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Nationalmannschaft: FC-Bayern-Einfluss im DFB-Team schwindet


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Neue Rangordnung
Die Vorherrschaft droht zu schwinden


05.09.2024Lesedauer: 4 Min.
Julian Nagelsmann herzt Jamal Musiala: Der Bundestrainer lobte den Bayern-Jungstar ausführlich.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann herzt Jamal Musiala: Der Jungstar ist einer der übrig gebliebenen Bayern-Stars. (Quelle: Markus Ulmer/imago-images-bilder)

Der FC Bayern stellt traditionell einen großen Block in der Nationalmannschaft. Doch der Einfluss des Rekordmeisters schwindet.

Die Beziehung des FC Bayern zur Nationalmannschaft war schon immer eine besondere, aber vor allem auch bedeutende. Denn in der Vergangenheit war immer der deutsche Rekordmeister das Maß aller Dinge in der DFB-Elf, vor allem, was den Kader anging. Borussia Dortmund stellte vielleicht mal vier Spieler für die DFB-Elf, Bayer Leverkusen an anderer Stelle vielleicht mal drei. Doch die Bayern waren in der Nationalelf immer am stärksten vertreten.

Das war das Ziel, das war der Anspruch der Mannschaft, die über die Jahre zahlreiche DFB-Legenden wie Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Lothar Matthäus, Manuel Neuer und Thomas Müller hervorgebracht hat. Doch die Vorherrschaft droht langsam zu schwinden.

Spiele

Das deutete sich schon im Frühjahr dieses Jahres an, als Julian Nagelsmann seinen letzten Kader vor der Nominierung für die Heim-EM berief. Mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Jamal Musiala kristallisierten sich nur drei Spieler heraus, die bei der EM zur Startelf gehören würden. Für das Selbstbild des FC Bayern schon damals viel zu wenig.

"FC Bayern Deutschland" hatte Bayern-Patron Uli Hoeneß einmal als Ziel ausgerufen, davon ist man inzwischen weit entfernt. Im Frühjahr erklärte Hoeneß dazu: "Die ganzen Erfolge der letzten 30 Jahre der Nationalmannschaft sind wesentlich durch den FC Bayern geprägt gewesen. Wenn jetzt beim FC Bayern ein gewisser Umbruch stattfindet, dann trifft das natürlicherweise auch die Nationalmannschaft."

Vor den kommenden Nations-League-Spielen gegen Ungarn und die Niederlande zeigte sich das von Hoeneß' gezeichnete Bild erneut. Nach den Rücktritten von Manuel Neuer und Thomas Müller nominierte Bundestrainer Nagelsmann mit Joshua Kimmich, Jamal Musiala und Aleksandar Pavlović nur noch drei Spieler des Rekordmeisters. Den angeschlagenen Leroy Sané und den stark in die Saison gestarteten Serge Gnabry ließ Nagelsmann zu Hause.

Der Einfluss des FC Bayern in der DFB-Auswahl schwindet, was Kimmich jüngst zu der folgenden Aussage bewegte: "Ich weiß gar nicht, wann das zuletzt der Fall war." Dem Rechtsverteidiger war durchaus bewusst, welche Spieler gerade auf dem Trainingsplatz des DFB dominieren: unter anderem jeweils fünf Stuttgarter und Dortmunder. Kein Bayern-Block mehr.

"Natürlich ist es immer ein gutes Zeichen für Bayern München, wenn wir viele Spieler hier bei der Nationalmannschaft haben. Schade, dass das momentan nicht der Fall ist", sagte Kimmich. Er betonte aber auch, dass dies nichts sei, was sich nicht wieder ändern könne. Konkret meint er dabei vor allem eine baldige Rückkehr Sanés, wahrscheinlich schon in der nächsten Länderspielphase im Oktober. Zudem vielleicht Gnabry?

Vor sechs Jahren sah es noch ganz anders aus

Das war es aber auch schon. Viel mehr kann man aus dem aktuellen Bayern-Kader nicht erwarten. Am ehesten Leon Goretzka noch, aber der scheint sowohl im Klub als auch in der DFB-Elf erst mal außen vor zu sein.

Dass es derzeit nur drei Bayern-Spieler im Kreise der Nationalmannschaft sind, hat nach den Rücktritten von Neuer und Müller aber auch noch einen anderen Grund: nämlich die grundlegend veränderte Transferpolitik des Rekordmeisters. "Wir wollen die Tugenden des deutschen Fußballs hier haben und den deutschen Fußball auch in der Welt repräsentieren", sagte der ehemalige Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidžić im Jahr 2018. Der Klub hatte gerade Leon Goretzka von Schalke verpflichtet – und so standen gleich neun DFB-Stars in der Startelf der Bayern (Neuer, Kimmich, Goretzka, Jérôme Boateng, Niklas Süle, Mats Hummels, Sebastian Rudy, Serge Gnabry und Thomas Müller).

Das sah dem Selbstbild der Bayern schon ähnlicher. Nun wurden aber im vergangenen Sommer Harry Kane (100 Mio. Ablöse) und dieses Jahr für mehr als 100 Millionen Euro der Franzose Michael Olise und der Portugiese João Palhinha geholt. Der lange umworbene Jonathan Tah von Bayer Leverkusen wäre ein neuer deutscher Nationalspieler in den Reihen der Bayern gewesen, aber der Transfer platzte.

Stiller? Das darf nicht noch mal passieren

Bei einem Neuling im DFB-Kreis haben die Münchner zudem nicht aufgepasst. "So etwas wie mit Angelo Stiller sollte uns nicht mehr passieren. Da hätten wir die Früchte unserer Nachwuchsarbeit besser ernten müssen", hatte Jochen Sauer, der Leiter des Nachwuchszentrums, Ende des vergangenen Jahres zu t-online gesagt. Stiller hatte seinen Ausbildungsverein 2021 ablösefrei Richtung Hoffenheim verlassen.

Matthias Sammer, der selbst schon beim FC Bayern als Sportvorstand gearbeitet hat, will einen Bayern-Block in der Nationalmannschaft nicht überbewerten. "Ich glaube nicht, dass alles besser wäre, wenn wir sieben Bayern hätten. Wichtig ist, dass wir Wege finden, uns zu stabilisieren, dass wir Ideen haben, eine Hierarchie und ein gutes Auftreten. Was immer gut ist, wenn wir Typen haben und eine eigene Identität", sagte der jetzige Prime-Video-Experte.

Wie wichtig jedoch so ein Block mit Spielern des erfolgreichsten Klubs Deutschlands ist, zeigte sich vor allem bei den deutschen Titelgewinnen. Beim WM-Titel 1974 standen sieben Spieler der Bayern im Aufgebot, 1990 waren es sechs, 2014 wieder sieben. Auch an den EM-Titeln 1972 und 1996 hatten die Münchner mit sechs und sieben Spielern einen großen Anteil.

Julian Nagelsmann will 2026 den WM-Titel holen. Wie viele Bayern-Spieler bei der Mission am Ende helfen werden? Fraglich. Im kommenden Sommer könnten die Bayern jedoch ihren Kadern mit zwei DFB-Stars auffüllen: Torwart Alexander Nübel wird dann eventuell nach München zurückkehren (momentan Leihe nach Stuttgart). Zudem ist das Transferziel Nummer eins für den kommenden Sommer wohl Florian Wirtz von Bayer Leverkusen. Es würde auch einen Wandel in der Transferpolitik der Bayern bedeuten.

Verwendete Quellen
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