - 13:33 UhrLesedauer: 1 Min.
Thomas Müller: Spielt weiterhin beim FC Bayern, sitzt aktuell aber auch häufig auf der Reservebank.Vergrößern des Bildes
Thomas Müller: Spielt weiterhin beim FC Bayern, sitzt aktuell aber auch häufig auf der Reservebank. (Quelle: Imago/Sven Simon)
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Der Streaminganbieter DAZN überträgt ab der kommenden Saison die Bundesliga-Konferenz. Und es soll weitere Änderungen geben, wie beispielsweise das Mikrofon direkt an der Reservebank. Eine gute Idee?

Ab der nächsten Saison 2025/26 wird erstmals die Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag von DAZN übertragen – ein Rechtepaket, das zuvor Sky innehatte. Doch damit nicht genug. Alice Mascia, die Chefin des Streaminganbieters für den deutschsprachigen Raum, möchte den Markt weiter revolutionieren und Fußballübertragungen noch näher an die Fans bringen. Einer ihrer Vorschläge: zusätzliche Mikrofone an den Ersatzbänken.

Mascia sagte der "Bild"-Zeitung: "Das steht ganz oben. Ich verstehe natürlich, dass nicht jeder den Wünschen sofort zustimmen wird. Allerdings hoffe ich, dass man sich darauf einigen kann, dass der Fußball von anderen Sportarten lernen kann, wie man die Verbindung zu den Fans herstellt und ihnen etwas bietet." Viele junge Fans hätten eine engere Bindung zu einzelnen Spielern als zu den Klubs. Das liege auch daran, dass sie über Social Media viel persönlichere Einblicke bekommen würden. "Sobald die Spieler dann wieder bei ihrem Klub sind, wird dort der Riegel vorgeschoben. Da müssen wir ein gegenseitiges Verständnis mit den Klubs finden, dass es hier nicht darum geht, uns einen Gefallen zu tun, sondern den eigenen Fans mehr zu bieten und so letztlich auch selbst zu profitieren", so Mascia weiter. Diesem Wunsch müsste allerdings die DFL noch zustimmen.

Und das führt zu folgender Frage:

Braucht die Bundesliga wirklich Mikrofone an den Ersatzbänken?

Pro
Melanie Muschong
Melanie MuschongSenior Sportredakteurin

Ja, es ist Zeit für einen Durchbruch

Warum nicht offen für das sein, was es in anderen Sportarten bereits gibt? Im Football und Basketball in den USA werden Spieler regelmäßig mit Mikros ausgestattet. Es ist ganz normal. Das, was sie zu Mitspielern und Coaches sagen, gelangt so ungefiltert zum Fan und Zuschauer. Es ist ein Gewinn auf vielen Ebenen und schafft Verständnis. Nun ist es auch in der Bundesliga Zeit für einen Durchbruch.

Die Fans bekommen durch Mikrofone an den Reservebänken weitere Einblicke, sind noch näher an ihrer Sportart und an den Spielern dran, können Entscheidungen und Handlungen viel besser nachvollziehen. Es schafft Verbundenheit. Wie fiebert ein Joker auf der Bank beim Warten auf die Videobeweis-Entscheidung mit? Das wird so geklärt.

Hinzu kommt: Fußball ist Unterhaltung. Dafür gehen Fans ins Stadion und bezahlen viel Geld, um die Spiele live oder am TV verfolgen zu können. Mikrofone erhöhen den Unterhaltungsfaktor und zeigen Spieler so, wie sie sind.

In der heutigen Social-Media-Welt sind viele Sportler fast größer als die Sportart selbst. Die einzelnen Stars haben oftmals viel mehr Follower als ihre Klubs. Anhänger wollen alles von ihren Idolen wissen. Also auch das, was gesagt wird, wenn sie nicht spielen oder kurz vor ihrem Einsatz sind. Fakt ist doch: Fans können sich nur dann mit den Spielern identifizieren, wenn sie menschlich auftreten. Dabei hilft es, wenn sie verfolgen können, wie die Spieler auf der Bank genauso mitfiebern, wie sie selbst vor dem Bildschirm.

Der Fußball sollte sich nicht vor dieser Möglichkeit verschließen, sondern die Chance sehen, so noch mehr Menschen für die Sportart zu begeistern.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, es gibt Grenzen

Die Idee, Mikrofone an den Ersatzbänken zu installieren, mag nach noch mehr Unterhaltung für den TV-Zuschauer klingen, doch in Wahrheit ist sie eine Katastrophe für die ganze Liga – und zwar mit Ansage. Fußball ist kein Reality-TV, sondern weiterhin Hochleistungssport. Du brauchst als Fußballer die volle Aufmerksamkeit, um dich auf das zu konzentrieren, was deine Aufgabe ist: Fußball zu spielen. Und das ist heutzutage ohnehin schon schwer genug.
Auf dem Spielfeld sind alle Augen auf die Spieler gerichtet. Von den Fans im Stadion, den Mitarbeitern der Vereine, den Sponsoren und natürlich zusätzlich noch von den vielen Zuschauern am TV. Klar: Dieses große Interesse sorgt auch dafür, dass Fussballprofis viel Geld verdienen. Aber es gibt Grenzen. Und die sollten eingehalten werden.
Wohin soll es denn führen, wenn jetzt auch noch auf der Bank zusätzlich der Ton überwacht wird? Welcher Profi hat Lust, bei jedem Satz Angst vor einem Mikrofon zu haben?
Die Gefahr von aus dem Kontext gerissenen Zitaten, Fehlinterpretationen und unnötigen Shitstorms ist riesig. Dazu kommt: Kein Trainer will, dass seine Taktik auf dem Silbertablett der kompletten Öffentlichkeit serviert wird. Das wird aber geschehen, wenn der Ton die ganze Zeit mit aufgenommen wird. Das geht so nicht.
Fußball lebt von Emotionen, nicht von Überwachung. Mikros an den Bänken? Nein, danke!

 
 
 
 
 
 
 

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  • Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
  • Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch regelmäßig auch im Video – am Montag und manchmal auch Dienstag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport1 News“ bei Sport1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
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