t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballZweikampf der Woche

FC Bayern: Karriere-Killer für junge Talente? Experten warnen


Rücksichtsloser Rekordmeister
Der FC Bayern zerstört reihenweise Karrieren


07.02.2025 - 13:50 UhrLesedauer: 2 Min.
Max Eberl bei einem Sport-Business-Kongress in Hamburg. Obwohl er die Verträge von Manuel Neuer und Alphonso Davies verlängert hat, wartet noch viel Arbeit auf den Bayern-Vorstand.Vergrößern des Bildes
Max Eberl bei einem Sport-Business-Kongress in Hamburg. Obwohl er die Verträge von Manuel Neuer und Alphonso Davies verlängert hat, wartet noch viel Arbeit auf den Bayern-Vorstand. (Quelle: DeFodi Images)
News folgen

Talente flüchten, Berater warnen, Experten zweifeln: Ist der FC Bayern ein schlechter Klub für junge Spieler?

Der FC Bayern rüstet sich für die Zukunft – und hat dafür ein paar begehrte Talente unter Vertrag genommen, zuletzt Torwart Jonas Urbig und Mittelfeldspieler Tom Bischof. Der Klub hat Großes mit ihnen vor. Sie sollen sich optimalerweise durchsetzen und den FC Bayern langfristig prägen. Doch während neue Talente kommen, flüchten andere schon wieder aus München.

Mathys Tel wollte Bayerns Jahrhundertstürmer werden, doch nach zwei Jahren ohne Stammplatz entschied er sich für einen Wechsel zu Tottenham Hotspur. Tarek Buchmann träumte von einer Zukunft als Abwehrchef, doch seine Entwicklung stockt. Andere Eigengewächse wie Frans Krätzig, Adam Aznou, Arjon Ibrahimovic oder Paul Wanner mussten verliehen werden, um überhaupt Spielzeit zu bekommen. Ihre Aussichten auf eine große Zukunft bei Bayern? Eher mau.

Das Problem ist nicht neu. Schon in der Vergangenheit holte der deutsche Rekordmeister hochtalentierte Spieler wie Ryan Grevenberch, Renato Sanches, Michael Cuisance oder Sinan Kurt – doch fast alle scheiterten krachend bei Bayern. Bryan Zaragoza kam erst im Januar 2024, wurde aber sofort wieder verliehen und wird wohl nie zurückkehren. Auch Alexander Nübel kämpft nach mehreren Leihen immer noch um eine Perspektive.

Das hat auch mit der Verpflichtung von Urbig zu tun, um die es direkt Diskussionen gab. Der U21-Nationaltorhüter wechselte aus Köln zu Bayern, obwohl seine Chancen auf Einsatzzeit minimal sind. Ex-BVB-Keeper Roman Weidenfeller kritisierte den Transfer scharf: "Ich als Torwart kann es nicht verstehen. Als junger Spieler brauchst du Spielpraxis. Urbig hat sich aus meiner Sicht verwechselt." Hat er das?

Selbst Star-Berater Volker Struth äußerte sich kritisch, nachdem sein Klient Bischof sich mit der Entscheidung für Bayern schwertat: "Ich habe Tom am Abend vor der Unterschrift noch gefragt, ob er das wirklich, wirklich aus sich heraus möchte, ob er sich das zutraut und ob er glaubt, dass das für ihn als Sportler der richtige Schritt ist."

Aber liegt das Problem bei den Spielern – oder beim FC Bayern? Fakt ist: Der Anspruch in München ist enorm, jeder Transfer muss sofort sitzen. Junge Talente bekommen oft nicht die notwendige Spielzeit, weil die Münchner Trainer auf Erfahrung setzen. Gleichzeitig fehlt offenbar ein klares Konzept zur langfristigen Entwicklung – für externe Neuzugänge genauso wie Eigengewächse. Das führt zu der Frage:

Ist der FC Bayern ein schlechter Klub für Top-Talente?

Pro
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Ja, dieser Klub ruiniert Karrieren

Sie kennen das Krümelmonster aus der Sesamstraße? Es leidet an einer Keks-Sucht, stopft sich ohne Ende Kekse ins Maul und zermalmt diese zwischen dem riesigen Unter- und Oberkiefer. Leider landen die meisten Kekse dabei wieder draußen. Auf dem Boden.

Der FC Bayern ist wie das Krümelmonster. Die Kekse sind Talente. Er verleibt sich reihenweise junge Spieler mit der Aussicht auf eine große Zukunft ein. Die meisten werden zwischen Stars und Ansprüchen zermalmt – und landen wieder auf dem Boden. Oder bei einem anderen Klub. So wie Tel, Zaragoza oder Nübel: hochgelobte Talente, die sich kaum weiterentwickelt haben oder gleich wieder weg sind.

Das Problem beginnt bei der Philosophie: Bayern verpflichtet Talente nicht, weil sie eine zentrale Rolle bekommen sollen, sondern um sie als Optionen im Kader zu haben. Sobald der Druck steigt, verlassen sich die Verantwortlichen lieber auf gestandene Stars. Nübel hat nie eine echte Chance bekommen. Renato Sanches war Europas Golden Boy – in München wurde er zum Sinnbild eines gescheiterten Transfers. Jahrhunderttalente bekommen keine Einsatzzeit und erholen sich teilweise nicht mehr von ihrer Zeit bei Bayern.

Noch schlimmer: Es fehlt ein klarer Entwicklungsplan. Ein Talent kommt zu Bayern und hat zwei Möglichkeiten: Entweder es setzt sich sofort durch – oder es verschwindet. Auf der Bank oder im Nirgendwo. Leihen, wie bei Vidović oder Wanner, wirken oft planlos. Dass Berater mittlerweile öffentlich von Bayern abraten, ist kein Zufall. Bayern ist für viele Top-Talente eine Sackgasse, oder noch härter formuliert: ein Karrieregrab.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, Bayern ist ein Härtetest, kein Karriere-Killer

Der FC Bayern ist kein Ausbildungsverein. Wer hierher wechselt, muss sich dem größten Konkurrenzkampf in Deutschland stellen – und genau das macht den Klub so erfolgreich. Junge Spieler bekommen ihre Chancen, aber sie müssen sie auch nutzen. Jamal Musiala hat es vorgemacht, Alphonso Davies ebenso. Und auch Mathys Tel hätte seinen Durchbruch schaffen können, wenn er nicht die Herausforderung gescheut hätte.

Viele Talente unterschätzen, was es heißt, bei Bayern zu bestehen. Renato Sanches klagte über die Sprachbarriere, Michael Cuisance glaubte, sich mit halber Leistung durchsetzen zu können, und Alexander Nübel wollte Stammspieler sein, ohne sich gegen Manuel Neuer zu behaupten. Wer das Bayern-Gen hat, bleibt – wer es nicht hat, sucht Ausreden.

Natürlich ist der Konkurrenzkampf hart. Aber genau das ist der Grund, warum der FC Bayern Titel gewinnt. In München setzt sich nicht durch, wer am meisten Talent hat – sondern wer es mit harter Arbeit und mentaler Stärke auf den Platz bringt. Ein klarer Entwicklungsplan? Den braucht ein Spieler bei Bayern nicht. Wer sich nicht durchsetzt, wird verliehen – oder geht. Und das ist völlig in Ordnung.

Bayern ist kein Problem für Talente. Wer die Klasse für diesen Klub hat, der setzt sich durch – und wer es nicht schafft, wäre woanders auch gescheitert.

 
 
 
 
 
 
 

Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de

Transparenzhinweis
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom